28.03.2019 16:09 Uhr

Chaos-Klub: Schalke hat ein Kommunikationsproblem

Beim FC Schalke 04 gibt es ganz offensichtlich ein Kommunikationsproblem
Beim FC Schalke 04 gibt es ganz offensichtlich ein Kommunikationsproblem

Beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 weht dieser Tage ein rauer Wind, schließlich steckt der Klub mitten im Abstiegskampf. Doch nicht nur sportlich läuft es zur Zeit schlecht. Die Krise der Königsblauen hat Probleme offenbart, die tief in die Klub-Strukturen hereinreichen. 

Das wohl deutlichste Beispiel dafür ist erst wenige Tage alt: Statt eines Glückwunsches zur Geburt der Zwillinge, stilecht garniert mit einem Foto der glücklichen Eltern, die sich am Anblick ihres Nachwuchses in S04-Stramplern erfreuen, gab es für Nabil Bentaleb vor gut einer Woche auf der S04-Homepage die Nachricht zu lesen, dass er aufgrund einer "disziplinarischen Verfehlung" aus dem Profikader gestrichen wurde.

Ganz offensichtlich hatte keiner der Verantwortlichen im Klub mitbekommen, dass sich im Hause Bentaleb Zuwachs anbahnte. Anders ist die Strafversetzung in die U23 nicht zu erklären, die erfolgt war, weil sich der Mittelfeldspieler - trotz anderer Vorgaben von Neu-Coach Huub Stevens - nicht zum Heimspiel gegen RB Leipzig im Stadion eingefunden hatte. 

Dieses Bild postete Bentaleb bei Instagram
Dieses Bild postete Bentaleb bei Instagram

Das besagte Foto mit Kindern auf dem Arm lieferte Bentaleb schließlich selbst, privat, per Instagram - und ohne Schalke-Accessoires. Anbei eine Erklärung für sein Fehlen. Die Kleinen hätten ihn "verrückt gemacht", er habe schlichtweg vergessen eine SMS an seinen Trainer zu senden. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass der Algerier sich in der Öffentlichkeit erklären musste?

Die Thematik wirft jedenfalls so einige Fragen auf: Es ist äußerst ungewöhnlich, dass eine angehende Vaterschaft im Mannschaftssport geheim bleibt. Wie viel Schuld trägt Bentaleb selbst an der Misere? Wieso gab es innerhalb der Mannschaft offenbar keinerlei Gespräche darüber, dass Bentalebs Frau schon Monate vor der Geburt im Krankenhaus lag. Weshalb war keinem im Verein der ungefähre Geburtstermin bekannt? Wäre das der Fall gewesen, hätte es ganz sicher keine Missverständnisse gegeben.

Dass es anders geht, beweist ausgerechnete der Revierrivale: Beim BVB ist die Schwangerschaft von Reus-Freundin Scarlett seit Wochen anhaltendes Thema. 

Auf Schalke ist einiges schiefgelaufen

Auf Schalke wird im Gegenzug anscheinend deutlich weniger miteinander geredet. Der Umgang mit Bentaleb wirft jedenfalls kein gutes Licht auf das Klima innerhalb des Teams. Das Miteinander scheint gestört. Inwiefern daran auch die Spaltung in mehrere Gruppen einen Anteil hat, kann nur vermutet werden. 

Klar ist auch: Selbst wenn Bentaleb sich nicht gehört gefühlt hat, hätte er als Arbeitnehmer natürlich die Pflicht gehabt, seinen Arbeitgeber über sein Fehlen zu informieren. 

Alles in allem ist in den letzten Tagen einiges schief gelaufen bei den Königsblauen. Vieles dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass der Klub das Führungspersonal auf mehreren Ebenen ausgetauscht hat. Domenico Tedesco? Entlassen! Nun versucht Huub Stevens das Team mit harter Hand in kürzester Zeit wieder in die Spur zu bringen. Mit Bentaleb ergab sich - im Unwissen um die Umstände  - nun schneller als gedacht die Möglichkeit, sein konsequentes Vorgehen unter Beweis zu stellen.

Christian Heidel? Zurückgetreten! Stattdessen muss sich Jochen Schneider als neuer Sportvorstand erst einmal einen Überblick verschaffen. Verständlich, dass die Übersicht nach wenigen Wochen im Amt noch fehlt. 

Immerhin: Bentaleb wird wohl eine neue Chance bekommen. Das deutete Stevens im "kicker"-Interview an. "Aber er allein muss die Tür öffnen", betonte Schalkes Jahrhunderttrainer: "Indem er zeigt, dass er genau das will. Und indem er einsieht, in diesem Fall nicht richtiggelegen zu haben." Was genau dies bedeutet, ließ der 65-Jährige jedoch offen. 

Schalke äußert sich nicht zum Martens-Verbleib

Auch der Umgang mit Jan-Pieter Martens, jahrelang Teammanager der Königsblauen, bestätigt die Annahme, dass es innerhalb des Klubs ein Kommunikationsproblem gibt. Seit der Saison 2013/2014 ist (oder war?) der Belgier als Nachfolger von Charly Neumann für die Belange des Teams zuständig. 

Das Profil von Jan-Pieter Martens ist weiter abrufbar
Das Profil von Jan-Pieter Martens ist weiter abrufbar

Als nun Gerald Asamoah im Zuge der Stevens-Vorstellung als Teammanager präsentiert wurde, kam folgerichtig die Frage auf, wie denn das Schicksal des bisherigen Amtsinhabers aussehe. Aber weder Schneider noch Pressesprecher Thomas Schreiber konnten die Frage wirklich beantworten.

Hier müssen sich die Königsblauen die Frage gefallen lassen, wie es angehen kann, dass jemand, der als Bindeglied zwischen Führungsebene und Team eigentlich nah an der Mannschaft sein sollte, so unter dem Radar läuft, dass keiner der Verantwortlichen beantworten kann, wo derjenige abgeblieben ist? 

Das Profil des 44-Jährigen ist jedenfalls weiterhin auf der Schalke-Homepage abzurufen, während andere Seiten, wie die von Domenico Tedesco, längst verschwunden sind. Noch wurde kein Licht ins Dunkel gebracht. Eine schriftliche Anfrage an den Klub bezüglich Martens' Arbeitsverhältnis blieb unbeantwortet. 

Chris Rohdenburg

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