Europa im Blick: Herthas Stark pokert hoch
Hertha BSC Berlin hat seine schwarze Auswärtsserie beendet und einen wichtigen Schritt Richtung Europa League gemacht.
Hoch gepokert, viel gewonnen - und den Euro-Jackpot zum Greifen nah: Niklas Stark wehrte Glückwünsche noch ab, doch das Gesicht des Erfolges von Hertha BSC träumt von einem krönenden Saisonabschluss. "Da wollen wir Europa endgültig fix machen und dann ein Fass aufmachen", kündigte der Abwehrspieler nach dem 2:0 (2:0) beim Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 an.
Der U21-Nationalspieler hatte für den Traum von der Europa League alles auf eine Karte gesetzt und trotz eines drohenden Ermüdungsbruchs im rechten Fuß völlig überraschend gespielt.
"Er hat seine Gesundheit riskiert und alles gegeben. Das hat alle glücklich gemacht, die Fans und die Mannschaft", lobte Hertha-Trainer Pál Dárdai. Es war der erste Auswärtssieg der Hertha BSC seit 161 Tagen nach neun Pleiten in Folge. "So eine Serie wird kein anderer Berlin-Trainer mehr schaffen", witzelte Dárdai.
Ein Punkt reicht für Europa
Ein Punkt reicht dem Tabellenfünften Berlin gegen Bayer Leverkusen, um die direkte Qualifikation für die internationale Bühne perfekt zu machen. Es wäre die Krönung nach einer relativ schwachen Rückrunde (bisher 19 Punkte), die analog zur vergangenen Saison einer überragenden Hinserie (30) folgte.
Allerdings könnten die Hauptstädter theoretisch noch vom SC Freiburg (48) sowie dem 1. FC Köln (46) überflügelt werden und auf Rang sieben abrutschen. Dann müssten sie, sofern Borussia Dortmund Pokalsieger wird, in die Qualifikation - wie 2016, als sie am letzten Spieltag aus den direkten Europa-League-Rängen stürzten.
An eine Wiederholung des Schreckens-Szenarios denkt Stark nicht. "Das Spiel in Darmstadt war ein guter Test für die letzte Partie. Es war ein gutes Zeichen, wie wir gekämpft haben", sagte er.
Guten Morgen, Auswärtssieger! 😍 Gute Figur gestern abgegeben 👌🕺 #hahohe pic.twitter.com/iI5j9cXJU3
— Hertha BSC (@HerthaBSC) 14. Mai 2017
"Kinderriegel" als Erfolgsfaktor
Die Hoffnungen ruhen auch auf Stark und seiner Selbstlosigkeit. Der 22-Jährige bildete mit Teenie Jordan Torunarigha den unerschütterlichen "Kinderriegel" im Abwehrzentrum.
Der 19-Jährige mit nigerianischen Wurzeln, der in seinen Abiturprüfungen steckt, erzielte sogar seinen ersten Bundesliga-Treffer (28.). "Den werde ich feiern, und dann wieder lernen", sagte Torunarigha schmunzelnd, ehe er von Stark geneckt wurde: "Wenn du ein Tor machst, musst du auch alle Interviews geben." Die Führung war Torjäger Salomon Kalou (14.) geglückt.
Während Hertha-Kapitän Vedad Ibišević beim Blick auf die Tabelle in den Katakomben Urschreie ausstieß, blieb Stark bodenständig. "Unsere Perspektive ist vor dem letzten Spiel so schlecht nicht. Die anderen Ergebnisse waren überragend", sagte er, aber: "Wir wissen, dass wir punkten sollten."
Dárdai lobt die Lilien-Fans
Auch der "sehr glückliche" Dárdai fordert zum Abschluss höchste Konzentration. "Es wartet noch ein sehr wichtiges Spiel. Wir müssen versuchen, die letzten Reserven zu mobilisieren", sagte der Ungar, der angetan war von der "meisterlichen Abstiegs-Party" der Darmstädter Fans.
Die Lilien-Anhänger feierten noch lange nach dem Abpfiff mit ihren Profis. "Das war vorbildlich, das war ein Fußballfest", lobte Dárdai.