05.05.2018 19:21 Uhr

"Weide" überstrahlt BVB-Pfiffe - Mainz trinkt

Roman Weidenfeller ließ sich feiern, der Rest des BVB erntete Pfiffe
Roman Weidenfeller ließ sich feiern, der Rest des BVB erntete Pfiffe

Die Mainzer Nichtabstiegsparty näherte sich dem Höhepunkt, 100 Meter entfernt kletterte das BVB-Idol Roman Weidenfeller unter Riesenjubel auf den Zaun der Südtribüne - da dröhnte plötzlich ein gewaltiges Pfeifkonzert aus 20.000 Kehlen durch das Stadion. Die restlichen Spieler von Borussia Dortmund hatten es "gewagt", sich ihren Fans ebenfalls zu nähern: Sie wurden mit Schimpf und Schande verjagt.

Es war eine skurrile Szenerie, die nach dem letzten Heimspiel einer turbulenten Saison noch einmal aufzeigte, wie schief beim BVB immer noch der Haussegen hängt. "Es war eine Leistung zum Schämen", sagte Sportdirektor Michael Zorc eiskalt.

Weltmeister Andre Schürrle sah bei seinem Ex-Klub Mainz "mehr Herz, mehr Einsatz, mehr Leidenschaft. Wenn du das nicht hast, kannst du kein Spiel gewinnen". Die Analyse von Trainer Peter Stöger war nicht weniger hart: "Wie Mainz präsentiert man sich, wenn man in einem Spiel etwas ganz, ganz Großes erreichen will." Eben. Wie Mainz.

BVB bangt um das Abwehrzentrum

Der BVB jedoch verdarb seinem Weltmeister Weidenfeller mit einer wieder einmal laschen Leistung auch den Abschied vom geliebten Heimpublikum nach 16 Jahren. Im Falle einer klaren Führung hätte er wohl noch mal ein paar Einsatzminuten bekommen, so badete der Torhüter nach dem Abpfiff noch lange in der Menge, die ihn als menschliches, kämpferisches Vorbild feierte.

Auch dies: ein Kontrast zur jetzigen Mannschaft, die lange 50 Meter Sicherheitsabstand hielt. Ihr steht am Samstag ein Endspiel um die Champions-League-Teilnahme bei 1899 Hoffenheim bevor - und das womöglich ohne die Stamm-Innenverteidigung Sokratis (Gelbsperre) und Ömer Toprak (angeschlagen ausgewechselt). Bayer Leverkusen lauert noch auf den vierten Platz.

"Wir haben unser Ding durchgezogen"

Überglücklich hingegen begaben sich die Mainzer auf den Rückweg. "Alle im Verein haben in schweren Zeiten zusammengehalten", sagte Sportvorstand Rouven Schröder mit Tränen in den Augen. "Wir haben unser Ding durchgezogen. Wir haben es geschafft. Ich bin vor allem stolz auf Sandro Schwarz."

Dementsprechend schwärmte der Trainer nach den Toren von Ridle Baku (4.) und Yoshinori Muto (13.) von einem "unfassbaren Gefühl", der perfekten Mischung aus "Glück, Stolz und Dankbarkeit". Kistenweise trugen Dortmunder (!) Betreuer das Bier in den Mainzer Bus, Schwarz versicherte gelöst, niemand müsse sich sorgen, noch "zu verdursten". In der Heimat sollte es gleich weitergehen: Mainz, wie es trinkt und lacht.

Auf der anderen Seite bemühte sich Weidenfeller noch um ein wenig Versöhnung. Er sammelte die von den Fans weggeschickte BVB-Mannschaft mühsam wieder ein, viele Spieler waren schon im Kabinengang. Weidenfeller schickte sie noch einmal vor die Südtribüne, wo es zumindest den wachsweichen Hauch eines Applauses gab. Gekittet war damit allerdings gar nichts.

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