08.04.2018 14:44 Uhr

"Chance gering": Köln bereitet sich auf Abstieg vor

Sportchef Armin Veh schätzt die Chancen des 1. FC Köln realistisch ein
Sportchef Armin Veh schätzt die Chancen des 1. FC Köln realistisch ein

Es fühlte sich alles nach Abstieg an. Die Blicke, die Gesten, die Reaktionen, jede Regung der Spieler und Verantwortlichen des 1. FC Köln nach dem bitteren 1:1 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 sagten: Game over, das war's.

Nationalspieler Jonas Hector brach frustriert ein Interview ab, Torhüter Timo Horn starrte fassungslos in den Kölner Frühlingshimmel und aus der Kabine war ein laut auf den Boden krachender Koffer als Zeuge des Kölner Frustes zu hören.

"Die Spieler sind niedergeschlagen", berichtete Trainer Stefan Ruthenbeck am Morgen nach dem Spiel: "Wir haben ja selbst ein Endspiel ausgerufen. Und jetzt ist die Wahrscheinlichkeit wieder verringert worden. Mit dieser Situation tut sich die Mannschaft schwer."

Nach der verpassten Großchance im Keller-Duell ist der sechste Abstieg aus der Fußball-Bundesliga kaum noch zu vermeiden. Dass die Kölner durch den 3:2-Sieg des Hamburger SV drei Stunden später gegen Schalke wieder auf den letzten Platz abrutschten, war da nur die bittere Pointe.

Abwehrspieler Dominique Heintz antwortete auf die Frage, ob er noch Hoffnung auf den Klassenverbleib habe: "Rechnerisch geht es noch. Aber man muss realistisch bleiben. Heute bin ich sehr traurig und enttäuscht."

Veh rechnet nicht mit Hector-Verbleib

Sportchef Armin Veh wollte den Klassenverbleib offiziell noch nicht abschreiben. "Wir geben nicht auf, keine Frage, aber die Chance ist nun relativ gering", erklärte er: "Wir haben sechs Punkte Rückstand, die schlechtere Tordifferenz und jetzt auch noch den HSV vor uns. Aber die Situation, dass wir es gar nicht mehr schaffen können, ist noch nicht eingetreten."

Dennoch treibt Veh nun die Planungen für die 2. Liga voran. In den nächsten Tagen will er erstmal Gespräche mit Leistungsträgern mit Ausstiegsklauseln wie Horn, Heintz, Hector oder Leonardo Bittencourt führen, ob sie sich im Fall der Fälle einen Verbleib vorstellen könnten. Dabei hofft Veh sogar auf einen Verbleib von Hector, der am Samstag das 1:0 erzielte (7.).

"Normalerweise kann man sich nicht vorstellen, dass ein Nationalspieler von 27 Jahren in die 2. Liga geht", sagte Veh in der Sendung "Wontorra": "Aber Jonas ist ein außergewöhnlicher Typ. Deshalb könnte ich mir zu einem gewissem Prozentsatz vorstellen, dass er bei uns bleibt."

"Irgendwann kriegst du das einfach nicht mehr gebacken"

Fakt ist: Der 1. FC Köln spielt nach der in der Hinserie zeitweise schlechtesten Ausbeute der Bundesliga-Historie insgesamt eine ordentliche Rückrunde. Aus den Heimspielen gegen Augsburg, Hannover (beide 1:1), Stuttgart (2:3) und Mainz holte er aber insgesamt nur drei Punkte - für eine große Aufholjagd, für ein Wunder gar, ist das dann eben doch zu wenig.

"Ich glaube schon, dass mehr drin gewesen wäre", sagte Veh deshalb, hatte aber auch eine schlüssige Begründung für die verschenkten Punkte: "Das ist eine psychologische Sache. Wir kommen zurück, dann sind wir weg, dann kommen wir wieder zurück, dann sind wir wieder weg - so geht das schon seit Wochen. Und irgendwann kriegst du das einfach nicht mehr gebacken."

Nichtsdestotrotz gehöre "der Effzeh in diese Liga. Es ist ein großartiger Klub, und diese Stadt lebt den Fußball. Es wäre wirklich traurig, wenn wir in die 2. Liga gehen würden. Ich als Geschäftsführer Sport muss aber natürlich von Wahrscheinlichkeiten ausgehen", so Veh.

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