14.12.2014 10:15 Uhr

Skripnik hält an Jugend fest

Werder-Trainer Viktor Skripnik setzt in Bremen auf die Jugend
Werder-Trainer Viktor Skripnik setzt in Bremen auf die Jugend

Viktor Skripnik huschte ein Lächeln über das Gesicht, als er die Ergebnisse der letzten Spiele aufzählte. "4:0, 2:5 und jetzt 3:3 - ich gratuliere unseren Fans und Zuschauern", sagte Bremens Trainer nach dem spektakulären Nord-Derby gegen Hannover 96.

Die Partie erinnerte mit seiner Turbulenz an schönste Werder-Zeiten unter Vor-Vorgänger Thomas Schaaf. Doch der neue Bremer Coach schob gleich hinterher: "Als Trainer findest du das nicht so spaßig." Vor allem dann nicht, wenn die hin und her wogende Partie kein Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga ist, sondern Abstiegskampf.

"Das 3:3 war natürlich nicht langweilig", kommentierte der äußerlich gelassen wirkende Bremer Coach das für alle Beobachter höchst unterhaltsame Spektakel: "Das ist im Moment so bei uns." 57 Tore gab es in den bisherigen 15 Werder-Spielen zu sehen. Nur bei Eintracht Frankfurt waren es mit 58 noch mehr. Und die werden vom Ex-Bremer Schaaf trainiert.

Selke rettet spätes Remis

Für Skripnik und die Werder-Fans endete das Nord-Derby zumindest versöhnlich, weil der eingewechselte Davie Selke in der 88. Minute einen Punkt rettete, der ein wenig Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt gibt.

Dennoch sprach der Coach die Mängel beim schwächelnden Traditionsclub unmissverständlich an. "Was mich ärgert, das ist, wie wir Tore kassieren." Hannovers Treffer durch Lars Stindl (12.), Joselu (62.) und Hiroshi Kiyotake (64.) bestätigten den schlechten Ruf der Werder-Defensive. "Solche Tore darf man nicht kriegen, das ist das Einzige, was man der Mannschaft vorwerfen kann", klagte auch Manager Thomas Eichin. Es ist keine Überraschung, dass Werder mit 34 Gegentoren wieder die schlechteste Abwehr der Liga stellt.

Das fahrlässige Abwehrverhalten gab es auch unter Skripniks Vorgänger Robin Dutt - und sogar schon in der Endphase von Schaafs Schaffen in Bremen. Was ebenfalls an Werder unter Schaaf erinnert, ist der Mut zur Offensive. Die Tore durch den fulminanten Freistoß des starken Zlatko Junuzovic (36.) und den schönen Schlenzer von Melvyn Lorenzen (55.) waren von gehobener Erstliga-Qualität. Joker Selke veredelte schließlich einen Pass von Innenverteidiger Alejandro Galvez in Pizarro-Manier zum Punktgewinn.

Vertrauen in die Jugend

"Das 3:3 ist für unsere Moral eine gute Sache", sagte Skripnik. Die benötigen die Bremer auch. Nicht nur dem Coach ist trotz des Punktgewinns klar: "Wir müssen weiter hart arbeiten, um aus der Abstiegszone rauszukommen." Auch Torschütze Selke verbarg seine gemischten Gefühle nicht: "Klar war es schön, den Treffer zum Ausgleich zu erzielen, aber der Sieg wäre mir lieber gewesen."

Was den ukrainischen Fußball-Lehrer von seinen Vorgängern unterscheidet, ist sein unerschütterliches Vertrauen in die Jugend. Belohnt wurde das durch Treffer des erstmals in der Startelf stehenden Lorenzen (20) und von Joker Selke (19). Der langjährige Nachwuchs-Coach scheut sich jedoch nicht, seine juvenilen Experimente schnell zu beenden, wenn sie nicht funktionieren. Den überforderten Linksverteidiger Janek Sternberg (22) erlöste Skripnik noch vor der Pause. "Er hat das als richtige Entscheidung akzeptiert", sagte Skripnik.

dpa

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