27.07.2023 12:26 Uhr

Zweitliga-Aufsteiger zwischen Euphorie und neuer Realität

Osnabrück machte den Aufstieg in Liga zwei in letzter Sekunde klar
Osnabrück machte den Aufstieg in Liga zwei in letzter Sekunde klar

Als neue kleine Fische im Haifischbecken 2. Bundesliga stehen die Aufsteiger aus Osnabrück, Elversberg und Wiesbaden vor dem Saisonstart zwischen Euphorie und neuer Realität.

Es dauerte nur 21 Sekunden. Dann waren alle verfügbaren Dauerkarten für die Osnabrücker Fankurve vergriffen. "Die Stimmung im Verein - das ist schon sensationell", sagte VfL-Aufstiegstrainer Tobias Schweinsteiger dem "SID": "Man spürt eine Euphorie, eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem VfL, mit dem Fußball, den wir spielen, aber auch damit, wie sich der VfL präsentiert."

Der Ansturm hatte sich bereits angedeutet. Vergangene Drittligasaison pilgerten pro Spiel durchschnittlich 13.574 Fans zum Stadion an der Bremer Brücke. In der Historie des Elften der ewigen Zweitligatabelle waren es nur in zwei Spielzeiten mehr. Dennoch ist man im Vergleich zur neuen Konkurrenz aus Hamburg, Schalke oder Berlin auch mit diesen Zahlen wieder der kleine Klub, der Underdog - die neue Realität des VfL.

Elversberg muss am 1. Spieltag ausweichen

Für Drittligameister SV Elversberg ist dieses Gefühl nicht neu. Beim Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga kamen durchschnittlich knapp über 5000 Zuschauer ins heimische Stadion an der Kaiserlinde. Und ausgerechnet im ersten Zweitligaheimspiel der Vereinsgeschichte wird das Stadion sogar gänzlich leer bleiben.

Zumindest für das erste Heimspiel gegen Hansa Rostock muss die SVE wegen Umbauarbeiten am eigenen Stadion nach Saarbrücken ausweichen. Doch das ist nur ein kleiner Störfaktor in der Erfolgsgeschichte der Saarländer, die nun in der 2. Bundesliga ihre Fortsetzung finden soll.

Trainer Horst Steffen verweist dabei selbstbewusst auf die eigenen Stärken: "Wir müssen auf alles gefasst sein. Und dementsprechend richtet sich auch da immer wieder der Fokus auf das, was wir können."

Wiesbaden muss Hollerbach-Abgang verkraften

Selbstbewusst ist man auch in Wiesbaden. Man sieht sich besser aufgestellt, als beim letzten Zweitligaabstieg 2019/20. "Dieses Jahr hat es, auch von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, deutlich mehr Substanz", sagte SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer der Hessenschau. Schäfer lobte die Breite des Kaders. Dennoch konzentrierte sich in der Öffentlichkeit weiterhin alles auf einen: Offensivspieler Benedict Hollerbach.

Lange Zeit war Hollerbach beim 1. FC Köln im Gespräch gewesen, mittlerweile ist klar, dass er zu Champions-League-Teilnehmer Union Berlin wechselt. Der 22-Jährige war im Team von Trainer Markus Kauczinski der herausragende Spieler der vergangenen Saison, die in einem dramatischen Saisonfinale endete.

Für Schäfer war jenes Saisonende, in dem der sicher geglaubte Aufstieg in der Nachspielzeit des letzten Spieltags erst noch entrissen wurde, über die Relegation aber dann doch noch gelang, im Nachhinein ein Segen: "Endlich hat der Verein eine Geschichte. Den Vier-Minuten-Aufstieg, den wir erlebt haben und dann die Relegation, wo wirklich eine Stadt und eine Region hinter uns standen." Es war der Mitaufsteiger aus Osnabrück, der Wiesbaden diese Geschichte ermöglichte und damit gleichzeitig sein eigenes Märchen schrieb.

Osnabrück-Coach Schweinsteiger gibt Marschrichtung vor

Schnell wurde der VfL aber von der harten Realität des Fußballgeschäfts eingeholt. Mit Top-Scorer Ba-Muaka Simakala, Stammsechser Sven Köhler und Rechtsverteidiger Omar Traore verließen im Sommer gleich drei Säulen des Aufstiegs das Team. Ein Stimmungsdämpfer? Nicht für Coach Schweinsteiger.

"Das ist eher die Verletzung von Timo Beermann", sagte der 41-Jährige. Der Kapitän verletzte sich zu Beginn der Vorbereitung schwer am Knöchel und voraussichtlich bis zum Winter ausfallen. Umso mehr wird es bei der Mission Klassenerhalt nun auf Mittelfeld-Routinier Robert Tesche und die Neuzugänge ankommen. Die Spieldevise gibt Schweinsteiger derweil klar aus. Man wolle "jedem Gegner das Spiel so unangenehm wie möglich machen."

Alle drei Aufsteiger bestreiten ihre Auftaktpartien zeitgleich am Samstag (13.00 Uhr). Der VfL Osnabrück empfängt den Karlsruher SC um Rückkehrer Lars Stindl, die SV Elversberg feiert bei Hannover 96 ihr Zweiligadebüt und der SV Wehen Wiesbaden hat den 1. FC Magdeburg zu Gast.

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