02.10.2004 18:30 Uhr

Mainz klaut Freiburg Spielweise und Punkte

Freiburg (dpa) - Der FSV Mainz 05 hat dem SC Freiburg nicht nur in letzter Sekunde die Punkte gestohlen, sondern auch mächtig im taktischen Revier der Schwarzwälder geräubert.

«Wir haben denen ihr Spiel geklaut», frohlockte Trainer Jürgen Klopp nach dem 2:1 (1:0) in Freiburg, dem ersten Auswärtssieg des Aufsteigers überhaupt in der Fußball-Bundesliga. Novize Klopp (37) hatte den «alten Fuchs» Volker Finke und seine Mannschaft bereits in der ersten Halbzeit zur Verzweiflung getrieben.

«Die Mainzer sind gerannt und gerannt, die sind mehr gerannt als wir», staunte SC-Mittelfeldspieler Sascha Riether noch eine Stunde nach dem Abpfiff. Auf das «Verschieben», das viel Laufarbeit erfordert, hatte eigentlich Freiburg das Patent. Doch die Rheinhessen stopften jede Lücke, und Finke musste hinterher einräumen, «dass wir in der ersten Halbzeit Schwierigkeiten hatten gegen zwei dichte Viererketten». Beide Mannschaften, versicherte der 56-Jährige, seien sich nicht besonders ähnlich und hätten auch ganz verschiedene Spielertypen. Aber wer gibt schon gerne zu, mit eigenen Waffen geschlagen worden zu sein.

Dass ausgerechnet Fabian Gerber die Führung für die Gäste erzielt hatte (22.), dürfte Finkes Laune zusätzlich verschlechtert haben. Der Mittelfeldspieler war 2001/2002 in Freiburg, wurde unter anderem durch einen schweren Motorradunfall zurückgeworfen und kam dann über den FC St. Pauli nach Mainz. «Ich habe hier nie eine faire Chance bekommen», sagte Gerber, wollte aber nicht von Genugtuung sprechen. Dessen Aussage in der «Bild»-Zeitung zum Unterschied zwischen beiden Trainern war deutlich genug: «Finke macht mehr Theorie, bleibt distanziert, macht mehr Druck. Mit Klopp kann man sich ganz anders unterhalten. Er versteht die Sorgen der Spieler, weiß immer, wie wir uns fühlen.» Der große taktische Unterschied zwischen beiden Teams, erklärte Gerber, sei das Pressing - «damit haben die meisten Gegner in der ersten Liga Schwierigkeiten».

Nicht gefallen haben dürfte Finke auch ein Seitenhieb von Klopp. «Er erfreut sich auch an Fußball, den ich nicht spielen lassen würde», sagte der Mainzer Coach. Allerdings hatte seine Mannschaft im zweiten Durchgang kaum mehr getan, als das Ergebnis zu halten. Lewan Zkitischwili bestrafte dies vor 24 000 Zuschauern mit dem 1:1 (70.), und Freiburg schien bei seinem vierten Heimspiel in dieser Saison auf dem Weg zum vierten Unentschieden. Doch beim letzten Spielzug der Partie hetzte Marco Rose mit nach vorne, schloss den Konter in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit dem 2:1 ab.

«Das war ein richtig geiles Fußball-Spiel, jeder einzelne Spieler hat derzeit Flügel», sagte der Mainzer Präsident Harald Strutz. So blieb der Neuling auch im sechsten Spiel hintereinander ungeschlagen und behauptete den fünften Platz in der Tabelle. Und gewann ein Duell, in dem es schließlich auch darum ging, wer die liebenswerteste Alternative zu den Starclubs der Bundesliga ist.

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