05.10.2014 09:23 Uhr

Schwere Zeiten in Dortmund

Die BVB-Spieler lecken nach der Niederlage gegen den Hamburger SV ihre Wunden. Foto: Marius Becker
Die BVB-Spieler lecken nach der Niederlage gegen den Hamburger SV ihre Wunden. Foto: Marius Becker

Selbst die eigenen Fans empfanden nur noch Mitleid. Doch auch die aufmunternden Sprechchöre von den Rängen konnten den Frust der Dortmunder Profis über das 0:1 (0:1) gegen den Hamburger SV nicht vertreiben.

Fast andächtig und nahezu regungslos verharrten sie minutenlang vor der mächtigen Südtribüne und bestaunten das ungewöhnliche Szenario. "Darauf können wir stolz sein - auf uns heute nicht", kommentierte Kevin Großkreutz die positive Reaktion des Publikums. Mit leiser Stimme fügte der Mittelfeldspieler hinzu: "Im Moment erleben wir keine einfache Zeit. Da muss man zusammenstehen."

Diese Geschlossenheit zwischen Team und Tribüne tut beim kriselnden BVB Not. Selbst der zuvor elfmal sieglose Tabellenletzte aus Hamburg entpuppte sich als bessere Mannschaft und kam durch den Treffer von Pierre-Michel Lasogga (35. Minute) zu einem verdienten Sieg. Drei Tage nach dem souveränen 3:0 in der Champions League beim RSC Anderlecht verfiel die mittlerweile auf Tabellenrang 13 abgerutschte Borussia erneut in ihren derzeit wenig ansehnlichen Bundesligatrott. "Das ist kilometerweit entfernt von dem, was wir wollen", bekannte Trainer Jürgen Klopp.

Ratloser Trainer

Gegen Hamburg erspielte sich seine eigentlich für spektakulären Angriffsfußball gerühmte Mannschaft erst in der 73. Minute die erste Chance durch den eingewechselten Milos Jojic. Nach der bereits vierten Schlappe im siebten Saisonspiel wirkte Klopp ratlos wie selten: "Wir müssen nun jede Kritik, die aufkommt, erdulden."

Das hochgelobte Umschaltspiel seiner Mannschaft gab es zuletzt nur auf internationaler Bühne zu sehen. Langsam aber sicher reift bei allen Beteiligten die Erkenntnis, dass der Ausfall gleich mehrerer Leistungsträger trotz üppiger Investitionen in den Kader nicht zu kompensieren ist. Die Terminhatz mit zuletzt sieben Partien in 22 Tagen führte die verbliebenen Profis bis an die Grenzen ihrer Kraft. Die nun anstehende Länderspielpause kommt Klopp deshalb sehr gelegen. "Wir müssen diese zwei Wochen nutzen. Dann ist dieser 4. Oktober der Tiefpunkt und der Startpunkt für den Rest der Saison."

Rückkehrer geben Hoffnung

Die Hoffnung des Trainers auf eine Trendwende kommt nicht von ungefähr. Schließlich sollen beim kommenden Spiel am 18. Oktober beim 1. FC Köln die von langwierigen Verletzungen genesenen Marco Reus, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan wieder im Kader stehen. Zudem dürfte auch Sven Bender seine im HSV-Spiel erlittene Leistenverletzung bis dahin auskuriert haben.

Klopp setzt zudem auf die Lernfähigkeit seiner Mannschaft: "Kritik kann ja auch hilfreich sein und nicht ausschließlich dazu führen, dass sich jemand schlechter fühlt. Im Idealfall machen wir was aus dieser Situation, dass es danach anders läuft."

Dem Trainer steht in den nächsten Tagen viel Überzeugungsarbeit ins Haus. Sichtlich verärgert und wortlos verließ Kapitän Mats Hummels das Stadion. Auch dessen Stellvertreter Roman Weidenfeller verweigerte jeden Kommentar. Hummels' Vorgänger Sebastian Kehl sieht dagegen keinen Grund zur Panik. "Wir berappeln uns schon wieder", antwortete der Routinier auf die vielen Fragen nach dem miserablen Saisonstart. Nicht zuletzt der stimmungsvolle Schlussakt auf der Dortmunder Südtribüne stimmt ihn zuversichtlich: "Sieben Punkte nach sieben Spielen sind fast schon eine Katastrophe. Aber wir haben unsere Fans hinter uns."

dpa

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