11.02.2017 12:07 Uhr

Nagelsmann will kein "Baby-Mourinho" sein

TSG 1899 Hoffenheim v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga
TSG 1899 Hoffenheim v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Julian Nagelsmann tritt in den Sonntag-Spielen der Bundesliga einen Tag nach seinem Jahres-Jubiläum als Cheftrainer von 1899 Hoffenheim mit den Kraichgauern beim VfL Wolfsburg an.

Das Lächeln ist noch genau so spitzbübisch wie vor exakt einem Jahr. Man sieht Julian Nagelsmann nicht an, dass Trainerjahre eigentlich Hundejahre sind - also mal sieben. Ansonsten hat sich in den vergangenen zwölf Monaten aber einiges verändert im Leben des Coaches der TSG 1899 Hoffenheim, der einmal diesen bemerkenswerten Satz gesagt hat: "Aus profilneurotischen Gründen muss ich nicht Bundesliga-Trainer sein."

In England wird der 29-Jährige wegen seiner Erfolge mit den Kraichgauern inzwischen "Baby-Mourinho" genannt. Was er nicht sonderlich mag, aber was bedeutet, dass sich der Taktik-Tüftler auch im Fußball-Mutterland längst einen Namen gemacht hat. Dynamisch, praktisch, gut - dazu eloquent und im Gegensatz zu Jose Mourinho auch angenehm bodenständig.

Nur Bayern und Dortmund besser als die TSG

Selbst Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp kommt aus dem Schwärmen über "Herrn Nagelsmann" gar nicht mehr raus. Verständlich, immerhin hat der Trainer-Novize die Hoffenheimer in der vergangenen Saison vor dem Abstieg bewahrt und sie inzwischen auf Champions-League-Kurs gebracht. In der Hinrunde blieb 1899 sogar ohne Niederlage.

Laut "kicker" ist Nagelsmann die "heißeste Aktie auf dem deutschen Trainermarkt". Kein Wunder, bei den Zahlen: Seit seinem Amtsantritt am 11. Februar 2016 holte der Oberbayer, der die Prüfung zum Fußball-Lehrer mit der Note 1,3 abgeschlossen hatte, saisonübergreifend 57 Punkte aus 33 Spielen. Nur Rekordmeister Bayern München (81) und Borussia Dortmund (67) waren in dieser Zeit erfolgreicher.

Nagelsmann mit "Gier nach Erfolg"

Neulich im Presseraum der Rhein-Neckar-Arena verriet Nagelsmann, dass "die Gier nach Erfolg" in seinem Charakter stecke. Aber da scheint mehr zu sein - wie so oft bei diesen Trainern, deren Traum von der eigenen Profikarriere schon früh wegen einer Verletzung zerplatzte.

Nagelsmann hat dieses Kapitel offiziell längst abgehakt - und das wahrscheinlich mit größerer Souveränität als manch anderer. Denn bereits als 20-Jähriger stand er nach dem frühen Tod seines Vaters in der Pflicht. "Ich musste noch erwachsener werden und schnell lernen, Entscheidungen zu treffen, die nicht immer leicht und angenehm waren", berichtete der Vater eines kleinen Sohnes, der beim Umgang mit seinen Profis die perfekte Balance zwischen Respektsperson und Kumpel gefunden hat.

Hopp hofft auf Verlängerung

Die Spieler spüren, dass da einer ist, der Fußball lebt - ohne das eigene Metier mit all dem Rampenlicht überzubewerten. Das ist auch aus seinen schlagfertigen Aussagen herauszuhören. Mit Ironie reagierte Nagelsmann jüngst auf die Spekulationen über ein mögliches Interesse von Bayern München an ihm und anderen Trainern. "Ich bin im Austausch mit Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel. Wir einigen uns gerade, wer Trainer und wer Co-Trainer wird", meinte er - und lächelte dabei spitzbübisch.

Doch nicht zuletzt Hopp weiß um die Begehrlichkeiten, die Nagelsmann geweckt hat. "Ich habe die Hoffnung und den Glauben, dass es mit Julian länger hält, als manche unken", sagte der Milliardär. Bis 2019 steht der Coach bei Hoffenheim unter Vertrag. "Und die Fans können beruhigt sein, ich werde auch noch nächste Saison hier sein", sagte Nagelsmann jüngst.

Zu seinem "Einjährigen" wünscht sich der Eishockey-Fan am Sonntag beim Spiel des Tabellenfünften beim VfL Wolfsburg drei Punkte. Der Europacup ist das Ziel. Doch Nagelsmann ist Realist genug, um auch die Tücken des Trainergeschäfts zu kennen: "Wenn ich 17-mal nacheinander verliere, dann bin ich nicht mehr da." Wenn er allerdings weiter gewinnt, vielleicht auch nicht mehr lange.

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