29.04.2021 15:52 Uhr

Bewährungsstrafe für geständigen Christoph Metzelder

Christoph Metzelder in Düsseldorf vor Gericht
Christoph Metzelder in Düsseldorf vor Gericht

Christoph Metzelder hat den Besitz und die Weitergabe kinder- und jugendpornografischer Dateien gestanden. Er erhält eine Bewährungsstrafe.

Christoph Metzelder sprach erst stockend, dann immer brüchiger, am Ende schluchzte er. Unter Tränen gestand der frühere Fußball-Nationalspieler vor dem Düsseldorfer Amtsgericht den Besitz und die Weitergabe von Kinder- und Jugendpornografie. Metzelder kam schließlich mit einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten davon - er verlässt das Gericht in Freiheit, aber als gebrochener Mann. Sein soziales, gesellschaftliches und berufliches Leben ist längst ruiniert.

"Ich habe diese Bilder verschickt, obwohl ich weiß, welches unsägliche Leid gegenüber Kindern hinter jeder einzelnen Datei steckt. Trotz meines sozialen Engagements für Kinder", sagte Metzelder am Donnerstag, seine schwarze Gesichtsmaske hatte er dafür abgelegt. "Ich hinterlasse eine Wunde, die niemals verheilen wird. Damit werde ich für den Rest meines Lebens in der Gesellschaft leben müssen."

Er bat alle Anwesenden im Saal E.116 und die Öffentlichkeit stellvertretend für die Opfer sexuellen Missbrauchs um Entschuldigung: "Ich akzeptiere meine Strafe und moralische Schuld." Die Vorsitzende Richterin Astrid Stammerjohann hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn bis zwölf Monate auf Bewährung ohne weitere Auflagen in Aussicht gestellt.

Metzelder: "Die Faszination lag in der Grenzüberschreitung"

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor explizit geschildert, was auf den Bildern und Videos zu sehen ist, die der Angeklagte per WhatsApp-Chat versandte: schwerster sexueller Missbrauch und die Vergewaltigung von Kindern, die teils nicht einmal zehn Jahre alt sind. In einem Fall war von einem "Kleinkind" die Rede. Metzelder gestand Besitz und Weitergabe von insgesamt 18 Dateien, die letztlich ins Strafmaß einflossen, auf seinem Handy waren 297 gefunden worden.

"Ich habe auf frei zugänglichen Internetseiten inkriminierte Dateien nicht gesammelt, ich habe Vorschaubilder gesehen und Screenshots gemacht. Ich habe in Chats Extremfantasien ausgetauscht", sagte Metzelder, und er versicherte: "Die Faszination lag in der Grenzüberschreitung, nicht an den Darstellungen selbst. Es hat keine Übergriffe gegenüber Kindern und Jugendlichen gegeben, es waren auch keine geplant. Das hat ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden."

Seit er Anfang September 2019 ("eine Zäsur in meinem Leben") von Ermittlern aus der Sportschule Hennef geleitet wurde, habe er alles getan, um dem Gericht eine der Tat angemessene Entscheidung zu ermöglichen. "Mit professioneller Hilfe habe ich mich mit mir und dem Tatvorwurf auseinandergesetzt", betonte Metzelder. Dabei sei auch herausgekommen, dass er keine pädophile Neigung besitze. Eine Erklärung, wie er in die Strafbarkeit gerutscht ist und wie er überhaupt die Dateien gefunden hat, gab er nicht.

Metzelder gibt Bundesverdienstkreuz zurück 

Bei der Erfassung der persönlichen Angaben hatte Metzelder seinen sozialen und sportlichen Werdegang aufgezeigt und auch über seine Tochter gesprochen. Mit Stolz hob er sein gesellschaftliches Engagement unter anderem im Kinderschutz hervor, das ihm den Landesverdienstorden NRW und das Bundesverdienstkreuz eingebracht hatte. Beide Auszeichnungen will er "aus Respekt für frühere oder künftige Preisträger" zurückgeben.

Metzelder trug ein graues Jackett über einem weißen Shirt, als er um 9:20 Uhr erstmals wieder in die Öffentlichkeit trat. Rund 25 Kamerateams und Dutzende Fotografen hatten vor dem und im Gebäude Stellung bezogen. Es wurde ein Spießrutenlauf. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe lebe er zurückgezogen, berichtete der Vize-Weltmeister von 2002: "Meine beruflichen und gesellschaftlichen Engagements ruhen oder sind bereits beendet."

Sein Anwalt Ulrich Sommer beklagte, dass es - im Gegensatz zu vielen anderen, womöglich noch schwerer wiegenden Fällen - überhaupt zu einer öffentlichen Verhandlung gekommen war. Es gebe eine gesellschaftliche Vorverurteilung.

Christoph Metzelder schloss: "Unabhängig von offenen Fragen und den Hintergründen bleibt eine persönliche Verantwortung." Das Urteil sichert ihm eine Freiheit, die längst keine mehr ist.

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