25.07.2023 08:17 Uhr

Sturm Graz will Erfolgswelle weiterreiten

Ilzer geht mit Sturm in eine vierte Saison
Ilzer geht mit Sturm in eine vierte Saison

Sturm Graz startet als Salzburg-Jäger Nummer eins in die neue Bundesligasaison. Erfolgstrainer Christian Ilzer blieb ebenso in Graz wie der Stamm der Mannschaft, die punktuell noch einmal verstärkt wurde. "Die letzte Saison zu bestätigen und vielleicht noch zu toppen, wird eine Riesenchallenge", stieg Ilzer im APA-Gespräch erst einmal auf die Euphoriebremse.

Der Cupsieg, Platz zwei in der Liga und der damit verbundene Startplatz in der Champions-League-Qualifikation haben die Erwartungen im schwarz-weißen Lager in lichte Höhen getrieben. Die Fankurve wurde erstmals mit Abos ausverkauft, stadionweit wurde die 8.000er-Grenze geknackt, der Club zählt mittlerweile über 9.000 Mitglieder. "Am Tag, an dem wir am Hauptplatz den Cuptitel gefeiert haben, haben unsere Fans gleichzeitig den Meistertitel gefordert", erzählte Ilzer und grinst dabei. "Es war einfach eine sensationelle Saison, wo sehr viel gepasst hat."

Tatsächlich muss vieles stimmen, damit die nationale Nummer vier (den Budgetzahlen von 2021/22 nach) dem finanziell enteilten Krösus Salzburg erneut am Rasen Paroli bieten kann. Sollten Salzburg-Fans vor einem Abgang von Christoph Freund gezittert haben, so gilt das für Sturm-Anhänger bei Andreas Schicker noch mehr. Der frühere Profi-Kicker bildet mit Ilzer seit 2020/21 ein umjubeltes Erfolgstandem. Während Ilzer mit seinem Betreuerteam in der Sommerpause einzelne "Rädchen" in einem gewachsenen Kollektiv nachjustiert hat, ließ Schicker erneut Millionen regnen.

Wlodarczyk statt Emegha

Stürmer Emanuel Emegha wurde für zumindest 13 Millionen Euro zu Racing Straßburg transferiert. Der zweite Verkauf in zweistelliger Millionenhöhe nach Rasmus Höjlund (17 Mio./2022) vergrößerte den bereits gewachsenen Handlungsspielraum von Sturm erneut. Knapp drei Millionen Euro wurden für den polnischen Jungstürmer Szymon Wlodarczyk ausgegeben. Eine solche Summe war für die Grazer vor kurzer Zeit noch illusorisch.

Millionen-Transfers sind aber auch künftig wirtschaftliche Notwendigkeit, um den Wettbewerbsnachteil in puncto Infrastruktur einigermaßen abzufedern. Das wohl drängendste strategische Thema zieht sich wie ein Strudelteig. Als einziger Topclub Österreichs verfügen die Grazer nicht über ein eigenes Stadion. Die Merkur Arena ist in Besitz der Stadt Graz, Sturm ist lediglich Untermieter mit dem GAK als "Mitbewohner". Zwar prüft die verschuldete Stadt aktuell eine sogenannte Zwei-Stadien-Lösung, doch Handfestes ist vor dem Ergebnis des Finanzausgleichs nicht zu erwarten.

Beim Sturm ist man jedenfalls davon überzeugt, dass das Geld für den 20-jährigen Wlodarczyk wieder gut investiert ist. "'Wloda' hat in der Spitze nicht das Tempo von Emegha oder Höjlund, aber er hat eine große Qualität, die man nicht lernen kann: Er weiß, wo das Tor steht", sagte Ilzer über seinen neuen Stürmer, der noch einen neuen Nebenmann als Emegha-Ersatz bekommen soll.

Sturm will Lücke zu Salzburg schließen

Mit den Neuerwerbungen - Tormann-Riese Kjell Scherpen (2,06 m) und Mittelfeld-Motor Javi Serrano - will Sturm trotz drohender Abgänge (Alexander Prass, Jusuf Gazibegovic) den Status als zweite Kraft verteidigen. Ilzer holte verbal vor allem den LASK ins Boot der Salzburg-Jäger dazu. Die Handlungsziele sind nach oben formuliert. "Unser oberstes Credo ist es, uns weiterzuentwickeln und damit vielleicht doch noch diese Lücke zu Salzburg zu schließen", meinte Kapitän Stefan Hierländer. Verbesserungspotenzial wurde in der Vorbereitung identifiziert. Hierländer: "Wir sind schon draufgekommen, dass wir ein bisschen effektiver sein könnten."

Der Kader ist mittlerweile namhaft auf allen Positionen doppelt besetzt. Dies ist einerseits ein wichtiger Mosaikstein des Erfolgs, lässt andererseits aber Eigengewächse an eine gläserne Decke stoßen. Zuletzt verabschiedete sich mit Moritz Wels (18) der laut Club-Insidern talentierteste Bursch der letzten Jahrgänge zur Wiener Austria.

Ilzer blieb Sturm bisher treu. "Ich liebe es, Sturm-Graz-Trainer zu sein. Das ist für mich eine wundervolle, eine ehrenvolle Aufgabe", beantworte der 45-Jährige die Frage nach Angeboten maximal ausweichend. "Trotzdem ist der Fußball dann so unberechenbar, dass ich nicht sage, ich bleibe für immer und ewig bei Sturm. Der Verein verspricht mir ja auch nicht, dass sie mich niemals raushauen." Das unwiderstehliche Offert trudelte offenbar noch nicht ein. "Es muss sich eine Möglichkeit auftun, wo man nicht mehr nein sagen kann." Eventuell nach einer vierten erfolgreichen Saison bei Sturm.

apa

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