12.02.2005 18:30 Uhr

Neururer nach Niederlage in Dortmund sauer

Dortmund (dpa) - Peter Neururer ließ mächtig Dampf ab. Im Frust über die unglückliche 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund vergaß der Trainer des VfL Bochum alle guten Vorsätze.

Obwohl er sich bei der Beurteilung von Schiedsrichterleistungen im Zeitalter des Wettskandals eigentlich Zurückhaltung auferlegt hatte, erklärte er den Unparteiischen im Anschluss an das 52. Revier-Duell öffentlich zum Sündenbock: «Ganz eindeutig ist uns von Hermann Albrecht und seinem Gespann der Sieg genommen worden. Wenn es den Fall Hoyzer nicht gäbe, würde ich von einem Skandal sprechen.»

Alle Bemühungen seiner tapferen Profis, den Gegner in einer denkwürdigen Schlammschlacht unter zum Teil irregulären Bedingungen in die Knie zu zwingen, wurden nicht belohnt. In der ersten Halbzeit verweigerte Albrecht den Gästen bei heftigem Regen und orkanartigen Windböen nach Foul von BVB-Torhüter Roman Weidenfeller an Filip Trojan einen Strafstoß, nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff einen regulären Treffer von Vratislav Lokvenc wegen angeblicher Abseitsstellung. Kleinlaut räumte der Referee aus Kaufbeuren seine Fehler in beiden Fällen ein: «Nach Betrachtung der TV-Bilder hätte man bei der Aktion von Weidenfeller eine andere Entscheidung treffen können. Darüber hinaus war es kein Abseits, da gibt es nichts zu rütteln.»

Viel Zeit bleibt den Bochumern nicht mehr, um den fünften Bundesliga-Abstieg noch abzuwenden. Wie schon in den vorherigen sechs Auswärtsspielen standen sie erneut mit leeren Händen da, scheiterten erneut an ihrer miserablen Chancenauswertung. Torschütze Jan Koller (21.) machte vor 76 500 Zuschauern im Westfalenstadion alle Hoffnungen auf eine dringend benötigte Trendwende zunichte. Neururer wollte zwar nicht von einem vorsätzlichen Betrug sprechen, wohl aber von einer dauerhaften Benachteiligung seiner Mannschaft durch die Schiedsrichter: «Das war bereits der 12. Punkt, den wir auf diese Art und Weise verloren haben. Wenn einige Leute etwas dagegen haben, dass wir drin bleiben, können wir den Spielbetrieb auch einstellen.»

Die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters taten der Freude des Gegners keinen Abbruch. Zehn Punkte aus den vergangenen vier Spielen beförderten die Borussia nicht nur aus der Abstiegszone, sondern trugen auch zur Beruhigung der Gemüter bei. Noch vor dem Anpfiff hatten rund 700 Fans auf einem Demonstrationszug vom Dortmunder Friedensplatz zum Westfalenstadion den Rückzug von Michael Meier zumindest aus dem Vereinsvorstand gefordert. Doch der Geschäftsführer des börsennotierten Fußball-Unternehmens will sich dem Druck der Straße partout nicht beugen: «Wir haben uns zum Spielball machen lassen - erst von Seiten des Kapitals, dann von den Fans. Es ist an der Zeit zu beweisen, dass der Verein noch geführt wird.»

Spätestens seit dem Rückzug von KGaA-Geschäftsführer Gerd Niebaum sollen Personaldiskussionen der Vergangenheit angehören. Nicht zuletzt deshalb stellte sich auch BVB-Präsident Reinhard Rauball demonstrativ hinter Meier. «Ein kompletter Austausch der Geschäftsführung ist nicht machbar. Michael Meier ist im Rahmen des anlaufenden Restrukturierungsprogrammes derzeit unverzichtbar.» Erste Fortschritte bei der Sanierung des hochverschuldeten Clubs sollen nicht konterkariert werden. «Es sind Verhandlungsstadien erreicht, die nicht einfach abgebrochen werden können», sagte Rauball.

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