27.09.2018 14:40 Uhr

HSV-Talent Arp: Vom Hoffnungsträger zum Bankdrücker?

Für HSV-Talent Fiete Arp geht es momentan nicht mehr steil bergauf
Für HSV-Talent Fiete Arp geht es momentan nicht mehr steil bergauf

Hoffnungsträger, "Uns Fiete", Jahrhunderttalent - Fiete Arp wurde in seiner jungen Karriere beim Hamburger SV schon mit vielen Superlativen bedacht. Doch zum Saisonstart der 2. Bundesliga findet sich der Shooting-Star meist in der Reservisten-Rolle wieder. War seine Vertragsverlängerung etwa ein Fehler?

Als Uwe Seeler beim Jahresempfang des Hamburger Fußball-Verbandes Anfang September Fiete Arp die Hand schüttelte, sprach er genau das aus, was viele HSV-Fans denken.

"Du bist den richtigen Weg gegangen. Erst in Ruhe Abitur gemacht und jetzt greifst du an und bringst den HSV in die erste Liga zurück", sagte die Legende in gewohnt euphorischer Manier, als er den 18-Jährigen zu "Hamburgs Jugendspieler des Jahres" kürte.

Worte wie diese passen zum kometenhaften Aufstiegs des HSV-Eigengewächses. Er feierte schon mit 17 Jahren sein Profidebüt, geht dank wehender blonder Locken als Teenie-Star durch und gilt weitestgehend als eines der größten Sturmtalente Deutschlands. Kein Wunder also, dass er seit jeher in der Hansestadt als der Hoffnungsträger schlechthin gefeiert wird.

Absage an Bayern München

Erst recht nach seiner Vertragsunterzeichnung im Juli, als Arp seinen Kontrakt beim Bundesliga-Absteiger bis 2020 verlängerte. Unter großen Jubel schlug er dafür sogar eine Offerte des FC Bayern München aus, die laut Medienberichten bereit waren, dem Stürmer ein Jahresgehalt von fünf Millionen Euro zu bezahlen. Seine emotionalen Worte hinterher berührten die Hamburger Fangemeinde: "Ich konnte so nicht gehen. Für mich ist die Geschichte beim HSV nicht vorbei."

In den letzten Wochen liest sich eben jene Geschichte für Fiete Arp aber nicht mehr besonders rosig. Der 18-jährige Mittelstürmer findet sich zu Beginn der Zweitligasaison meist auf der Reservebank wieder und scheint weit von der Hamburger Stammformation entfernt. Er kickte nur beim 5:3-Pokalerfolg gegen TuS Erndtebrück von Anfang an und brachte es in der Liga lediglich auf zwölf Spielminuten.

Stellt sich die Vertragsverlängerung etwa schon früh als Fehler heraus? HSV-Coach Christian Titz sieht das nicht so und bittet um Verständnis für die Situation seines unerfahrenen Angreifers: "Wir reden hier von einem 18-jährigen jungen Mann, der seit Monaten mit Extremsituationen konfrontiert wird. Für uns ist klar, dass wir ihn in Ruhe begleiten werden und ein behutsamer Aufbau ihm gut tun wird."

Titz legt Wert auf behutsame Entwicklung

Auch Arp trat zu Saisonbeginn ebenfalls an Titz mit dem Wunsch heran, etwas aus der Öffentlichkeit genommen zu werden. Titz trainierte Arp schon in der B-Jugend, kennt den gebürtigen Bad Segeberger also gut. Seit Monaten macht er deutlich, dass er seinen Youngster besonders vorsichtig behandeln will und seiner Entwicklung viel Zeit geben möchte.

Das Reservisten-Dasein des Jugend-Nationalspielers ist aber nicht bloß vorsichtige Berechnung seines Trainers, es hat auch sportliche Gründe. Zu Beginn der Saisonvorbereitung steckte der Stürmer in einem deutlichen Formtief und konnte sich somit nicht sofort im Training für die Startelf empfehlen.

Dazu ist die Konkurrenz in der Hamburger Sturmspitze groß und namhaft, was es für Arp zusätzlich schwer macht, kontinuierlich Einsatzzeit zu bekommen. Pierre-Michel Lasogga erwischte mit fünf Treffern in sechs Spielen einen Saisonauftakt nach Maß und auch der koreanische WM-Teilnehmer Hee-Chan Hwang kann in der vordersten Reihe agieren. Sogar HSV-Kapitän Aaron Hunt, eigentlich Mittelfeldspieler, agierte zuletzt als Stoßstürmer.

Erfolgreich in der Reserve

Für Fiete Arp blieb in den letzten Wochen nur die Möglichkeit, bei der Reserve des HSV in der Regionalliga Nord Spielpraxis zu sammeln. Ein Schicksal, welches ihm wahrscheinlich auch bei einem Wechsel in die erste Liga geblüht hätte. Bei seinen Reserve-Auftritten in Hamburg konnte er bis dato stets überzeugen und meldete mit drei Toren in drei Spielen seine Ansprüche auf höhere Aufgaben an.

Diese scheint auch Titz weiterhin in der Zukunft des jungen Angreifers zu sehen. "Er ist ein Riesentalent, hat großes Potenzial und ist für sich ein sehr aufgeräumter, junger Mann", lobt der 47-Jährige. "Ich finde er entwickelt sich gut." Es stellt sich also nicht die Frage, ob Fiete Arp eine Bewährungschance in Hamburg bekommt, sondern eher wann.

Im Auswärtsspiel des HSV bei der SpVgg Greuther Fürth könnte es damit allerdings noch schwierig werden. Arp plagte die letzten Tage ein grippaler Infekt, ob er spielen kann, ist unsicher. Im 19-köpfigen Kader steht der Youngster allerdings.

Moritz Wollert

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