04.12.2004 18:30 Uhr

Hannover 96 obenauf - Doll entzaubert

Hamburg (dpa) - Von der Witztruppe zur Spitzenmannschaft: Hannover 96 hat sich mit Taktik, Tempo und tollen Toren auf Platz vier vorgearbeitet. «Alle Welt hat gelacht über Hannover, und jetzt ist es andersherum», sagte Jung-Nationalspieler Per Mertesacker nach dem 2:0 (1:0) beim Hamburger SV.

Mit dem Sieg im Nord-Derby entzauberte das Überraschungsteam der Hinrunde zugleich den vermeintlich gewandelten HSV, der unter dem neuen Trainer Thomas Doll die zweite Niederlage kassierte und dabei Symptome aus der Toppmöller-Ära zeigte.

Die Hannoveraner staunen selbst, wie gut es läuft. «Die Leistung ist langsam unheimlich», gestand Manager Ilja Kaenzig nach den Toren von Steve Cherundolo (19.) und Daniel Stendel (58.). Auf die Frage nach einer neuen Zielsetzung des Vereins antwortete er mehrdeutig: «Das ist eine Saison, in der vieles möglich ist. Wenn du so spielst, kannst du gegen jeden gewinnen.» Das Wort «UEFA-Cup- Platz» umging er jedoch wie alle anderen Hannoveraner.

Vor rund zwei Monaten war diese Entwicklung wirklich nicht zu erwarten. «Wir waren die Lachnummer, als wir auf dem letzten Platz standen», meinte Mertesacker: «Und dann haben wir die ganze Bundesliga aufgemischt.» Seitdem hat 96 von elf Pflichtspielen nur die Partie bei Bayern München verloren und 23 Punkte geholt.

Mit den agilen Altin Lala und Julian de Guzman für die Defensive und dem wieder zu großer Form auflaufenden Regisseur Nebojsa Krupnikovic besitzt das Team ein außergewöhnliches Mittelfeld. «Man hat schon fast keine Worte mehr, wie super und aggressiv die spielen», lobte Trainer Ewald Lienen besonders seine beiden wichtigen Abräumer, die auch technisch hervorragend spielen und am flotten Kombinations-Fußball erheblichen Anteil haben.

Wie selbstbewusst die Hannoveraner inzwischen sind, demonstriert gerade der erst 20-jährige Mertesacker. Auf dem Platz die Ruhe selbst und Organisator der besten Abwehr der Liga, tritt das 96-Eigengewächs abseits zunehmend kecker auf. «Wir hatten mehr erwartet von Hamburg», sagte er grinsend, «aber wir nehmen es natürlich gerne an.»

In der Tat enttäuschte der HSV, der nach dem Trainerwechsel im Aufwind war, aber nun einen empfindlichen Rückschlag erlebte. Doll gab unumwunden zu: «Das war verdient, das haben alle gesehen.» Kleinlaut sagte der Trainer der Hamburger: «Wir müssen uns jetzt sammeln. Wir haben gemerkt, dass wir weiter hart arbeiten müssen.»

Gegen Hannover bot der HSV vor allem in der ersten Halbzeit eine schwache Vorstellung. Von der Euphorie, die das Team nach der Entlassung von Toppmöller zunächst gezeigt hatte, war in Ansätzen höchstens in der zweiten Halbzeit etwas zu erkennen. «Das lag in erster Linie an uns, aber auch am starken Gegner», kommentierte Doll.

Vor allem der zuletzt starke Sergej Barbarez, wie Verteidiger Khalid Boulahrouz gesperrt, fehlte den Hamburgern im Angriff. «Da kam keiner und wollte den Ball haben», stellte Daniel van Buyten ernüchtert fest: «Wir haben nicht so gespielt wie in den letzten Wochen.» Dennoch war er wie Stefan Beinlich der Meinung: «Wir haben allgemein schlecht gespielt, da muss man die Ausrede nicht bei den Ausfällen suchen.»

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