20.07.2019 10:16 Uhr

Gleiche Philosophie mit kleinem Unterschied

Dietmar Kühbauer und Zoran Barišić im regen Austausch
Dietmar Kühbauer und Zoran Barišić im regen Austausch

Rapids Sportchef Zoran Barišić über sein Handeln am Transfermarkt, die enge Zusammenarbeit mit Trainer Dietmar Kühbauer und interne Analysen, die nicht nach außen dringen sollen.

Fast exakt drei Jahre nach seinem Abgang ist Zoran Barišić wieder zurück beim SK Rapid. Unter dem neuen Sport-Geschäftsführer soll der Rekordmeister die Offensive forcieren und will allgemein die Harmonie im Verein fördern. Will Rapid erfolgreich sein, wird viel von der Zusammenarbeit mit Trainer Dietmar Kühbauer abhängen. "Unsere Philosophien sind definitiv deckungsgleich", sagte Barišić.

Er habe sich einer "riesengroßen Herausforderung" gestellt, gestand der Wiener, der erstmals in führender Funktion im Klubmanagement tätig ist. Barišić folgte auf Fredy Bickel und wurde am 17. Mai im Allianz-Stadion als Nachfolger des Schweizers präsentiert. Seitdem analysierten die Rapid-Verantwortlichen, "was in der Vergangenheit möglicherweise schiefgelaufen oder nicht gut gelaufen ist". Details dazu werden nicht öffentlich kundgetan.

Genau so wenig, wie Barišić Namen von möglichen Neuzugängen oder Zeitpläne kommentieren will. "Wichtig ist, dass wir wissen, was wir tun. Wir versuchen, das so unspektakulär wie möglich zu machen", sagte er. Im Fall Maximilian Ullmann, den Barišić aus seinem Vertrag mit dem LASK herausboxte, hat man das schon einmal erfolgreich durchexerziert. Ein Stürmer soll noch folgen, um den angepeilten Top-drei-Platz mit genug Offensivpower in Angriff nehmen zu können.

Kühbauer & Barišić: Deckungsgleiche Philosophie mit kleinem Unterschied

Als Rapid-Trainer stand Barišić zumindest über weite Strecken für Dominanz auf dem Platz, wenngleich er widerspricht: "Ich werde zwar in Verbindung gebracht mit Ballbesitzfußball, aber das war bei uns nur ein kleiner Punkt unserer Gesamtphilosophie", erklärte der 49-Jährige der APA. Prinzipiell ist Barišić "ein Fan von Offensivfußball. Ich bin ein Fan davon, die Leute zu begeistern". Das soll idealerweise auch die Mannschaft verinnerlichen.

"Natürlich wollen wir offensiv agieren. Wir wollen angriffslustig sein. Wir wollen mit Herz, Wille und Leidenschaft spielen. Und wir wollen eine zweikampfstarke Mannschaft sein", zählte Barišić auf. In Sachen Spielphilosophie gebe es keine Diskrepanz zwischen seinen Vorstellungen und jenen von Kühbauer. "Der Didi will auch sehr offensiv spielen. Er will immer gewinnen, will auch immer den Ball haben." Der kleine Unterschied? "Er will schneller nach vorne spielen, will schneller vertikal spielen."

In den ersten knapp zwei Monaten sei die Zusammenarbeit mit Kühbauer "sehr gut" gewesen. "Ungeachtet dessen, dass wir Freunde sind, sind wir in erster Linie Profis. Wir wissen, um was es geht." Der Schmäh dürfte trotzdem noch immer rennen. Zu Rapid-Zeiten galten die beiden im Verbund mit Sergej Mandreko und Stefan Marasek in Anlehnung an die Lucky-Luke-Comics als "Daltons", die für jeden Spaß zu haben waren. "Ehrlicherweise ist es so, dass wir immer wieder zwischendurch über alte Zeiten reden", sagte Barišić. "Es ist eh alles zu ernst."

"Wir werden eine Einheit bilden"

Nach einigen Turbulenzen zuletzt ist das Streben nach ruhigeren Zeiten beim Verein spürbar. Dazu würde auch ein friktionsfreies Verhältnis zum harten Kern der Fans gehören. "Auch mit Drucksituationen, was Fans betrifft, muss man lernen umzugehen", erläuterte Barišić. "Wir haben sie eh zur Genüge gehabt in der jüngsten Vergangenheit." Skeptiker werde man nur mit Leistung überzeugen können, das werde gelingen. "Wir werden eine Einheit bilden und sein", versprach Barišić.

In seinem neuen Job will der Wiener auch Ideen von im Ausland erfolgreichen Klubs implementieren. "Ich bin lange genug dabei, um sagen zu können, welcher Verein über eine gewisse Dauer super Leistungen erbracht hat. Das waren immer die Vereine, wo es eine Kontinuität gegeben hat, eine Konstanz gegeben hat", betonte Barišić und verwies etwa auf die deutschen Klubs Bayern München, Borussia Dortmund und Mönchengladbach.

In der Vorwoche nahm er mit dem zweiten Geschäftsführer Christoph Peschek an einem Strategie-Workshop teil. In Wien zu Gast: Bernhard Heusler, Ex-Präsident des FC Basel, und Georg Heitz, ehemals dort Sportdirektor. Seit die beiden vor zwei Jahren abgetreten sind, war der langjährige Schweizer Dauerchampion nicht mehr Meister. Wie der Austausch gefruchtet hat, wird man vielleicht in Zukunft sehen können. Die "riesengroße Herausforderung" von Barišić beginnt jetzt erst so richtig. Sein Vertrag läuft vorerst bis Sommer 2022.

apa

Mehr dazu

>> Barišić im weltfussball-Interview Teil 1: "Ein Ungustl würde uns guttun"
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