20.02.2015 09:00 Uhr

Das Warten auf den Stevens-Effekt

Huub Stevens hat mit seinem VfB Stuttgart noch kein Heimtor bejubeln können
Huub Stevens hat mit seinem VfB Stuttgart noch kein Heimtor bejubeln können

Der VfB Stuttgart ist wieder ganz unten in der Tabelle angekommen. Trainer Huub Stevens hofft am Freitagabend auf das erste Heimtor seiner Mannschaft nach über 550 Minuten.

Am 11. Spieltag war der VfB Stuttgart erstmals in dieser Saison auf den letzten Tabellenplatz der Bundesliga gerutscht. Es war der 8. November, als die Schwaben die Rote Laterne von Werder Bremen übernahmen, nachdem sie im direkten Duell der kriselnden Traditionsklubs mit 0:2 unterlagen. Eine Woche später, nach einer weiteren Heimpleite (0:1 gegen Augsburg), zog der als Hoffnungsträger zurückgeholte Meistertrainer Armin Veh die Reißleine und trat aus eigenen Stücken zurück. Nach seiner Aussage fehlte es seinem Team vor allem am nötigen Fortune, um in der Bundesliga die dringend benötigten Punkte einzufahren.

In der "Bild" erklärte Veh damals: "Es gibt keinen anderen [Grund] (d. Red.). Die Mannschaft hat gegen Augsburg wieder alles gegeben. Das hat nichts mehr mit Können zu tun, es gibt einfach so Phasen. Ich glaube, dass ich so eine gerade erwischt habe. Es ist besser, wenn ich nicht da bin."

90 Minuten Aufwärtstrend in Freiburg

Das so dringend benötigte Glück sollte dann ein Pragmatiker á la bonheur und weiterer Rückkehrer wieder an die Mercedesstraße holen: Huub Stevens übernahm Ende November das Zepter in Stuttgart. Seine ersten Versuche, der Mannschaft kurzfristig Selbstvertrauen einzuhauchen, trugen Früchte. Die erste Begegnung unter seiner Führung wurde auswärts mit 4:1 in Freiburg gewonnen.

Was sich dann aber auf dem eigenen Rasen fortsetzte und manifestierte, sucht in der fünfzigjährigen Bundesligageschichte des VfB seinesgleichen: Seit Huub Stevens wieder Coach bei den Weiß-Roten ist, haben sie noch nicht ein einziges Heimtor geschossen. Insgesamt wartet Stuttgart seit dem 3:3 gegen Leverkusen auf einen Treffer in der Mercedes-Benz-Arena, und das war am 18. Oktober des letzten Jahres.

Wolfsburg, Augsburg, Schalke, Paderborn, Mönchengladbach und München – gegen dieses Ligasextett, bei denen von Titelanwärter bis Abstiegskandidat alles dabei ist, schloss der Klub mit 0:12 Toren ab. Eine beängstigende Heimphobie, die Stevens dringend in den Griff bekommen muss. Mittlerweile sind die Stuttgarter wieder auf dem Platz angekommen, auf dem sie der 61-Jährige im letzten Spätherbst übernommen hat. Der Stevens-Effekt ist also bisher ausgeblieben.

Mit Stevens zu Hause torlos

Die personifizierte Torlosigkeit beim VfB heißt Vedad Ibišević. Der einstige Goalgetter läuft nach überstandenen Verletzungssorgen seiner Form früherer Jahre meilenweit hinterher und hat seinen Stammplatz in der Sturmzentrale längst an die Konkurrenz verloren. Er steht noch bei null Saisontoren in immerhin elf Einsätzen. Von den treffsichersten 41 Spielern in der Bundesliga kommt mit Martin Harnik (fünf Treffer) ohnehin nur einer aus der Süddeutschen Landeshauptstadt.

Huub Stevens versucht weiterhin mit Ruhe und konzentrierter Trainingsarbeit, sein im eigenen Stadion total verunsichertes Team wieder in die Spur zu bringen. Am Freitagabend kommt ausgerechnet Borussia Dortmund (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker). Die haben unlängst den Bock umgestoßen und es dem VfB vorgemacht, auch als Tabellenletzter nicht vom Kurs abzuweichen. Ein Schlüsselspieler bei den Gastgebern könnte Neuzugang Geoffrey Serey Die werden. Dieser ist zwar nicht für das Toreschießen aus allen Lagen bekannt, fuhr aber mit dem Gewinn des Afrika Cups vor zwei Wochen einen großen Titel ein und soll seinen Nebenleuten das verloren gegangene Siegergen wieder einimpfen. Denn klar ist eins: Mit nur einem Heimsieg in dieser Saison wird der VfB Stuttgart erstmals seit 1975 wieder absteigen. Da bringt auch Platz fünf in der Auswärtstabelle nichts.

Huub Stevens würde für's Erste wohl schon ein Tor im eigenen Stadion seiner Mannschaft reichen – die Torlosuhr steht aktuell bei 554 Minuten.

Mehr dazu:
>> Dutt: VfB hat gleiche Klasse wie Konkurrenz

Mats-Yannick Roth

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