30.10.2004 18:30 Uhr

Lienen beschert 96 «Goldenen Oktober»: 3:0 gegen Bochum

Hannover (dpa) - Hannover 96 mischt unter der Regie eines geläuterten Trainers Ewald Lienen weiter die Fußball-Bundesliga auf. Die Niedersachsen, Tabellenletzter nach dem 6. Spieltag, stürmten durch das 3:0 gegen den VfL Bochum völlig unerwartet auf Rang vier.

Fünf Siege in Serie bedeuten im «Goldenen Oktober» Vereinsrekord. «96 erlebt zur Zeit das Gleiche, was uns vergangene Saison passiert ist. Das Team ist perfekt organisiert, spielt schwungvoll und schwimmt auf einer Erfolgswelle», analysierte Bochums Coach Peter Neururer den Höhenflug seiner früheren Mannschaft.

«So eine Serie hatte ich zuletzt als 13-Jähriger bei TuS Schloß Holte», scherzte Lienen. Aus dem einst verbissen wirkenden «Zettel-Ewald», der hinter jeder Ecke einen Feind vermutete, ist ein Trainer geworden, der weiterhin hart und akribisch arbeitet. Er strahlt jetzt aber auch Gelassenheit aus und ist bereit, eigene Fehler einzugestehen und Personalentscheidungen zu revidieren. Bei seinem Auftritt im ZDF-Sportstudio («Wenn ich irgendwo einen kaputten Rasen sehe, gehe ich hin und flicke ihn») entwickelte der 96-Coach sogar Entertainer-Qualitäten und erhielt Szenenapplaus.

«Knackpunkt war der Auswärtssieg in Rostock. Da hat sich eine erfolgreiche Mannschaft gebildet. In Krupnikovic habe ich einen Spielgestalter gefunden, den ich lange nicht berücksichtigt habe», erläuterte Lienen das Erfolgsgeheimnis. Zudem stärken Siege das Selbstbewusstsein der Spieler. «Es ist schon ein geiles Gefühl, mit vier Siegen im Rücken locker, aber dennoch konzentriert in ein Spiel zu gehen. Wir bleiben auf dem Teppich, ändern die Saisonziele nicht, fahren aber auch nicht ohne Chancen zum FC Bayern München», sagte Stürmer Daniel Stendel.

Er traf zum 2:0 (64.), nachdem zuvor der Ex-Bochumer Thomas Christiansen (16.) sein erstes Saisontor erzielt hatte. Leandro (88.) sorgte gegen die überforderten Gäste für den Endstand. «Wenn man ein Problem daraus macht, dass ein Stürmer keine Tore schießt, hat man ein Problem», sagte Christiansen, der zuvor fünf Monate nicht getroffen hatte. «Es war meine Hoffnung, dass er gegen seinen Ex-Club trifft. Christiansen und Stendel haben sich in den vergangenen Spielen den Arsch aufgerissen. Sie waren mal dran», begründete Lienen seine Maßnahme, den Tschechen Jiri Stajner, zweifacher Torschütze gegen Kaiserslautern, zunächst auf der Bank zu lassen.

Während Lienen mit seinen Personalentscheidungen seit Wochen stets richtig liegt, hat sein Kollege Neururer das Glück, das zum Fußball dazu gehört, offensichtlich in der vergangenen Saison ganz ausgeschöpft. Von einem einstelligen Tabellenplatz wollte der VfL-Coach nach der klaren Niederlage nichts mehr wissen. «Wir müssen den Realitäten in die Augen sehen und jetzt Punkte gegen den Abstieg holen», sagte Neururer.

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