02.02.2019 21:59 Uhr

"Lahme Ente": Nagelsmann droht Kontrollverlust

Julian Nagelsmann wechselt nach der Saison zu RB Leipzig
Julian Nagelsmann wechselt nach der Saison zu RB Leipzig

Die TSG Hoffenheim verliert die zweite Teilnahme an der Champions League immer weiter aus den Augen. Trainer Julian Nagelsmann faltete seine Mannschaft nach allen Regeln der Kunst zusammen.

Der Tonfall von Julian Nagelsmann war moderat, seine Körpersprache verriet überraschend große Gelassenheit. Als der Trainer der TSG Hoffenheim seine Mannschaft in der Luft zerriss, verzichtete er auf einen inszenierten Wutanfall. Nagelsmann ließ nach dem ganz schwachen Auftritt seiner Schützlinge beim 1:1 (1:0) gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf lediglich seine Wort wirken - denn die hatten es in sich.

"Wir sind kein europäisches Spitzenteam, das drei Tage nicht richtig trainieren muss - und dann dennoch gewinnt", sagte Nagelsmann, der seinen Profis fast schon genüsslich die Leviten las: "So haben wir nicht die Power, um in der Fußball-Bundesliga zu gewinnen. Die Champions League können wir aus den Köpfen streichen. Das ist vielleicht gar nicht schlecht für den ein oder anderen, der schon in höheren Sphären schwebte."

Völlig untypisch für Nagelsmann berichtete der 31-Jährige über interne Probleme und machte keinen Hehl daraus, dass er seine Spieler wenige Tage vor der Partie in den Senkel stellen musste. "Zu Beginn der Woche haben wir ganz schlecht trainiert. Das lag daran, dass das 4:2 in Freiburg gemessen am Spielverlauf von einigen in eine falsche Kategorie gepackt wurde", verriet der Trainer: "Dann gab es ein bisschen was zu besprechen."

Dem scheidenden Coach war es offensichtlich egal, dass seine Einblicke in das Innenleben der Mannschaft die schwelende "Lahme-Ente-Debatte" um ihn weiter anheizen werden. Nagelsmann, der ab der kommenden Saison den Ligarivalen RB Leipzig trainieren wird, nahm angesichts der dürftigen Bilanz von zehn Punkten aus den zurückliegenden neun Begegnungen kein Blatt vor den Mund.

Nagelsmann: "Das war ganz schwach"

"Die harte Ansprache hat es schon gegeben - und es wird sie nochmal gaben", äußerte der Trainer, der seinen Klub zum Ende seiner Amtszeit unbedingt zum zweiten Mal in Folge in die Königsklasse führen wollte: "Wir haben unsere Ambitionen in keinster Weise untermauert. Das war ganz schwach. Die erste Hälfte war schläfrig und träge. In der zweiten Halbzeit ging es in Richtung gar nicht mehr präsent. Der Punkt war glücklich für uns."

Dass die TSG nunmehr acht Punkte Rückstand auf Platz vier hat, ist für Nagelsmann folgerichtig. "Die Champions League ist in weite Ferne gerückt. Unsere Lage entspricht dem, was wir in den vergangenen Wochen geliefert haben", sagte der Coach: "Unser Fokus muss nun darauf liegen, den Anschluss an die Europa League zu halten."

Mit einer Leistung wie gegen Düsseldorf wird das nicht gelingen. Vor 24.747 Zuschauern war die Fortuna die bessere Mannschaft - auch wenn der kroatische Vize-Weltmeister Andrej Kramaric die TSG per Foulelfmeter in Führung gebracht hatte (16.). Rouwen Hennings sorgte für den Ausgleich (46.), danach waren die Gäste dem zweiten Treffer sehr nahe.

"Jeder weiß, dass wir besser spielen können", sagte der ratlose Kramaric: "Ich habe keine Ahnung, warum wir es nicht zeigen." Für Nagelsmann gilt es, schleunigst Lösungen zu finden. Am Samstag geht es zum Spitzenreiter Borussia Dortmund. Danach könnte die Diskussion um die "lahme Ente" nicht mehr nur schwelen.

 

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