08.10.2010 23:45 Uhr

Özil trotzt Pfiffen: DFB-Elf besiegt Türken 3:0

Berlin (dpa) - Die «Boy-Group» von Joachim Löw hat den Härtetest im Hexenkessel Olympiastadion bestanden und steuert weiter auf direktem Kurs Richtung EM-Endrunde 2012.

Durch Treffer von Tor- Phänomen Miroslav Klose (42./87. Minute) und Mesut Özil (79.) gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den Qualifikations-Hit gegen die Türkei in Berlin verdient mit 3:0 (1:0) und führt die Gruppe A souverän mit neun Punkten an.

Auch die Pfiffe von fast 40 000 türkischen Anhängern in der mit 74 244 Zuschauern ausverkauften Arena gegen Jungstar Özil konnten den WM-Dritten nicht aus dem Takt bringen. Mit einem weiteren Erfolg am 12. Oktober in Kasachstan will die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes ihr Zählerkonto auf die Maximalzahl von 12 aufstocken.

«Die Mannschaft hat einen unglaublichen Willen gezeigt, viel Lauffreude. Ich denke, wir haben klar verdient gewonnen», fasste Joachim Löw die 90 Minuten zusammen. «Es ist beeindruckend, wie die Mannschaft im Moment spielt. Neun Punkte - es war ein perfekter Start, mehr ist nicht drin, mehr geht nicht», sagte Kapitän Philipp Lahm nach dem Sieg gegen den vermeintlich stärksten Gruppengegner. Für WM-Torschützenkönig Thomas Müller hat die Mannschaft «die Euphorie von der WM ein bisschen mit rübergenommen».

Für die einzigen Misstöne an einem stimmungsvollen Fußball-Abend sorgten türkische Anhänger, die Deutschlands Mittelfeldstar Özil im Spiel gegen das Land seiner Vorfahren bei fast jedem Ballkontakt gnadenlos auspfiffen. Doch der 21-Jährige von Real Madrid ließ sich durch die unfairen Pöbeleien nicht aus dem Konzept bringen, spielte sich in der zweiten Halbzeit frei und gab mit dem späten 2:0 die Antwort auf dem Platz. Stark im Aufbau agierte aber auch Toni Kroos, der den Part des verletzten Bastian Schweinsteiger überaus offensiv interpretierte. Dafür spielte Sami Khedira mit Erfolg den Abräumer vor der Abwehr.

Mitte der ersten Halbzeit erkämpfte sich der WM-Dritte durch konsequentes Nachsetzen ein Übergewicht und verdiente sich damit die Pausenführung. Dabei unterstrich Klose einmal mehr seinen unschätzbaren Wert für die Mannschaft. In seinem 104. Länderspiel stand der Münchner drei Minuten vor der Pause goldrichtig und staubte zum Führungstor ab, als ihm der von der Latte zurückprallende Ball quasi auf den Kopf fiel. Dem 56. Länderspiel-Tor ließ Klose drei Minuten vor dem Ende den 57. Treffer folgen und nimmt nun in der deutschen Rangliste allein den zweiten Platz hinter «Bomber der Nation» Gerd Müller (68) ein.

Die von den schnellen Türken immer wieder geforderte Innenverteidigung mit Holger Badstuber und Per Mertesacker hinterließ einen sicheren Eindruck. Probleme offenbarte indes Heiko Westermann, der von Löw auf der linken Abwehrseite etwas überraschend den Vorzug vor England-Legionär Jerome Boateng erhalten hatte. Die fehlende Abstimmung des Neu-Schalkers mit seinem Vordermann Lukas Podolski schuf den Türken im zweiten Durchgang immer wieder Raum für gefährliche Angriffe.

Das erste offensive Achtungszeichen für die deutsche Mannschaft setzte in der 12. Minute Sami Khedira, der sich auf der rechten Seite energisch durchsetzte, aber keinen Abschluss zuwege brachte. Vier Minuten später kam Real-Clubkollege Özil erstmals in Schussposition, scheiterte aber mit seinem schwächeren rechten Fuß an Gäste-Keeper Volkan Demirel. Wenig später bot sich Lukas Podolski die Chance zum Führungstor, doch der Kölner jagte den Ball in den Abendhimmel (24.).

Aber auch die Türken, bei denen Coach Guus Hiddink überraschend Halil Altintop als einzige Sturmspitze aufgeboten hatte, waren torgefährlich. In der 36. Minute rettete Badstuber mit entschlossenem Einsatz vor dem Frankfurter und verhinderte das sicher scheinende 0:1. Das fiel jedoch nach einer Münchner Co-Produktion noch vor der Halbzeit auf der Gegenseite. Müller köpfte nach präziser Flanke von Kapitän Lahm aufs Tor, Volkan lenkte den Ball mit den Fingerspitzen an die Latte und den Abpraller nickte Klose über die Linie.

Nach der Pause erhöhten die Türken das Tempo. Eine tolle Parade von Manuel Neuer gegen Halil Altintop bewahrte die deutsche Mannschaft sieben Minuten nach Wiederbeginn vor dem drohenden Ausgleich. Heraufbeschworen hatte die gefährliche Situation Podolski mit einem leichtfertigen Ballverlust an der Seitenlinie. Auf die nächste gelungene deutsche Angriffsaktion mussten die Fans bis zur 70. Minute warten. Doch der von Özil glänzend bediente Podolski brachte den Ball aus zehn Metern nicht an Volkan vorbei. Doch elf Minuten vor dem Ende beseitigte Özil die letzten Zweifel am Sieg.

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