20.02.2017 10:40 Uhr

Watzke: RB-Eklat der "Tiefpunkt" für den BVB

Hans-Joachim Watzke spricht über den
Hans-Joachim Watzke spricht über den "Tiefpunkt" des BVB

Für BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sind die Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen rund um die Vorkommnisse beim Heimspiel gegen RB Leipzig der "Tiefpunkt" im letzten Jahrzehnt für seinen Klub.

"Angesichts der rasanten Entwicklung, die der BVB durchgemacht hat mit dem Zuwachs an Beliebtheit, an medialer Aufmerksamkeit, war es klar, dass auch mal negative Schlagzeilen kommen würden. Dass die Situation gegen RB Leipzig allerdings so ausgeartet ist, das bedauern wir selbst am meisten. Die letzten 14 Tage waren die härteste Zeit der vergangenen zehn Jahre", sagte Watzke im Interview mit den "Ruhr Nachrichten".

Er selbst habe sich in der ganzen Angelegenheit nichts vorzuwerfen. "Ich habe RB Leipzig nicht beleidigt oder diskreditiert. Ich habe auch niemanden zur Gewalt aufgerufen. Diese hässlichen Szenen hätten sich auch ohne meine Äußerungen so zugetragen. Ich verabscheue Gewalt!", erklärte Watzke.

Nach dem Leipzig-Eklat erreichten den Unternehmer zahlreiche Drohungen. Ihn persönlich hätten diese nicht geschockt. Für seine Familie sei es schwieriger gewesen. "Wenn meine 87-jährige Mutter am Telefon bepöbelt wird, dann ist das nicht mehr lustig", sagte der Klub-Chef.

Watzke äußerte sich auch zur Debatte um die Dortmunder Fanszene. "Auch wenn es nicht populär war, habe ich immer die Meinung vertreten, dass man bei den Ultras deutlich differenzieren muss. Bei unseren etwa 800 Ultras bin ich mir sicher, dass die weit überwiegende Mehrheit von denen mit Gewalt nichts am Hut hat", so der 57-Jährige.

Hooligans? "Da geht es um Lust auf Gewalt"

Problematisch seien aber Hooligans, wie sie Mitte Februar auf der Anfahrt zum BVB-Spiel in Darmstadt festgenommen wurden. "Bei den Ultras habe ich immer das Gefühl, dass es um Borussia Dortmund geht, bei diesen Hooligans sehe ich das nicht. Da geht es um Lust auf Gewalt, um Krawall und Selbstdarstellung. Wer sich so deutlich auf die Seite der Gewalt stellt, mit dem rede ich nicht", sagte Watzke, der gewaltbereite Fangruppierungen warnte: "Den Kampf auf der Südtribüne gewinnen wir."

Die Kollektivstrafe mit der Sperrung der Südtribüne bezeichnete Watzke als "krasses Urteil", "mehr als 24.000 komplett Unbeteiligte, Anständige" seien ausgeschlossen worden. Für den Klub sei jedoch klar gewesen, "dass ein Nicht-Akzeptieren dieser Strafe in der Gesellschaft verheerend angekommen wäre". Watzke weiter: "Wir hatten keine Alternative, die öffentliche Meinung hätte uns vernichtet. Kämpfe, die man nicht gewinnen kann, muss man auch nicht führen. Demzufolge haben wir uns dafür entschieden."

Den materiellen Schaden der leeren "Süd" bezifferte der starke Mann der Borussia auf eine halbe Million Euro. Zusätzlich gebe es einen Imageschaden.

Um Kontrollen zu verbessern und zukünftig problematische Banner und Pyrotechnik aus dem Stadion zu verbannen, sieht Watzke Körperscanner als einzigen gangbaren Weg. "Solange wir die Leibesvisitation nicht im Intimbereich durchführen dürfen, werden wir dem nicht habhaft werden. Jeder, der sich in der Szene auskennt, weiß, wie Pyrotechnik oder Banner ins Stadion hineingeschmuggelt werden."

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