09.09.2017 20:16 Uhr

"Nur mit Zauberern geht es nicht": Bayer enttäuscht

Leverkusen reklamierte und verlor
Leverkusen reklamierte und verlor

Bayer Leverkusen gerät nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte immer mehr unter Druck.

Auch nach dem sechsten Kaffee war bei Rudi Völler die Enttäuschung über den neuerlichen Nackenschlag riesengroß. "Wir haben eine schöne Spielweise, es sieht alles total gut aus, wir sind total dominant", sagte der fast schon ungewohnt ruhige Sportchef von Bayer Leverkusen nach dem 1:3 (1:1) in Mainz: "Aber nur mit Zauberern geht es halt nicht. Ein Punkt aus drei Spielen ist zu wenig."

Wieder hat die Werkself eine bärenstarke erste Halbzeit gespielt, wieder ist sie in Schönheit gestorben und auseinandergebrochen. Nach den phasenweise guten Auftritten bei der Auftaktniederlage gegen Rekordmeister Bayern München (1:3) und dem Unentschieden gegen 1899 Hoffenheim (2:2) steht die Mannschaft von Heiko Herrlich auch nach dem dritten Spieltag ohne Sieg da - der schlechteste Saisonstart in 38 Jahren Bundesligazugehörigkeit ist perfekt.

Zu einfach?

"Dominanz alleine genügt nicht", erklärte Völler die Krux im Leverkusener Spiel. Gegen Mainz legte sein Team aggressiv los, zwang die Gastgeber mit brutalem Pressing zu frühen Fehlern - doch bis auf das Tor durch Dominik Kohr (22.) sprang trotz vieler Chancen und deutlicher Überlegenheit nichts Zählbares heraus.

"Vielleicht haben wir gedacht, dass es zu einfach ist", mutmaßte Völler. Aus einer Leverkusener Unkonzentriertheit erzielte Yoshinori Muto mit dem ersten Mainzer Saisontor aus dem Nichts den Ausgleich (45.). In der zweiten Halbzeit verlor Leverkusen dann völlig den Faden. "Mainz hat das Nötigste gemacht, nichts Besonderes", meinte der in der ersten Halbzeit starke Admir Mehmedi leeren Blickes.

Doch genau damit legten die 05er nach dem Seitenwechsel gnadenlos offen, woran es dem Leverkusener Spiel momentan mangelt. Mit simplem, leidenschaftlichem Spiel kämpften sie sich zurück in die Partie und Bayer den Schneid ab. Abdou Diallo (57.) und Suat Serdar (71.) brachten die 24.876 Zuschauer im Mainzer Stadion mit ihren ersten Bundesliga-Treffern zum Toben. "Die Mainzer machen es mit ihren Mitteln etwas einfacher, aber sie machen es gut", erkannte Völler.

Hoffnung auf Alario

Trotz der schwachen Chancenverwertung ist es aber vor allem die teilweise desolate Defensivarbeit, die dem einstigen Europapokal-Dauergast Sorgen bereitet. "Acht Gegentore ist eine Statistik, die ist total aussagekräftig", sagte der konsterniert wirkende Trainer Herrlich mit hängenden Mundwinkeln.

Als Grund dafür machte er gar ein Mentalitätsproblem bei seiner Mannschaft aus. "Wir wissen alle, dass wir unglaublich viel Qualität im Kader haben", sagte der 45-Jährige: "Zur Qualität zählt aber auch eine gewisse Mentalität, Chancen unbedingt Nutzen zu wollen, den Sack zumachen zu wollen, nicht mehr locker zu lassen - und wenn ich den Gegner dominiere, den einfach unten halten. Jetzt stehen wir schon mit dem Rücken zur Wand."

Abhilfe könnte der derzeit noch am Knie verletzte Neuzugang Panagiotis Retsos schaffen. Und auch der zweite Last-Minute-Transfer, Stürmer Lucas Alario, soll nach einem Streit um die Spielerlaubnis bald zur Verfügung stehen.

Doch auch ohne die beiden soll der Umschwung klappen: "Wir wollen jetzt gar nicht rumjammern", gab Völler vor: "Es ist ja nicht so, dass wir jetzt verunsichert sind. Sonntag gegen Freiburg geht's weiter."

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