22.02.2022 13:05 Uhr

Der brisante Ausverkauf bei Union Berlin

Sascha Prömel (l.) verlässt Union Berlin im Sommer
Sascha Prömel (l.) verlässt Union Berlin im Sommer

Union Berlin verliert in Sascha Prömel den nächsten Leistungsträger. Was wie ein Ausverkauf aussieht, ist am Ende nur der ganz normale Kreislauf: Groß frisst Klein.

Die neue Social-Media-Rubrik "Frag mich doch" hat Union Berlin nach nur zwei Ausgaben eingestellt. "Vorerst keine neuen Folgen", schrieb der Fußball-Bundesligist auf Twitter versehen mit dem Hashtag "Fluchbeenden". In den ersten beiden Ausgaben standen Max Kruse und Grischa Prömel den Fans Rede und Antwort - der eine ist bereits weg, der andere geht im Sommer.

Zuvor hatten schon die Leistungsträger Robert Andrich und Marvin Friedrich den Eisernen den Rücken gekehrt, und das in der laut Klub-Präsident Dirk Zingler "sportlich erfolgreichsten und wirtschaftlich wertvollsten Phase der Vereinsgeschichte". Was ist da los?

"Gute Leistungen wecken Begehrlichkeiten"

Der gefühlte Ausverkauf ist so etwas wie der Fluch der guten Tat: Je erfolgreicher Union spielt, desto größer ist die Gefahr, dass die besten Spieler zu finanzstärkeren Klubs wechseln. "Gute Leistungen wecken Begehrlichkeiten", hatte Prömel schon vor einem Jahr gesagt: "Man wird nicht Ewigkeiten mit dem gleichen Team spielen."

Der Mittelfeldspieler, der nach dem Andrich-Abgang in eine Chefrolle bei Union hineingewachsen und mit dem Klub emotional sehr verbunden ist, ist der nächste in der Reihe. Sein am Montag verkündeter Wechsel zu Ex-Klub TSG Hoffenheim ist für die Fans besonders desillusionierend.

Er genieße es "jeden Tag, morgens auf den Parkplatz an der Alten Försterei zu fahren und die ersten Mitarbeiter zu treffen, die dich mit einem Lächeln im Gesicht begrüßen", sagte Prömel wehmütig, "und das wird mir fehlen."

Warum er trotzdem nach Hoffenheim wechselt, liegt auf der Hand: ein höheres Gehalt und bessere Erfolgsaussichten. Die Berliner, die erst ihre dritte Bundesligasaison spielen, können da nicht mithalten.

"Ich werde mir mein Gefüge hier nicht kaputt machen, indem wir Dinge tun, die astronomisch sind", hatte Sportchef Oliver Ruhnert nach dem spektakulären Wechsel von Kruse zum VfL Wolfsburg gesagt.

Awoniyi träumt von der Premier League

Ruhnert ist ein gnadenloser Pragmatiker, der schon in den Vorjahren XXL-Umbrüche bei Union gemeistert und Trainer Urs Fischer immer wieder einen Kader zur Verfügung gestellt hat, der sogar noch besser als der vorherige funktionierte. Das ist auch in der kommenden Transferperiode sein Ziel.

Dabei helfen sollen die Millionen-Einnahmen aus den Transfers von Andrich (6,5/Bayer Leverkusen), Kruse (5,0/VfL Wolfsburg) und Friedrich (5,5/Borussia Mönchengladbach). "Am Ende müssen wir immer Angebot und Nachfrage bewerten", sagte Ruhnert, "und das tun wir als kleinerer Klub."

Denn der nächste potenzielle Abgang steht schon längst im Raum: Der nigerianische Angreifer Taiwo Awoniyi hat sich mit neun Toren in der Hinrunde in die Notizblöcke europäischer Topklubs geschossen. "Die Premier League ist mein Traum", sagte Awoniyi kürzlich, "das weiß jeder, auch hier im Klub."

Sollte ein Verein im Sommer mit den ganz großen Geldscheinen locken, können der Spieler und Union nicht "nein" sagen. Dann wäre der nächste Leistungsträger weg. Es ist der Fluch der guten Tat.

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