27.09.2020 08:20 Uhr

"Kenne die Mechanismen": Wagner deutet S04-Aus an

David Wagner und der FC Schalke 04 stehen vor einer Trennung
David Wagner und der FC Schalke 04 stehen vor einer Trennung

David Wagner vom FC Schalke 04 musste den wohl schwersten Gang eines Trainers absolvieren.

Während die Verantwortlichen sich öffentlich nicht äußerten und ziemlich sicher irgendwo in den Katakomben über seine Zukunft beratschlagten, musste der Coach des FC Schalke 04 nach dem abermals ernüchternden 1:3 (0:2) gegen Werder Bremen einen Interview-Marathon absolvieren. In dem er erklären musste, was nicht zu erklären ist. Und nach Argumenten gefragt wurde für seine Weiterbeschäftigung, nach Hoffnungen und Befürchtungen, obwohl doch jeder wusste, was passieren wird. Denn dass Wagner auch nach dem 18. Schalker Spiel in Folge ohne Sieg Trainer bleibt, scheint schwer vorstellbar.

Und so erntete Wagner in einer Situation, in der er allein gelassen nichts gewinnen konnte, Respekt dafür, dass er sich stellte. Aber auch einige Male Kopfschütteln. Weil er in der nur nicht ganz so schlechten zweiten Halbzeit "einen Schritt nach vorne" gesehen haben wollte. Weil er im Endeffekt nur Durchhalte-Parolen anzubieten hatte ("Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken"). Und weil er seinen Spieler Ozan Kabak nach dessen Spucker in Richtung des Bremers Ludwig Augustinsson über Gebühr verteidigte ("Ich bin der festen Überzeugung, dass das keine Absicht war. Auch wenn die Bilder das nicht hergeben.")

Am Ende ließ auch Wagner durchblicken, dass er wohl nicht mehr ernsthaft daran glaubt, im Amt zu bleiben. "Ich glaube, dass ich Teil der Lösung sein kann. Aber wir liefern keine Argumente in Form von Ergebnissen", sagte er: "Dafür bin ich der Hauptverantwortliche. Und ich kenne die Mechanismen des Geschäfts."

Die Frage ist allenfalls, ob die Schalker den neuen Trainer gleich mit dem schweren Auswärtsspiel in Leipzig starten oder nicht lieber in der Länderspiel-Pause einsteigen lassen wollen. Doch für diesen Fall wird schon der Einsatz eines Interimstrainers wie Mike Büskens gehandelt. Bei der Frage nach dem dauerhaften Nachfolger werden an der Gerüchtebörse der ehemalige Mainzer Sandro Schwarz, der frühere Augsburger Manuel Baum, der Ex-Stuttgarter Alexander Zorniger und die Schalker Spieler-Ikone Marc Wilmots gehandelt.

In der Tat spricht alles gegen David Wagner. Die 18 Spiele ohne Sieg stellen die mit Abstand längste Negativserie der Vereinsgeschichte dar. Das 0:8 in der Vorwoche in München war die zweithöchste Niederlage der Clubgeschichte. Und niemals überhaupt in der Bundesliga-Geschichte war ein Team schlechter gestartet als Schalke nun mit null Punkten und 1:11 Toren aus zwei Spielen.

Kohfeldt lässt mit "Bauchentscheidung" aufhorchen

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus äußerte als "Sky"-Experte zudem "das Gefühl, dass zwischen Trainer und Mannschaft die Chemie nicht stimmt". Mit Blick auf Torschütze Mark Uth (90.+2), Nationalspieler Sebastian Rudy, Torhüter Ralf Fährmann und Nabil Bentaleb ergänzte Matthäus: "Ich sehe keine klare Hierarchie, weil viele Spieler durch das Verleihen im Vorjahr enteiert wurden."

Von einem Abschied war sein Bremer Florian Kohfeldt noch ein gutes Stück entfernt, doch die Erleichterung war nach dem Fehlstart beim 1:4 gegen Hertha BSC greifbar. "Das war kein Sahnespiel von uns", sagte der 37-Jährige: "Aber wir haben zu jedem Zeitpunkt gesehen, wie wir spielen wollen." Dass er sich für Matchwinner Niclas Füllkrug entschied, der alle drei Tore erzielte (22./37./59., Foulelfmeter), und gegen den in der Vorwoche erfolgreichen Davie Selke, kommentierte Kohfeldt mit dem Schmunzeln des Siegers: "Das war eine Bauch-Entscheidung, bei der ich ausnahmsweise mal Glück hatte."

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