26.09.2019 15:13 Uhr

Zorc von Kapitänsdebatte genervt

Michael Zorc und Lucien Favre haben sich auf der BVB-PK zum Spiel gegen Werder geäußert
Michael Zorc und Lucien Favre haben sich auf der BVB-PK zum Spiel gegen Werder geäußert

Am Ende entfuhr auch Michael Zorc derselbe Kraftausdruck wie vier Tage zuvor seinem Kapitän Marco Reus.

"Wir sind sehr früh in der Saison. Aber wenn ich die Berichterstattung verfolge, habe ich das Gefühl, wir sind am Ende der Saison, haben alle Ziele verfehlt und eine Scheiß-Saison gespielt", sagte der Manager von Borussia Dortmund.

Die Stimmung ist augenscheinlich angespannt beim Vize-Meister, der den Titel vor der Saison forsch als Ziel ausgegeben hatte und aktuell mit zehn Punkten Dritter ist.

Was Zorc so echauffierte, war dieselbe Frage wie am Sonntag bei Reus: Die nach eventuell fehlender Mentalität beim BVB. "Das ist verfrüht. Und diese ganze Stoßrichtung kann ich nicht ganz nachvollziehen", sagte Zorc.

Reus hatte am Sonntag nach dem spät verspielten Sieg beim 2:2 in Frankfurt vor laufender Sky-Kamera unter anderem erklärt, die Diskussion gehe ihm "auf die Eier" und geschimpft: "Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße. Jede Woche dieselbe Kacke." Die "Bild" hatte daraufhin unter Einbeziehung seiner aktuellen Formkrise in einem Kommentar getitelt: "Reus ist der falsche BVB-Kapitän!"

Auch diese Diskussion empfand Zorc als unpassend und reines Medienthema. "Marco Reus ist unser Kapitän, und er bleibt unser Kapitän", stellte er klar. Es gebe "keinen Grund, aber auch überhaupt keinen Grund, daran etwas zu ändern. Da können Sie schreiben, so viel sie wollen." Einem Journalisten warf er eine "nassforsche Art" vor.

BVB-Manager Zorc genervt: "Ich sehe uns nicht auf einem Abstiegsplatz"

Trainer Lucien Favre ließ ebenfalls keinen Zweifel daran, dass "Deutschlands Fußballer des Jahres" trotz einer Alternative wie dem im Sommer vom FC Bayern zurückgekehrten Abwehrchef Mats Hummels nach wie vor Spielführer bleibt.

"Ich weiß gar nicht, warum Sie mich das fragen", sagte der Schweizer: "Mats Hummels ist sehr wichtig für die Mannschaft. Aber Marco hat es letztes Jahr sehr, sehr gut gemacht. Und er macht es auch jetzt sehr, sehr gut."

Offensichtlich ist aber, dass der BVB sich derzeit vor allem auswärts schwertut. Und Reus derzeit vor allem in kritischen Phasen nicht die wichtigen Impulse setzen kann, um gegenzulenken. Die Probleme auswärts räumte Zorc ein, ebenso erneuerte er seine Kritik, dass sein Team in Frankfurt nach der Führung nicht genug auf das 2:0 gedrängt habe.

"Aber ich sehe uns nicht auf einem Abstiegsplatz", sagte er: "Und grundsätzlich sehe ich uns nicht so schlecht aufgestellt. Deshalb weiß ich jetzt nicht, wo Sie die ganz großen Probleme bei uns sehen." Der Begriff "Mentalität" müsse laut Zorc "meistens herhalten, wenn es nicht läuft". Auf die Frage, ob es beim BVB ein Mentalitäts- oder ein Qualitätsprobleme gebe, antwortete der Manager: "Weder noch."

Auch Favre wollte die Diskussion nicht führen. "Wir müssen aufhören zu diskutieren", sagte der Schweizer: "Es ist einfach zu sagen, es liegt an der Mentalität. Aber die Interpretation von Mentalität ist nicht einfach. Letztes Jahr haben wir auch Fehler und Geschenke gemacht. Und niemand hat über Mentalität gesprochen."


Die Highlights der Pressekonferenz zum Nachlesen:

+++ Das war's! +++

Eine durchaus launige Pressekonferenz mit Favre und Zorc ist zu Ende. Die provokanten Fragen einiger Reporter haben die BVB-Macher mit erstaunlicher Schärfe zurückgewiesen. Keine Frage - der BVB ist vor dem Bremen-Spiel kampfeslustig!

+++ Zorc zum Saisonstart des BVB +++

"Wenn ich mir die Berichterstattung gerade in dieser Woche anschaue, habe ich das Gefühl, dass wir am Ende der Saison sind, sämtliche Ziele verfehlt und eine Scheiß-Saison gespielt haben. Die ganze Stoßrichtung kann ich nicht teilen und auch nicht nachvollziehen. [...] Es gibt natürlich immer eine gewisse Unzufriedenheit, wenn wir keine drei Punkte eingefahren haben - wir haben hier eine gewisse Fallhöhe erreicht. Es ist die Herausforderung, in den kommenden Wochen auch auswärts so aufzutreten, wie wir es in der letzten Saison geschafft haben."

