05.11.2017 10:41 Uhr

BVB: Abschied von einer Spitzenmannschaft

Pierre-Emerick Aubameyang wartet weiter auf sein Tor
Pierre-Emerick Aubameyang wartet weiter auf sein Tor

Borussia Dortmund hat innerhalb von vier Spielen unglaubliche elf Punkte auf Bayern München verloren. Trainer Peter Bosz wird deutlich.

Zum Abschluss schauderhafter Wochen fällte Peter Bosz sein Urteil knapp und knallhart. "Wir sind nur hinterhergelaufen und waren immer zu spät", sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 1:3 (0:2) im Spitzenspiel gegen Bayern München scharf: "Dann kann man nicht von einer Spitzenmannschaft reden."

Das wäre ohnehin einigermaßen kurios nach 21 Tagen, in denen der BVB mit blamablen Auftritten gegen APOEL Nikosia (1:1/1:1) die Champions League herschenkte und in nur vier Ligaspielen elf (!) Punkte auf den FC Bayern verlor. Fünf Punkte Vorsprung am 14. Oktober, sechs Punkte Rückstand am 4. November - das ist wohl ein einmaliger Absturz.

Mit Erklärungen taten sich die Beteiligten schwer. Schließlich war das Topspiel keineswegs ein Desaster gewesen, der BVB hatte sogar die leicht besseren Torchancen, dennoch fühlte sich alles nach deutlicher Unterlegenheit an. "Es gibt so Phasen", sagte Gonzalo Castro, der wie seine Mitspieler keine Kritik an Bosz zulassen wollte: "Es lag nie am System. Es lag immer an uns."

Watzke führt Krise auf "Schalke-Manschette" zurück

Das wiederum zeigt: Die individuelle Qualität ist derzeit nicht auf Spitzenniveau. Der BVB verlor auch aufgrund der Extraklasse der Bayern-Superstars Arjen Robben und Robert Lewandowski. Kingsley Coman machte mit Marc Bartra auf der linken Seite, was er wollte. Beim BVB hingegen hatte Pierre-Emerick Aubameyang erneut einen schlechten Tag.

Wenn selbst Hans-Joachim Watzke jenes Krisengerede nicht mehr abwehrt, das er vor zwei Wochen noch "krank" nannte, wird es ernst. "Es ist eine Situation, die nicht schön ist", betonte der Geschäftsführer nun, "die müssen wir annehmen, dazu müssen wir stehen." Im Spaß schob er den BVB-Absturz auf die blau-weiße "Schalke-Manschette" an seiner operierten Hand: "Seit ich die habe, läuft es nicht mehr..."

Die wahren Gründe sind ernster. Die BVB-Profis waren fast immer zu weit von ihren Gegenspielern entfernt, "die haben uns schön hin- und hergespielt", kritisierte Sportdirektor Michael Zorc. "Wir waren nicht scharf und hart in den Zweikämpfen." Nur Torhüter Roman Bürki und Christian Pulisic nahm Zorc in Schutz: "Christian hatte den Mut, den ich mir mehr erhofft hatte."

Bosz hofft auf die Länderspielpause

Also: kein Mut, kein Selbstvertrauen, keine Form, dazu Probleme mit der Taktik. "Die Stimmung ist nicht gut in Dortmund", hatte Zorc schon vor Spielbeginn festgestellt. Durch die Niederlage wurde sie nicht besser, obwohl die Fans aufmunternden Applaus spendeten. Erst recht nicht durch den Blick auf die Bundesliga-Tabelle. Borussia Dortmund: 20 Punkte, Schalke 04: auch 20 Punkte! Das nächste BVB-Heimspiel ist das Revierderby.

Vorher allerdings kommt die Länderspielpause, die kaum eine Mannschaft so gut gebrauchen könnte wie die Borussia. "Wir haben in der letzten Länderspielpause unsere Form verloren", sagte Bosz, "in dieser müssen wir sie wiederfinden!" Dann allerdings fiel ihm ein, dass die meisten seiner Spieler auf Reisen sein werden: "Viele kommen erst einen Tag vor unseren nächsten Spielen zurück."

Es bleibt ein Hoffnungsschimmer: "Wir haben noch sechs oder sieben Monate in der Bundesliga", betonte Bosz. Einen weiteren wie den vergangenen wird er sich nicht leisten dürfen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten