01.09.2021 15:14 Uhr

Warum der BVB weiter auf Axel Witsel setzt

Welche Rolle ist für Axel Witsel beim BVB vorgesehen?
Welche Rolle ist für Axel Witsel beim BVB vorgesehen?

Beim BVB ist Axel Witsel in dieser Saison der prominenteste Lückenfüller. Diese Rolle liegt ihm, erfüllt ihn aber nicht. Schon bald soll er auf seine angestammte Position zurückkehren. Doch dort ist eigentlich kein Platz für den 32-Jährigen. Trotzdem setzt der Klub weiter auf seine Dienste.

In den kommenden Tagen muss sich Axel Witsel deutlich weniger Gedanken machen. Gedanken darüber, wie und wann er aus der Viererkette herausrücken und wann wieder reinrücken muss. Wann er einen gegnerischen Stürmer stellt und wann er ihn wohin abdrängen muss. Ob er den Ball zum eigenen Torhüter oder doch lieber zum Außenverteidiger spielt.

All diese Dinge gehörten an den ersten drei Bundesligaspieltagen zum neuen Anforderungsprofil, das Witsel als Aushilfs-Innenverteidiger der verletzungsgeplagten Borussia erfüllen musste. Im Trikot der belgischen Nationalmannschaft ist der 32-Jährige hingegen dort vorgesehen, wo er sich auch selbst sieht: im defensiven Mittelfeld. Als Verteiler und Antreiber. Als Leistungsträger, der das Spiel sowohl nach vorne als auch nach hinten entscheidend beeinflussen kann.

Ob und wann er diese Rolle wieder beim BVB ausfüllen darf, ist noch nicht klar. Seinen Platz in der Viererkette wird er aber frühestens abgeben können, wenn Mats Hummels endlich wieder fit ist. Nicht wenige sehnen diesen Moment herbei.

Zwar machte Witsel seinen Job im defensiven Zentrum bis dato nicht schlecht, aber "in bestimmten Situationen sieht man, dass er kein gelernter Innenverteidiger ist", musste selbst Trainer Marco Rose nach der Supercup-Niederlage gegen den FC Bayern eingestehen. Witsel bestätigte diesen Eindruck schon ein paar Tage später, als er gegen den SC Freiburg gleich mehrfach patzte.

Witsel sieht sich beim BVB im Mittelfeld

Witsel selbst macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne zurück ins Mittelfeld wechseln würde, denn: "Es [die Innenverteidigung] ist nicht meine Position. Jeder weiß, dass ich lieber im defensiven Mittelfeld spiele." Natürlich helfe er gerne aus, solange es nötig ist. Dies sei auch "kein Problem", betonte der Routinier. Dennoch ist klar, dass er sich mit seiner Rolle als Notnagel in der Innenverteidigung nicht auf Dauer abfinden möchte.

Auch die Zahlen zeigen, dass der Belgier dort eigentlich Fehl am Platz ist. Im Vergleich zu Manuel Akanji ist er zwar der bessere Ballverteiler und auch passsicherer. Im Kerngeschäft aber, der Zweikampfführung, hat Witsel gegenüber dem Schweizer das Nachsehen. Manchmal ist das nur in einzelnen Szenen zu sehen. Aber nicht selten machen genau diese einzelnen Situationen am Ende auch den Unterschied. 

Beim BVB gibt es bessere Alternativen

Im Mittelfeld, daran besteht kein Zweifel, wäre Witsel sicher besser aufgehoben. Ob für ihn neben Dahoud, Bellingham und auch Can im Zentrum aber überhaupt Platz ist, bleibt die entscheidende Frage.

Der Belgier hat zwar seine Qualitäten. In der Balleroberung, im pausenlosen Beackern des Gegners und im Spiel nach vorne gibt es in Dortmund aber bessere Alternativen. Als Leader und Lautsprecher ist wiederum der 32-Jährige eine Klasse für sich. Rose hob diesbezüglich mehrfach "seine Körpersprache und was er an Energie ans Team ausgesandt hat" hervor. 

Warum der BVB Witsel nicht verkauft hat

Dass der BVB Witsel auch in Zukunft brauchen wird, deutete Rose schon an. Noch sei der Rhythmus auch mit den Ausfällen zu verkraften, sagte der Trainer in der vergangenen Woche. Aber "schwierig wird es dann, wenn wir Englische Wochen am laufenden Band haben".

Diese Wochen stehen nun vor der Tür. Am 15. September beginnt für den BVB die Champions-League-Gruppenphase. Bis zum Jahresende warten dann in 108 Tagen 20 Spiele auf die Schwarz-Gelben. Hinzu kommen zwei weitere Länderspielpausen und Reisestrapazen, die Spuren hinterlassen werden. Weitere Ausfälle sind angesichts dieses Programms nahezu sicher.

Auch aus diesem Grund nahm der BVB im Sommer womöglich Abstand von einem Witsel-Transfer. Juventus Turin soll sich um den 32-Jährigen bemüht haben. Dazu gab es angeblich auch den ein oder anderen Premier-League-Klub, der den Mittelfeldspieler gerne geholt hätte.

Ein Transfer spielte in den Überlegungen der Borussia laut "Sport1" aber nie eine Rolle - trotz des auslaufenden Vertrags. Witsels Wert für die Mannschaft schätzen die Verantwortlichen offenkundig höher ein als die Ablöse, die sie für ihn bekommen hätten. Das wird auch dem Belgier gefallen.

Allerdings nur so lange, bis er von einem Notnagel auf dem Platz zu einem Notnagel auf der Bank wird. Denn das wäre eine Rolle, mit der sich der 114-fache Nationalspieler ganz sicher nicht anfreunden kann. 

Christian Schenzel 

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