04.12.2004 18:30 Uhr

Freiburg nach Debakel gegen Bremen am Abgrund

Freiburg (dpa) - Der SC Freiburg taumelt seinem dritten Bundesliga-Abstieg entgegen, doch «Urgestein» Volker Finke sitzt noch immer fest im Sattel.

Bereits vor dem 0:6 (0:3)-Debakel gegen Werder Bremen hatte sich Präsident Achim Stocker, der aus gesundheitlichen Gründen die Spiele nicht live verfolgt, im Stadionmagazin erneut hinter den 56-Jährigen gestellt. «Es weiß doch jeder, dass eine Trainerentlassung bei uns kein Thema werden kann», sagte er. Im Präsidium sei das Thema in den letzten Wochen nicht einmal mit einem Nebensatz angeschnitten worden. Finke selbst wähnt sich «ganz nah bei der Mannschaft» und will von Rücktritt nichts wissen.

Nach der siebten Niederlage hintereinander und der höchsten Heimschlappe seiner Bundesliga-Geschichte - vor Jahresfrist verloren die Breisgauer gegen Bayern München ebenfalls 0:6 - rutschte der Sportclub mit nur zehn Punkten auf den letzten Platz. Vor 24 500 Zuschauern inszenierten Nationalstürmer Miroslav Klose mit seinen Saisontoren Nummer neun und zehn (20./23.), der griechische Europameister Angelos Charisteas (29./57./87.) sowie Johan Micoud (62.) ein munteres Scheibenschießen. Das hätte für die Gastgeber noch bitterer geendet, wenn sich die Bremer nicht für den Champions- League-Auftritt am Dienstag beim FC Valencia geschont hätten.

Die Freiburger Fans, vom Verein mit 15 000 «Drei-Punkte-Mützen» im Nikolaus-Stil ausgestattet, hielten die Köpfe wacker oben und bewiesen Galgenhumor. «Das Licht ist aus, wir geh'n nach Haus'. Rabimmel, rabammel, rabum», sangen sie bereits nach dem 0:2. Im Nebel sahen sie nur Grauen: Nach dem 0:3 fürchtete man für einen Augenblick, die wie gelähmt wirkenden Freiburger Profis würden vollends stehen bleiben. «Wir sind nicht mehr in der Lage, den Ball kontrolliert zu spielen», konstatierte Kapitän und Torhüter Richard Golz, trotz des halben Dutzends Gegentore noch der beste Freiburger.

«Die Verunsicherung hat einige völlig aus der Spur gebracht. Wir sind richtig aufgemischt worden», sagte Finke. Es habe ihm wehgetan, «dass einige auf dem Platz weggebrochen sind». Nachdem er vor wenigen Wochen Neuverpflichtungen noch als «Unsinn» abgetan hatte, räumte er nun ein: «Wir brauchen dringend Ergänzungen, um ein paar Schlüsselpositionen zu verstärken.»

Immer mehr spaltet Finke, der seit 1991 in Freiburg erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet hat, die Fans: Die Gruppe der «Finke-raus!»- Rufer wächst, wird aber noch von den Pfiffen der anderen überstimmt. «Einer, der 14 Jahre lang seine Stärken so einbringt, der hat sie im 15. Jahr nicht verloren», beharrte Stocker auf seiner Linie. So gesehen gilt jene Weisheit, die nach all den Jahren ziemlich abgedroschen ist: Finke kann sich nur selbst entlassen.

Sein Kollege Thomas Schaaf verließ hingegen beschwingt die Arena. «Ich glaube, wenn man 6:0 gewinnt, hat man nicht viel falsch gemacht», meinte Bremens Trainer. «Wir haben sehr schönen Fußball gespielt und hervorragende Tore gemacht. Jetzt sind wir gut vorbereitet für Valencia.» Dort hofft der so oft auf die Bank verbannte Charisteas, der für den verletzten Ivan Klasnic spielte, wieder auf einen Einsatz von Anfang an. Seinen Mitspielern Ludovic Magnin und Ümit Davala habe er vor dem Anpfiff prophezeit, dass er zwei Tore schieße würde, frohlockte der dreifache Torschütze, ehe er bemerkte: «Oh, da hatte ich doch nicht recht.»

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