23.09.2015 11:13 Uhr

Ginter: Weltmeister, Flop, Hoffnungsträger

Matthias Ginter ist plötzlich wieder in aller Munde
Matthias Ginter ist plötzlich wieder in aller Munde

Erst Weltmeister, dann in die 3. Liga abgeschobener Fehleinkauf und nun Leistungsträger in Dortmund und Hoffnungsträger für die Nationalmannschaft: Über die Schnelllebigkeit des Fußballs-Geschäfts könnte derzeit wohl niemand besser philosophieren als Matthias Ginter.

Die Karriere des 21-Jährigen glich in den vergangenen anderthalb Jahren einer Berg- und Talbahn, doch nun ist Ginter wieder obenauf. Bei Borussia Dortmund ist er nicht nur Stammspieler, sondern war vor dem Spiel bei 1899 Hoffenheim als Rechtsverteidiger auch der fünftbeste Scorer der gesamten Liga; in jedem der vorherigen sieben Pflichtspiele war er an einem Treffer beteiligt. Und im DFB-Team könnte das Stehaufmännchen mit Blick auf die EM 2016 die größte Problemzone beheben.

Begonnen hat der Aufschwung mit einer genialen Idee des neuen BVB-Trainers Thomas Tuchel. Wenn auch einer aus der Not geborenen. Denn nachdem Stammspieler Lukasz Piszczek sich verletzte und es für Kevin Großkreutz keine Zukunft mehr in Dortmund gab, war Tuchel auf der Suche nach einem Rechtsverteidiger. Als Ginter gefragt wurde, war er zunächst überrascht. Doch weil er unbedingt spielen wollte, antwortete er: "Ja, klar - auch wenn ich das noch nie gespielt habe."

Eigentlich Innenverteidiger

Im Nachhinein wirkt diese Idee eigentlich logisch. Schließlich ist seine neue Position "ein Mix aus der Sechserposition und der Innenverteidigung". Also jenen beiden, auf denen er normalerweise zum Einsatz kam. Als Innenverteidiger der Zukunft hatte ihn Dortmund im Sommer 2014 auch für zehn Millionen Euro aus Freiburg geholt, als Innenverteidiger hatte ihn Bundestrainer Joachim Löw mit zur WM genommen - wenn auch dort nicht eingesetzt.

Doch dann lief erst einmal alles schief in Dortmund. Im ersten Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen verursachte Ginter nach acht Sekunden das bis dahin schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte. Der BVB stürzte ab, Trainer Jürgen Klopp brachte den verunsicherten Youngster kaum noch und irgendwann musste Ginter sogar in der 2. Mannschaft in Liga drei "Spielpraxis sammeln".

Wechsel war ein Thema

Deshalb stand im Sommer auch gleich wieder ein Wechsel im Raum. Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart warben um ihn, doch Tuchel zeigte ihm eine Perspektive, die er durch die Versetzung auf die rechte Abwehrseite auch aufbot.

Denn dort hat Ginter plötzlich auch allerbeste Chancen, zu einem wichtigen Bestandteil der Nationalmannschaft zu werden. Löw experimentiert und sucht spätestens seit dem Rücktritt von Philipp Lahm nach einer Lösung auf dieser Position und wird Ginter auch vor diesem Hintergrund Anfang September schon wieder eingeladen haben. Auch wenn er ihn letztlich nicht einsetzte und kurioserweise auch nur die wenig überzeugenden Emre Can und Sebastian Rudy als Alternativen nannte: Spielt Ginter so weiter, kommt auch Löw nicht mehr an ihm vorbei.

Mit dem vergangenen Jahr will sich Ginter "eigentlich nicht mehr beschäftigen". Aber wahrscheinlich, so sagt er: "War es das wichtigste meiner Karriere. Nicht schön, aber hilfreich." Im Moment hat er einfach "nur eine Menge Spaß". Aber, das weiß nun auch Ginter, "im Fußball geht es eben schnell von ganz oben nach ganz unten". Und manchmal genauso schnell wieder zurück.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten