13.07.2023 05:00 Uhr

Wenninger will in Frauen-Liga "etwas bewegen"

Wenninger muss jetzt abseits des Platzes die Ärmel aufkrempeln
Wenninger muss jetzt abseits des Platzes die Ärmel aufkrempeln

Statt Fußballschuhe zu schnüren, im Büro vor dem Laptop: Für Carina Wenninger hat am 3. Juli mit der ÖFB-Tätigkeit als Managerin der Frauen-Bundesliga ein neues Kapitel begonnen. Die 32-Jährige will das Oberhaus auch mithilfe einer Ligareform attraktivieren. "Ich möchte etwas bewegen, dazu beitragen, damit es besser wird und dass die Entwicklung noch weiter bergauf geht", sagte Wenninger. Sie vermisst es, selbst Fußball zu spielen, den Karriereschritt bereut sie aber nicht.

2023/24 wird die vom SKN St. Pölten seit Jahren dominierte Frauenliga noch mit Hin- und Rückrunde und damit nur 18 Saisonpartien ausgetragen. Im Jahr darauf soll eine vom ÖFB noch zu beschließende Reform greifen. Die Pläne sehen nach dem Grunddurchgang eine Teilung in oberes und unteres Play-off, ähnlich dem Format der Männer, vor. "Es schaut gut aus, dass es in die Richtung gehen wird", betonte Wenninger. Mehr Saisonspiele wären einer der Vorteile, spannendere Konstellationen an beiden Tabellenenden wohl ein anderer. "Der allgemeine Wunschgedanke ist, dass der Wettbewerb noch enger und dadurch attraktiver wird."

Aus finanzieller Sicht wurde bereits eine Verbesserung durch die Installierung von Admiral als Namenssponsor der Liga erreicht. "Es ist eine coole Sache, weil es ein Partner ist, der wirklich was angehen und entwickeln möchte. Man merkt, dass da wirklich ein Anliegen und auch eine finanzielle Kraft dahinter ist", verlautete die Steirerin. Klares Ziel ist es, die Attraktivität und Sichtbarkeit der Liga zu erhöhen. Professionalisierungsschritte weiter voranzutreiben, ist ein wichtiger Puzzlestein. "Durch mehr Professionalität hat man automatisch mehr Qualität und dadurch hofft man, zu mehr Zuschauer zu kommen", sagte Wenninger.

Noch viel Entwicklungspotenzial

Namhafte Männer-Bundesligavereine im Frauen-Oberhaus sind eine große Hilfe. Viel Entwicklungspotenzial ist noch vorhanden, da Großclubs wie Salzburg oder Rapid aktuell erst mit Mädchenteams ihre Fraueninitiativen starten. Ganz frisch ist auch der berufliche Alltag für Wenninger. Isabel Hochstöger, ÖFB-Leiterin für Mädchen- und Frauenfußball, und die schon länger beim ÖFB beschäftigte Ex-Teamspielerin Jasmin Eder stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite.

"In jedem Meeting erfährt man wieder neue Dinge, die man als aktive Spielerin gar nicht wissen kann. Der Bereich ist so groß, dass ich sehr schnell lernen muss", ist sich Wenninger bewusst. Problem hat sie damit keines. "Ich bin so ein Typ, der es gerne hat, wenn es mit Vollgas in eine neue Aufgabe geht." Dabei habe sie immer eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst. "Aber es gibt Schlimmeres als diesen positiven Druck", betonte die Ex-Abwehrspielerin, die ihren Lebensmittelpunkt nach Wien verlagert hat.

Die Fußballschuhe machten die Reise mit. "Es juckt mich schon noch sehr zu spielen, ich würde lügen, wenn ich sage: 'Das Gefühl ist komplett weg'", gab Wenninger Einblick. Tage ohne Training seien noch immer ungewohnt. "Aber es passt gut so, ich bereue meinen Rücktritt überhaupt nicht." Zuvor hatte es zum Karriereabschluss in Meisterschaft und Supercup mit der AS Roma zu zwei Titel gereicht, im Cup-Finale gab es für den Champions-League-Viertelfinalisten eine Niederlage. "Ein sehr erfolgreiches Jahr für die Roma und eine nahezu perfekte Saison für mich", blickte Wenninger zurück.

Wenninger verpasste WM-Ticket mit Nationalteam

Auf Nationalteam-Ebene war das nicht der Fall. Im Oktober wurde in Schottland im Play-off ein WM-Ticket frühzeitig verspielt. Das schmerzt die 127-fache ÖFB-Teamspielerin gerade wieder. "Jetzt, wo viele Nationalteams in den letzten Tagen der Vorbereitung vor der WM-Abreise sind, wird man mit der Thematik wieder mehr konfrontiert. Es ist sehr bitter", sagte sie. Aufgrund der frühen Anstoßzeiten wird sie nur wenig vom Turnier live mitbekommen. Die Daumen drückt sie Deutschland, Italien und Schweden, da dort Ex-Weggefährtinnen im Einsatz sind.

Deutschland sieht sie wie die USA als Favorit. Bei Europameister England werde sich weisen, ob verletzte Starspielerinnen adäquat ersetzt werden können. "Bei der EM hatten sie auch in der zweiten Reihe unglaublich gute Spielerinnen", sagte Wenninger, die nicht mit einer Überraschung durch einen Außenseiter rechnet. In dieser Rolle tritt Österreich im Herbst in der Nations League an. Mit Frankreich, Norwegen und Portugal warten "richtige Kaliber".

Wenninger, die ehrenamtlich für das Social-Impact-Unternehmen "share" wirbt, ist aber für die Zukunft nicht bange. "Man kann von jungen Spielerinnen nicht erwarten, dass sie jedes Spiel mit Top-Konstanz spielen, aber vom Grundniveau und wie sie ausgebildet werden, kommen ganz tolle Spielerinnen nach." Bestes Zeichen dafür: Die ÖFB-U19 tritt als eines von acht Teams ab 18. Juli bei der EM an.

apa

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