20.07.2019 21:10 Uhr

Real Madrid: Löst Geld alle Probleme?

Zinédine Zidane hat sein Team mit neuen Stars verstärkt
Zinédine Zidane hat sein Team mit neuen Stars verstärkt

Vom großen Konkurrenten FC Barcelona deutlich abgehängt, vom Stadtrivalen Atlético Madrid um acht Zähler distanziert, zwölf Niederlagen in der Liga (so viele wie zuletzt 1998/99), im Pokal im Halbfinale gescheitert, in der Champions League bereits im Achtelfinale: Die Saison 2018/19 wurde für Real Madrid zum Horrortrip. Um wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren, haben die Madrilenen rekordverdächtig investiert. Bleibt die Frage: Löst Geld alle Probleme?

Starschwemme sorgt für Ebbe in der Kasse

Für Eden Hazard überwies Real satte 100 Millionen Euro an den FC Chelsea, nur Gareth Bale ließen sich die Königlichen im Sommer 2013 ein Milliönchen mehr kosten, an Eintracht Frankfurt flossen 60 Millionen Euro für Luka Jovic, der FC Porto kassierte 50 Millionen Euro für Éder Militao, Olympique Lyon heimste für Linksverteidiger Ferland Mendy 48 Millionen Euro ein und Brasilien-Youngster Rodrygo (FC Santos) kostete nochmal 45 Millionen Euro. Macht Ausgaben von wahnwitzigen 303 Millionen Euro.

Dank einiger Verkäufe sinkt das Minus in diesem Sommer zwar vorerst auf 188 Millionen Euro, am Ende der Transferperiode dürften die Ausgaben den Einnahmen allerdings weiter enteilt sein. Für Paul Pogba von Manchester United soll Real bereit sein, die Schatulle nochmals weit zu öffnen. Unlängst enthüllte der "Guardian", dass United erst ab einem Gebot von 188 Millionen Euro gesprächsbereit wäre.

Dass Starberater Mino Raiola den 26-Jährigen unter seinen umtriebigen Fittichen hat, der zentrale Mittelfeldspieler am Old Trafford noch bis 2021 (per Option bis 2022) unter Vertrag steht und United-Teammanager Ole Gunnar Solskjaer unlängst gegenüber "Sky Sports" bekräftigte, er wolle sein Team um den Franzosen herum aufbauen, dürfte den Preis nicht unbedingt senken. Pogba selbst erklärte indes, es sei an der Zeit, "woanders eine neue Herausforderung zu suchen."

Das Verlangen, den Kader immer weiter mit sündhaft teuren Stars aufzuplustern, könnte sich allerdings böse rächen. Die spanische Sportzeitung "AS" mutmaßt bereits, dass Real gezwungen sein könnte, mit einem Teil des vorhandenen Personals satte Einnahmen zu erzielen, um keine Probleme mit dem "Damokles-Schwert" Financial Fairplay zu bekommen.

Hohe Forderungen, wenige Abnehmer

Das Ausdünnen des 31 Mann starken Kaders wird allerdings keineswegs zum Selbstläufer. Laut "Marca" sollen maximal 25 Profis bleiben. Keylor Navas, Jesús Vallejo, Lucas Silva, Dani Ceballos, James Rodríguez, Borja Mayoral, Mariano Díaz, Marco Llorente, Lucas Vázquez, Isco und sogar Bale sollen die Kassen wieder füllen, die enormen Preise, die Madrid aufrufen soll, und die gut dotierten Verträge vieler Real-Akteure schrecken Interessenten aber ab.

An Beispielen mangelt es nicht: Bale, der jährlich rund 17 Millionen Euro verdienen soll und für den Real angeblich 100 Millionen sehen will, wurde schon in der halben Premier League sowie beim FC Bayern gehandelt, konkrete Offerten sollen jedoch weiterhin nicht vorliegen. Laut "ESPN" sind die Königlichen inzwischen wenigstens bereit, den Waliser für etwa 80 Millionen Euro gehen zu lassen. 

Dennoch droht den Madrilenen eine schwierige Saison, sollte die Spielerzahl nicht weiter reduziert werden. Gerade für das ohnehin nicht immer herausragende Teamklima dürfte der Mammutkader eine Herausforderung darstellen.

Zidane: Ein Heilsbringer mit Ecken und Kanten

Im Januar 2016 beförderte Real den dreimaligen Weltfußballer Zinédine Zidane zum hauptverantwortlichen Trainer und bewies damit ein gutes Näschen. Unter dem Franzosen, der zuvor den Nachwuchs coachte, gewannen die Königlichen dreimal in Folge die Champions League sowie 2017 die Meisterschaft. 

Im Sommer 2018 nahm Zidane von sich aus den Hut, kehrte mitten in der Real-Krise im März 2019 aber wieder in die Verantwortung zurück. Die Wende brachte das Comeback nicht mehr. Mit dem nach seinen Vorstellungen verstärkten Team soll der Erfolg 2019/20 endlich zurückkehren.

Die Rückkehr von Zidane dürfte derweil nicht überall in Madrid für freudige Gesichter gesorgt haben. Der 47-Jährige, der schon zu aktiven Zeiten nicht als einfacher Charakter galt, zeichnet sich auch an der Seitenlinie durch eine kompromisslose Linie aus. Während Akteure wie Real-Urgestein Marcelo im Weltmeister von 1998 einen "großen Bruder" sehen, bemängeln Stars wie Bale oder der zuletzt an den FC Bayern verliehene James Rodríguez das Desinteresse des Trainers. Während der Copa América gab James zu Protokoll, Zidane habe "nie, nie, nie" das Gespräch mit ihm gesucht.

Klar ist: Stellt sich der Erfolg wieder ein, ist Zidane der unumstrittene Boss am Estadio Santiago Bernabéu, sollte es aber unerwartete Rückschläge geben, dürfte das Klima in Madrid schnell kippen.

Einen ersten Fingerzeig für den Verlauf der Saison gibt es in der Nacht auf Sonntag. Um 2 Uhr deutscher Zeit bittet der FC Bayern das königliche Ballett im Rahmen des International Champions Cup zum Tanz.

Marc Affeldt

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