29.07.2016 09:21 Uhr

Land NÖ liebt SKN und Admira gleichermaßen

LR Dr. Petra Bohuslav beim SKN mit LH Dr. Erwin Pröll. Hinten links Ex-SKN-Aufsichtsrat Toni Pfeffer
LR Dr. Petra Bohuslav beim SKN mit LH Dr. Erwin Pröll. Hinten links Ex-SKN-Aufsichtsrat Toni Pfeffer

Einst marschierte Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll mit Didi Constantini zu Admira Wacker. Jetzt radelt er lieber mit Frenkie Schinkels zum SKN St. Pölten. Dennoch bleibt das Land neutral, wenn es um die beiden NÖ-Rivalen geht.

Am Sonntag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) steigt nach 22 Jahren wieder ein NÖ-Derby zwischen einem Verein aus St. Pölten (SKN) und Admira Wacker in der höchsten österreichischen Spielklasse. Am 5. Juni 1994 gab's das letzte Kräftemessen der Südstädter mit dem VSE St. Pölten, welches Admira Wacker dank eines Hattricks von Werner Bendekovits 3:1 gewann.

Eine Woche später landete der VSE auf dem Relegationsplatz und stieg anschließend nach zwei Duellen gegen den FC Linz ab. Admira Wacker qualifizierte sich hingegen für den UEFA-Cup und eliminierte dort Górnik Zabrze und AS Cannes. Nach einem 1:1-Remis im Heimspiel gegen die Franzosen hatte der damalige Admira-Präsident Pröll für den Fall eines unerwarteten Aufstiegs einen Fußmarsch von der Côte d’Azur heim in die Südstadt angekündigt.

Nach dem 4:2-Auswärtssieg dank eines Doppelpack des überragenden László Klausz wurde es dann doch nur ein Fußmarsch gemeinsam mit Trainer Didi Constantini und einigen Admira-Fans von der Südstadt zum Auswärtsspiel nach Mödling. Im Achtelfinale gegen Juventus - mit dem Drei-Mann-Sturm Fabrizio Ravanelli, Roberto Baggio und Gianluca Vialli bzw. dem nunmehrigen Chelsea Manager Antonio Conte - war dann Endstation.

Im Mai 1997 traten Pröll als Admira-Präsident und Hans Schuhböck als stellvertretender Vorstandsvorsitzender zurück, da ihr Plan einen starken Klub als SC Niederösterreich zu implementieren scheiterte. SCN Admira Wacker fusionierte später ohne sie mit dem VfB Mödling - übrigens wiederum eineinhalb Wochen nachdem der marode FC Linz den LASK "ehelichte".

Von Radlbrunn zur Liese-Prokop-Allee

Mittlerweile taucht Pröll oft bei den Heimspielen des Sportklub Niederösterreich St. Pölten auf. Gegen die Austria reiste der Landeshauptmann mit dem Rad aus Radlbrunn an, gemeinsam mit Franz Stocher und SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels, die beide beim "Sportland NÖ" beschäftigt sind.

Wieder musste der Landeshauptmann einer verlorenen Wette Tribut zollen. Diesmal hatte ihm Schinkels den (Bundesliga-)Aufstieg des SKN versprochen gehabt und quasi als beidseitiges Dankeschön radelten die zwei Freunde - professionell begleitet vom ehemaligen Radrennfahrer Stocher - die 53 Kilometer zum Stadion an der Liese-Prokop-Allee gemeinsam.

Die Pröll-Nähe zum SKN kommt bei Admira Wacker weniger gut an. Immer wieder gibt's Seitenhiebe. Ernst Baumeister meinte anlässlich des direkten Duells im ÖFB-Cup-Halbfinale vergangene Saison auf die "Kurier"-Frage "Was beneiden Sie am jeweiligen Derby-Gegner?": "Für mich gibt es zwei Sachen: das neue Stadion und die Unterstützung von der Landespolitik."

Oliver Lederer stellte zuletzt bei der Bundesliga-Ankick-Pressekonferenz ungefragt fest, dass Admira Wacker die eigene Akademie finanzieren muss, während der SKN aus der Großteils vom Land finanzierten St. Pöltner Ausbildungsstätte zurückgreifen könne. Nach Ablauf der Ära von Trainer Martin Scherb und Sportdirektor Christoph Brunnauer hat sich der SKN dort allerdings kaum mehr bedient und genießt auch keinerlei "Erstrechte", hat die Akademie dafür in der "Sportwelt NÖ" direkt vor der Haustür.

Vom Sportland NÖ nur mehr Schinkels im Klub

Dass sich das Land Niederösterreich für beide Vereine gleich abstrampelt, bestätigt Sport-Landesrätin Dr. Petra Bohuslav auf weltfussball-Anfrage. "Es freut mich, dass mit Admira und dem SKN gleich zwei niederösterreichischen Vereine in der Tipico Bundesliga aktiv sind", so Bohuslav.

Durch den Aufstieg bekomme der SKN nun eine höhere Spitzensportförderung. Aber: "Wie hoch die Förderung genau sein wird, kann vorweg noch nicht gesagt werden, da in den bezgl. Richtlinien auch eine Erfolgsprämie für das 'Beste NÖ Team' definiert ist. Und das könnte nach Ablauf der Saison 2016/2017 natürlich auch Admira sein." Sie wünsche sich jedenfalls, dass "keiner der beiden Klubs etwas mit dem Abstieg zu tun haben wird".

Die strukturellen Veränderungen beim SKN möchte Bohuslav nicht kommentieren: "Sie sind einzig und alleine Entscheidungen des Vereins." Dass der Ex-Austrianer Toni Pfeffer - ebenso beim "Sportland NÖ" beschäftigt - dem SKN als Aufsichtsrat nicht mehr auf die Finger schauen kann, möchte sie ebensowenig kommentieren wie, dass Frenkie Schinkels der einzige verbliebene "Sportland NÖ"-Akteur beim Klub ist. Ein Transfer geht beim SKN allerdings erst dann über die Bühne, wenn auch der Generalmanager Andreas Blumauer (im Bild rechts) seinen Sanktus gibt.

Dem nunmehr vierköpfigen SKN Vorstand - Präsident MSc MBA Gottfried Tröstl (von Hypo NÖ), Vizepräsident Dipl. Ing Helmut Schwarzl (Geberit GmbH & Co KG), Kassier Christian Walter (Walter Finanz) und Schriftführer Ing. Gunter Spitzhuetl (HTW Baugesellschaft mbH) - schauen lediglich die zwölf "strategischen Partner" auf die Finger.

Die haben als verkappte "Mitglieder" durchschnittlich 50.000 Euro Einschreibgebühr dafür gezahlt und ab nächster Saison 10.000 Euro zu entrichten, wenn sie weiter an Bord bleiben wollen. Dafür ist der SKN jetzt einmal schuldenfrei - auch wegen des Transfers von Cheikhou Dieng zu Medipol Başakşehir F.K und der Ablöse der Firma Voith für den ursprünglich bis 2026 gepachteten Voith Platz.
>> SKN ist schuldenfrei und neu strukturiert

Falsche Farbe

Dass der SKN erstmals in seiner 16-jährigen Vereinsgeschichte diese Saison nicht in den blau-gelben Landesfarben spielt, sondern in blau-orange (oder in rot) hat einen anderen Grund. Der SKN hat die neuen Dressen per Katalog bestellt, vorher nie in Natur gesehen und im Hochglanz-Heft hatte das Orange (siehe oben) wie das richtige Gelb ausgesehen.

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Thomas Schöpf

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