13.05.2017 19:09 Uhr

Selbstkritischer Völler will "wieder angreifen"

Rudi Völler hat bereits mit den Planungen für die neue Saison begonnen
Rudi Völler hat bereits mit den Planungen für die neue Saison begonnen

Schweißgebadet, aber überglücklich: "Die letzten Tage waren nicht einfach, aber nun herrscht pure Erleichterung", sagte ein sichtlich mitgenommener Sportchef Rudi Völler im roten Retter-T-Shirt. Zuvor hatte Bayer Leverkusen durch ein 2:2 (0:1) gegen den Erzrivalen 1. FC Köln am vorletzten Spieltag der Saison den Klassenerhalt perfekt gemacht und dadurch einen nervenaufreibenden Showdown am kommenden Samstag in Berlin vermieden.

"Uns ist allen ein großer Brocken vom Herzen gefallen, dass wir die Rettung geschafft haben", gab auch Michael Schade nach einer spektakulären Zitterpartie zu, in der Stefan Kießling (60.) und Joker Joel Pohjanpalo (71.) Bayer den hochverdienten Punkt gerettet hatten. Miloš Jojić (14.) und Youngster Lukas Klünter (49.) hatten zuvor Köln vermeintlich auf die Siegerstraße geführt und das Herzrasen bei Völler, Schade und allen Bayer-Sympathisanten noch einmal verstärkt.

Nach dem Abpfiff war Völler aber zunächst in die Kabine geeilt, um seinen Trainer Tayfun Korkut und dessen Assistenten Xaver Zembrod zum Klassenerhalt zu gratulieren. Zeitgleich verkündete Schade aber schon, dass die Zusammenarbeit mit dem Nachfolger von Roger Schmidt, der in zehn Ligaspielen als Bayer-Coach nur einen Sieg feiern konnte, praktisch mit dem Schlusspfiff im Berliner Olympiastadion beendet wird.

Völler bestätigt Gespräche mit Trainer-Kandidaten

"Fußball ist ein Ergebnissport", sagte Schade vielsagend angesichts der katastrophalen Bilanz unter Korkut von nur 0,8 Punkten pro Bundesliga-Partie. "Die Ergebnisse waren nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben", betonte auch Völler, warum ein Neuanfang mit Korkut unmöglich ist. "Ich kann nicht selbst den Vertrag aufsetzen und dann unterschreiben. Das ist nicht meine Aufgabe", kommentierte Notlösung Korkut selbst sein erwartetes Aus unter dem Bayer-Kreuz.

Völler bestätigte unterdessen, dass der Klub seit geraumer Zeit Gespräche mit potenziellen Trainer-Kandidaten, aber auch mit Spielern führt, "mit denen wir nächste Saison wieder Europa angreifen wollen". Namen nannte der Weltmeister von 1990 natürlich nicht.

"Wir habe alle Fehler gemacht"

Entsprechend brodelt die Gerüchteküche. Wunschkandidat Lucien Favre, der angeblich auch von Borussia Dortmund umworben wird, erhält offenbar von seinem Klub OGC Nizza keine Freigabe. Gegen Jürgen Klinsmann, der Völler 2004 als Bundestrainer beerbt hatte, gibt es angeblich Vorbehalte vom mächtigen Gesellschafter-Ausschuss. Ähnliches gilt für BVB-Coach Thomas Tuchel, der im Sommer frei werden könnte.

Eine Verpflichtung der zuletzt gehandelten Niko Kovač (Eintracht Frankfurt) und Martin Schmidt (FSV Mainz 05) scheint ebenfalls utopisch. Weitaus realistischer sind die Kandidaten Domenico Tedesco (Erzgebirge Aue) und David Wagner, der mit dem englischen Zweitligisten Huddersfield Town um den Aufstieg kämpft.

Unabhängig von der Trainerentscheidung machte die Chefetage Völler/Schade unmissverständlich klar, dass man die aktuelle Saison "schonungslos und knallhart" analysieren werde. "Wir habe alle Fehler gemacht, die Spieler, die Trainer und das Management. Es wird alles auf den Tisch kommen und dann schauen wir, was wir besser machen müssen", kündigte Völler an.

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