02.10.2004 18:30 Uhr

Hertha-Sieg bringt FCK-Coach Jara in die Bredouille

Kaiserslautern (dpa) - Im wöchentlichen Wechselspiel um Sicherheit und Gefährdung von Trainerstühlen hat Falko Götz den Schwarzen Peter wieder an seinen Kaiserslauterner Kollegen Kurt Jara weiter gereicht.

Während Hertha BSC mit dem souveränen 2:0 (1:0) auf dem Betzenberg einen Bann brach und im siebten Anlauf endlich den ersten Saisonsieg feierte, schlug dem 53-jährigen Österreicher nach der dritten Heimniederlage der geballte Unmut über die dürftige Darstellung des wieder im Abstiegskampf steckenden FCK entgegen.

«Jara raus!» forderten die frustrierten Pfälzer Fans unter den 30 696 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion, die zudem mit sarkastischen Gesängen («Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehn») kübelweise Hohn und Spott über die mit hängenden Köpfen vom Feld schleichenden heimischen Dilettanten ausschütteten. «Ich habe volles Verständnis für die Reaktion der Zuschauer, dass wir nach dieser nicht akzeptablen Leistung ausgepfiffen wurden und der Kopf des Trainers gefordert wird», sagte Jara zum «schlechtesten Spiel, seit ich seit dem 4. Februar hier bin».

«Jaras Kommentar kann ich mich nahtlos anschließen. Wenn man sich so kampflos abschlachten lässt, bekommt man eben die Quittung. Mehr als die Niederlage schmerzt die Reaktion der Zuschauer, die uns der Lächerlichkeit preisgaben», meinte FCK-Chef René C. Jäggi. Die Saison-Minuskulisse gibt dem Schweizer zu denken: «Das ist ein Alarmzeichen.» Auch wenn Jara im Stadion-Heft seine heftige Publikumsbeschimpfung nach dem Pokal-K.o. gegen Schalke 04 erklärte - eine Liebesbeziehung wird das gespaltene Verhältnis zwischen Jara und den Fans wohl nie.

Die Luft am Betzenberg wird für Jara immer dünner, auch weil ihn sein spielerisch minderbemitteltes Team schmählich im Stich ließ. Jara: «Da standen elf Einzelspieler auf dem Feld. Von hinten bis vorne hat nichts gestimmt. Von der ersten bis zur 90. Minute hatten wir keine Torchance.» Jäggi («Der Trainer steht nicht zur Diskussion») stärkt Jara zwar weiter den Rücken, machte aber auch unmissverständlich klar, was er als Konsequenz auf die schon an Arbeitsverweigerung grenzende Leistung vom Coach erwartet.

«Es muss rauer werden und andere Töne angeschlagen werden. Die Stimmung war offensichtlich zu gut. Die Spieler haben eine Verantwortung gegenüber dem Club. Wenn sie das nicht begreifen, dann muss man ihnen das einhämmern», forderte Jäggi. Als Vorschlag zum «Straftraining» konnte man seine süffisante Bemerkung interpretieren: «Die Pfalz hat wunderschöne Wälder.»

Nach dem Berliner Befreiungsschlag, der mit dem mächtigen Sprung vom 16. auf einen einstelligen Tabellenplatz belohnt wurde, hatte Götz guten Grund zum Aufatmen. ««Wir können es doch noch. Ich bin sehr froh, dass wir unseren ersten Dreier eingefahren haben. Auch wenn wir nicht unsere bestes Spiel gezeigt haben, wichtig sind allein die drei Punkte, auf denen wir aufbauen können», sagte er.

Grund zur Freude gab der Hertha-Coach auch der erst 20-jährige Youngster Christian Müller, der nach dem 1:0 durch Niko Kovac (18.) 45 Sekunden nach Wiederanpfiff einen haarsträubenden Fehler von FCK- Kapitän Timo Wenzel zum entscheidenden 2:0 nutzte. Götz: «Da wächst ein Berliner Talent aus unserer Fußball-Akademie heran. Wenn er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, kann er ein Großer werden.»

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