23.12.2015 12:00 Uhr

Schwierige Suche nach dem Kindergarten Cop

Salzburg sucht einen Nachfolger für Peter Zeidler
Salzburg sucht einen Nachfolger für Peter Zeidler

Seit 2. Dezember ist die Ära von Peter Zeidler bei RB Salzburg zu Ende. Thomas Letsch agierte für die letzten zwei Spiele des Jahres als Interimscoach und sicherte dem Meister doch noch den Titel als Winterkönig. Doch seither läuft in Salzburg die schwierige Suche nach dem neuen "Kindergarten Cop".

Ex-Liefering-Trainer Zeidler war zu Saisonbeginn 2015/16 nach dem Abgang von Adi Hütter (der sich als Meistermacher nicht mehr als Trainer eines Ausbildungsvereins sehen wollte) zum Chefcoach der "Bullen" aufgestiegen. Als sich Zeidler im Rahmen der Bundesliga-Pressekonferenz vor dem Meisterschafts-Auftakt mit weltfussball unterhielt, war der Deutsche noch bester Laune.

Er plauderte frei von der Leber weg. Man wagte sich im Gespräch dennoch behutsam vor. "Die glorreichen Sieben" waren in Salzburg Geschichte: Nach den bereits in der vergangenen Saison verkauften Schlüsselspielern Sadio Mané, Kevin Kampl und Alan gab man im Sommer 2015 auch noch Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker, André Ramalho und Péter Gulácsi ab.

Jene Superelf, die noch im Februar 2014 in der Europa League Ajax zerlegt hatte, war Geschichte. Die gravierenden Verletzungsprobleme von Mittelfeldmotor Christoph Leitgeb und Neuzugang Reinhold Yabo (der bisher noch kein einziges Pflichtspiel für die Salzburger bestritt) konnte man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

"Ein Zyklus ist zu Ende gegangen. Jetzt gibt es die Chance, eine neue Mannschaft aufzubauen", sah Zeidler dennoch das Positive. "Man wusste ja schon seit einiger Zeit, dass uns wichtige Spieler verlassen könnten. Darauf galt es auch intern vorbereitet zu sein. Bei uns herrscht keine Panik", versicherte der Salzburg-Coach.

"Jetzt mach ich selber den Scheiß"

Wenige Wochen später sah die Welt im Reich der Dose jedoch ganz anders aus, es herrschte Panik auf der Titanic. Nur ein Punkt aus den ersten drei Bundesliga-Runden, dazu das doppelte Europacup-Aus in der Qualifikation der Champions League gegen Malmö FF sowie im Playoff der Europa League gegen Dinamo Minsk. Dadurch der Beginn der Unzufriedenheit von Abwehrchef Martin Hinteregger, der im Saisonfinish mehr durch Undiszipliniertheiten als durch Leistung auffiel, und das "Kinder-Posting" von Torjäger Jonatan Soriano: Es drohte der totale Zerfall.

Zeidler selbst hatte die Schwierigkeiten bereits geahnt. Ex-Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick hatte sich als Trainer zu RB Leipzig verabschiedet und hatte zuvor neben dem Trio Gulácsi, Ilsanker und Sabitzer auch noch Nils Quaschner aus dem "Kindergarten" entführt. Der Mentor war plötzlich abhanden gekommen.

Gemeinsame Zeiten beim VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim hatten schließlich geprägt. "Er hat sich schon damals mit den taktischen Systemen in England oder Frankreich wie Raumdeckung und Viererkette beschäftigt. Da haben andere noch geglaubt, er zieht da Kaninchen aus dem Hut."

Die "Verrückten in Stuttgart" (Copyright Zeidler) als Trendsetter. Auch in anderen Bereichen. "Früher hab ich über die Leute mit den Motorbooten oder Yachten gelächelt und heute mach ich selber den Scheiß", musste Zeidler im weltfussball-Gespräch über die "gleiche Sozialisation" bei RB schmunzeln.

Die Kappe musste weg und später auch Zeidler selbst

Gegen Mitte der Herbstsaison schien sich Salzburg wie Zeidler selbst gefunden zu haben. Österreichs Meister legte elf ungeschlagene Bundesliga-Spiele in Folge (darunter das beeindruckende 8:0-Schützenfest gegen Admira Wacker) hin und der Trainer wurde vom Verein um seine Schirmkappe erleichtert.

Se­ri­o­si­tät-Nachhilfe für den einstigen Französisch-Lehrer. Doch nach seiner Kappe war im Saisonfinish auch Zeidler selbst weg. Ein enttäuschendes 1:1-Remis daheim gegen den Wolfsberger AC beendete nach nur etwas mehr als fünf Monaten die Trainerlaufbahn als Salzburg-Chefcoach.
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Liefering-Betreuer Thomas Letsch sprang als "Platzhalter" ein und holte nach einer Nullnummer in Mattersburg mit einem 2:0-Heimsieg gegen Rapid noch den Titel als Winterkönig, weil Herbstmeister Austria im Finish total die Luft ausging. Seither läuft in Salzburg die Suche nach einem neuen Cheftrainer als Kindergarten-Cop - offenbar eine schwierige Suche.

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ct

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