+++ Favre zu einem möglichen Hummels-Ausfall +++

"Wir wissen noch nicht, ob er spielt. Er wird sowieso nicht alle Spiele in dieser Saison machen. Es wird schwer für alle Spieler alle Spiele zu machen. Wenn Mats da ist, wäre es besser."

+++ Zorc zu Kapitän Marco Reus +++

"Marco ist unser Kapitän und bleibt unser Kapitän. Wir haben eine gesunde Hierarchie mit ihm, Lukasz Piszczek, Axel Witsel und natürlich Mats Hummels. Es gibt überhaupt keinen Grund, daran etwas zu ändern. Da können Sie noch so viel schreiben, wie Sie möchten. Wir haben da eine ganz klare Position."

+++ Favre zu Kapitän Marco Reus +++

"Ich denke er macht es sehr, sehr gut. Er hat es letztes Jahr schon gut gemacht. Mats Hummels hat bewiesen, dass er sehr wichtig für die Mannschaft ist. Aber Marco Reus macht seinen Job sehr, sehr gut."

+++ Favre zum Gegner Werder Bremen +++

"Wir haben dreimal gegen Bremen gespielt letztes Jahr. Es war immer sehr schwer. Sie haben eine sehr gute Mannschaft, sind sehr gut organisiert und sehr schwer zu spielen. Das steht außer Frage. [...] Florian Kohfeldt wechselt während eines Spiels sehr oft das System. Das macht es schwierig."

+++ Zorc zur Mentalitätsdebatte +++

"Mentalität muss für viel herhalten. Sie wird meistens genommen, wenn es nicht läuft. Wir haben weder ein Mentalitäts-noch ein Qualitätsproblem. Ich sehe uns nicht auf einem Abstiegsplatz. Ich habe persönlich kritisiert, dass wir es nach dem 1:0 in Frankfurt versäumt haben, das Spiel frühzeitig für uns zu entscheiden. [...] Grundsätzlich sehe ich uns nicht so schlecht aufgestellt. Ich weiß nicht, wo Sie die ganz großen Probleme bei uns sehen."

+++ Favre zur Mentalitätsdebatte +++

"Es ist zu einfach zu sagen, dass es an der Mentalität liegt. Wir waren in Frankfurt nah dran an einem Sieg, für mich haben wir trotzdem gut gespielt, können es aber besser machen. Leider haben wir nur zwei Tore geschossen und natürlich kann man sich aufregen, dass wir zwei Punkte abgegeben haben. Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen."

+++ Favre zum Personal +++

"Nico Schulz wird nicht dabei sein. Bei Mats Hummels werden wir morgen sehen, was möglich ist. Wir müssen abwarten."

+++ Die Pressekonferenz beginnt +++

Lucien Favre und Michael Zorc sind da. Es kann losgehen!

+++ Gleich geht's los! +++

In wenigen Minuten nehmen Trainer und Sportdirektor auf dem Podium Platz, um sich von den Fragen der anwesenden Journalisten löchern zu lassen. Wir sind gespannt!

+++ Wird Mats Hummels rechtzeitig fit? +++

Vor dem Bremen-Spiel bangt der BVB um Mats Hummels. Ob der Abwehrchef auflaufen kann, entscheidet sich womöglich im Laufe des Donnerstags. Hummels war in Frankfurt nach 63 Minuten mit Schmerzen im Rücken ausgewechselt worden.

Für die Borussia wäre ein Ausfall des Ex-Nationalspielers ein schwerer Schlag. Hummels präsentierte sich zuletzt in Top-Form, gehörte sowohl bei 0:0 in der Champions League gegen den FC Barcelona als auch in Frankfurt zu den besten Borussen. Ein Update zum gesundheitlichen Zustand des Routiniers dürfte auf der PK folgen.

+++ Wutrede von Marco Reus löst Kapitänsdebatte aus +++

Nach dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt am vergangenen Sonntag musste sich der BVB mit einer Mentalitätsdebatte herumschlagen. Auch Marco Reus und seine Eignung als BVB-Kapitän gerieten in die Kritik.

In Frankfurt gehörte der 30-Jährige auf dem Platz zu den schwächsten Dortmundern, ließ sich nach der Partie am "Sky"-Mikrofon aber dennoch zu einer Wutrede ("Kommt mir nicht mit der Mentalitäts-Scheiße. Das geht mir so auf die Eier") hinreißen.

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verteidigte den Nationalspieler. "Die Diskussion um die Kapitänsbinde für Marco Reus führt in Dortmund niemand", stellte der 60-Jährige im "kicker" klar. Dennoch sind weitere Nachfragen im Zuge der PK zu erwarten.

+++ BVB gegen Werder klarer Favorit +++

Vor dem Duell mit den verletzungsgeplagten Bremern deutet nicht viel auf einen Punktverlust der Hausherren hin. Unter Lucien Favre ist der Signal Iduna Park eine echte Festung: Mit dem Schweizer an der Seitenlinie gewann der BVB 16 von 19 Bundesliga-Heimspielen, spielte nur zweimal unentschieden und kassierte lediglich eine Pleite (2:4 im Derby gegen Schalke).

Darüber hinaus gewann die Borussia elf der letzten zwölf Liga-Heimspiele gegen Bremen. Anfang Februar behielt Werder im Achtelfinale des DFB-Pokals allerdings die Oberhand.

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