29.08.2019 14:13 Uhr

96-Boss Kind will keinen Protest wegen Jatta einlegen

Martin Kind lehnt einen Protest im Falle einer Niederlage gegen den HSV ab
Martin Kind lehnt einen Protest im Falle einer Niederlage gegen den HSV ab

Vor dem Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Hannover 96 ist der Fall Bakery Jatta das beherrschende Thema. Die Niedersachsen werden wohl keinen Protest einlegen - es wäre ein klares Zeichen.

Volksparkstadion. Über 50.000 Zuschauer. Sonntag. 13:30 Uhr. Ein bisschen Normalität in all dem Trubel, und endlich mal nur Fußballspielen. Nach dem Spießrutenlauf von Karlsruhe und den vielen neuen Schlagzeilen um seine Identität darf Bakery Jatta auf einen gewöhnlichen Arbeitstag hoffen.

"Bakery Jatta verdient sportlich und menschlich unseren Respekt. Pfiffe gegen ihn, wie es sie zuletzt gegeben hat, lehnen wir entschieden ab", sagte Martin Kind, Klubchef von Hannover 96, der "HAZ" vor dem Nordduell der Niedersachsen beim Hamburger SV am Sonntagmittag.

Natürlich werden die Augen wieder auf Jatta gerichtet sein. Doch eine feindliche Stimmung von den Rängen dürfte es nicht geben. Hannovers Supporters-Gruppierung "Rote Kurve" hat im Vorfeld der Partie nach Informationen der "Hamburger Morgenpost" sogar bei Geschäftsführer Kind vorgesprochen und dafür plädiert, keinen Protest gegen die Wertung des Spiels vorzunehmen.

"Wenn man die menschliche Seite betrachtet und an den Spieler denkt, sollten wir eigentlich keinen Protest einlegen", sagte Kind. Man befinde sich zwar noch in der Diskussion und werde "die formal-juristische Seite wohlwollend prüfen", aber generell sprach er von einer "sehr guten Beziehung zum HSV, das darf man nicht vergessen. Das spielt in unseren Überlegungen sicher auch eine Rolle."

Zu einem klaren Urteil kamen die drei letzten HSV-Gegner: Der 1. FC Nürnberg (0:4), der VfL Bochum (0:1) und der Karlsruher SC (2:4) legten alle Protest gegen die Wertungen ihrer Niederlagen ein. Nürnberg benannte laut "Sport Bild" gar einen Kronzeugen, der am 9. September vor dem DFB-Sportgericht aussagen und die falsche Identität Jattas beweisen soll.

Osnabrücks Trainer Thioune formuliert klares Statement

Die Diskussion um Jatta, dessen Fall auch das Bezirksamt Hamburg-Mitte beschäftigt, beherrscht seit Tagen die Diskussionen in der 2. Liga wie kein anderes Thema. Den Weg des Protests können beileibe nicht alle Vereine nachvollziehen. Nach dem Stadtrivalen FC St. Pauli bezog auch der VfL Osnabrück mit klaren Worten Stellung pro Jatta.

"Ich kenne die sportjuristischen Argumente, aber hier geht es für mich um ethische Werte. Wer es nicht schafft, gegen den HSV zu punkten, sollte nicht auf dem Rücken eines Flüchtlings, der niemandem etwas getan hat, versuchen, einen Vorteil herauszuholen", sagte VfL-Trainer Daniel Thioune der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Es gebe "nicht den Ansatz eines Beweises, dass Bakery Jatta nicht Bakery Jatta ist und er sein Alter vorsätzlich falsch angegeben hat. Zum zweiten müssen wir uns doch wohl fragen, was wir ihm überhaupt vorwerfen wollen, wenn an der Geschichte irgendetwas dran wäre."

Kind formuliert es defensiver, stellt aber klar: "Käme es am Ende zu Punktabzügen für den HSV, wäre das ja ein Desaster." Seine Empfehlung sei es zurzeit, "keinen Protest einzulegen". Es wäre ein klares Zeichen in einer undurchsichtigen Gemengelage.

 

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten