22.12.2016 10:48 Uhr

Nagelsmann kämpft gegen den "Luxus-Frust"

Julian Nagelsmann ist erst auf den zweiten Blick zufrieden
Julian Nagelsmann ist erst auf den zweiten Blick zufrieden

Die TSG 1899 Hoffenheim ist auch nach dem Jahresabschluss ungeschlagen und hat damit etwas vollbracht, das vorher nur fünf anderen Teams gelang. Erfolgstrainer Julian Nagelsmann ist dennoch nicht zufrieden.

Alles lief darauf hinaus, dass ein schlecht gelaunter Pistenrowdy an Weihnachten die Abfahrten rund um Saalbach-Hinterglemm unsicher machen wird. Julian Nagelsmann schimpfte und zeterte nach dem 1:1 zum Jahresabschluss gegen Werder Bremen. Doch bevor der Trainer von 1899 Hoffenheim wütend in den Ski-Urlaub aufbrach, besann er sich eines Besseren. "Wenn ich an Silvester eine Träne aus Frust vergießen würde", sagte der Coach, "dann hätte ich doch einen Pfeil im Kopf".

Auch wenn seine Wortwahl etwas drastisch war, hatte Nagelsmann eingesehen, dass sich sein Ärger über die beiden verschenkten Punkte gegen Werder beim Blick auf das Gesamtjahr doch stark relativiert. Schließlich hat er die Kraichgauer seit seinem Amtsantritt im Februar von designierten Absteigern zu "Unbesiegbaren" gemacht - zu der einzig noch ungeschlagenen Mannschaft im deutschen Profifußball.

Auf Kurs Europa

Die TSG ist erst die sechste Mannschaft in der Bundesliga-Historie, die nach 16 Spieltagen noch keine Niederlage kassiert hat. Die bisherigen fünf Klubs, die diese Zwischenbilanz vorweisen konnten, landeten am Saisonende alle unter den besten Vier - vier der fünf wurden sogar Meister (nur Bayer Leverkusen nicht).

Hoffenheim hält also Kurs auf die erste Europacup-Teilnahme seiner Klubgeschichte - obwohl der Bremer Serge Gnabry mit seinem Treffer in der 87. Minute dafür gesorgt hatte, dass das neunte Saisontor von Sandro Wagner (26.) vor 29.076 Zuschauern nicht zum Sieg reichte.

Als Trainer nicht ganz zufrieden

Dem ehrgeizigen Nagelsmann reicht die starke Zwischenbilanz des Tabellenfünften (28 Punkte) aber noch lange nicht. "Beim Blick auf die Tabelle würde ich eine 2 geben", antwortete der Coach auf die Frage nach seiner Note für das Halbjahreszeugnis: "Von meinem Gefühl der Zufriedenheit ist es aber nur eine 3 bis 4. In Schulzeiten wäre ich damit zufrieden gewesen - als Trainer bin ich es nicht so ganz."

Doch obwohl Nagelsmann weder mit dem Auftritt gegen Bremen ("Das war schlichtweg ganz schlecht von uns") noch mit den vielen Unentschieden (10) einverstanden war, konnte er seinem Frust auch etwas Positives abgewinnen. "Im Grunde ist es gut, mit einem Gefühl der Unzufriedenheit in den Urlaub zu gehen", sagte Nagelsmann: "Das macht schnell wieder Lust auf Training. Das ist besser, als in den Süden zu fliegen und zu denken, dass wir alle Halbgötter sind."

"Wir haben Außergewöhnliches geleistet"

Auch Sportchef Alexander Rosen hat bei den Profis eine "Gier nach mehr" ausgemacht. Seine Folgerung daraus hörte sich wie eine Drohung an die Konkurrenz an. "Wir haben Außergewöhnliches geleistet. Es war aber sogar noch mehr drin", sagte Rosen, der keine Wintertransfers plant: "Wir haben in vielen Spielen Punkte liegen gelassen. Das zeigt, dass wir noch nicht am Ende sind - weder mit der Entwicklung der Spieler noch mit den zu holenden Punkten."

Dass die Nationalspieler Sebastian Rudy und Niklas Süle mit ihrer Karriere bei der TSG fast am Ende sind und im Sommer wohl zu Rekordmeister Bayern München wechseln werden, sieht Rosen als "total normalen" Gang der Dinge: "Wir können damit umgehen, weil wir es gewohnt sind. Irgendwann wird die Spielerqualität zu groß für unseren Klub."

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