27.11.2019 16:33 Uhr

Hummels: Schattenseiten eines BVB-Coups

Mats Hummels kehrte im Sommer 2019 zum BVB zurück
Mats Hummels kehrte im Sommer 2019 zum BVB zurück

Borussia Dortmund landete mit der Verpflichtung von Mats Hummels im Sommer einen Transfer-Coup. Doch die Rückkehr des Ex-Nationalspielers vom FC Bayern München hat auch Schattenseiten - und bislang nicht den erhofften Effekt auf die BVB-Defensive.

Nach dem bitteren 3:3 gegen den SC Paderborn sprach Mats Hummels wieder einmal Klartext. "Sagen wir so, wir tun uns im 4-1-4-1 leichter zu pressen. Ich belasse es dabei", diktierte der BVB-Abwehrchef den anwesenden Journalisten in die Blöcke.

Zwar teilte Hummels gleichzeitig mit, die zahlreichen Dortmunder Defizite gegen den Aufsteiger hätten "nichts mit der Trainerposition zu tun" gehabt. Viele Beobachter werteten die Aussage zur Systemproblematik aber dennoch als wenig verhohlene Kritik am 4-2-3-1, in dem Dortmunds umstrittener Chefcoach Lucien Favre sein Team gegen Paderborn einmal mehr auf den Platz geschickt hatte.

Überraschen konnte eine solche Spitze aus Hummels' Mund niemanden. Zu häufig und zu deutlich hat sich der 30-Jährige in den letzten Jahren öffentlich gegen vermeintliche Missstände positioniert und dabei weder Mitspieler noch Trainer geschont. Mit seiner offenen Art eckte Hummels bei so manchem Weggefährten an, egal ob in seiner ersten Dortmunder Zeit, beim FC Bayern oder im DFB-Team.

Rückkehr von Mats Hummels wirbelte BVB-Hierarchie durcheinander

Dass sie mit dem Rückkehrer keinen Leisetreter bekommen würden, war den BVB-Verantwortlichen dementsprechend bewusst. Sportdirektor Michael Zorc sah den Neuzugang schon bei seiner Verpflichtung "natürlich" in einer "Führungsrolle". Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke betonte, der Routinier sei im Dortmunder Team "total akzeptiert" und solle Kapitän Marco Reus bei der Mannschaftsführung unterstützen.

Geräuschlos verlief die spektakulärste Rückholaktion des Fußball-Sommers allerdings von Beginn an nicht. Im Gegenteil: Sie wirbelte die im ersten Favre-Jahr gerade erst entstandene Hierarchie des BVB kräftig durcheinander.

Erstes "Opfer" des Hummels-Wechsels wurde Abdou Diallo. Der 23-jährige Franzose, in der starken Hinrunde der Vorsaison noch einer der absoluten Leistungsträger beim BVB, sah in Dortmund nicht mehr die erhoffte Zukunftsperspektive und wechselte zu Paris Saint-Germain.

Auch Youngster Dan-Axel Zagadou fürchtete eine Saison als Reservist und beschäftigte sich angeblich intensiv mit einem Vereinswechsel. Letztlich blieb der bei den Fans beliebte 1,96-Meter-Mann, stand bislang aber nur 118 Minuten in Pflichtspielen für die Schwarz-Gelben auf dem Platz.

Auch Akanji und Reus von Hummels-Transfer betroffen

Manuel Akanji, durch Hummels als Abwehrchef und dritter Kapitän entthront, verzichtete freiwillig auf seinen Sitz im Mannschaftsrat, in dem er als Bindeglied zu den jungen Spielern im Kader eingeplant war.

Seit Saisonbeginn befindet sich der Schweizer Nationalspieler im Formtief. An Hummels' Seite konnte der 24-Jährige zu keiner Zeit an die Leistungen seiner ersten eineinhalb Jahre im BVB-Dress anknüpfen.

Sogar Reus, der spätestens nach seiner herausragenden Vorsaison in Dortmund unantastbar schien, sieht sich aufgrund seiner enttäuschenden Leistungen der letzten Wochen und Monate längst einer Debatte ausgesetzt, ob nicht Hummels der bessere Kapitän sei.

Mats Hummels beim BVB individuell stark - und kollektiv ohne Einfluss

Obwohl der Weltmeister von 2014 individuell zu den wenigen Lichtblicken im bislang so enttäuschenden Dortmunder Team gehört, ja unter dem Strich sogar der mit Abstand stabilste Feldspieler des auf Rang sechs abgestürzten Vizemeisters und weiterhin einer der besten Abwehrspieler der Bundesliga ist, brachte er nicht die erhoffte Stabilität in die Defensive des BVB.

Das belegen die Zahlen: Mit Hummels kassierte die Borussia in seinen 15 Pflichtspielen der laufenden Saison 20 Treffer, also 1,3 pro Partie. In der Vorsaison waren es 56 Gegentreffer in 46 Begegnungen (1,2 pro Spiel).

Provokant ausgedrückt: Seine Nebenleute macht Hummels bislang nicht besser - ein Effekt, den man sich in Dortmund vom teuersten Transfer der Vereinsgeschichte natürlich erhofft hatte.

Tobias Knoop

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