10.06.2024 09:32 Uhr

ÖFB-Präsi Mitterdorfer: Achtelfinale als EM-Ziel

Mitterdorfer erhofft sich in Deutschland mutige Auftritte
Mitterdorfer erhofft sich in Deutschland mutige Auftritte

Klaus Mitterdorfer ist guter Dinge. Die Auftritte des Männer-Nationalteams haben dem ÖFB-Präsidenten seine Arbeit in den vergangenen Monaten etwas erleichtert. Eine erfolgreiche EM in Deutschland würde dem heimischen Fußball einen weiteren Schub geben, weiß der 58-jährige Kärntner.

Im Interview mit der APA sprach Mitterdorfer über seine Erwartungen, die Stimmungslage im Präsidium und eine mögliche Kompetenzerweiterung von Teamchef Ralf Rangnick.

Die erste Hälfte der Generalprobe in der Schweiz (1:1) war ein kleiner Weckruf für das Team. Wo würden Sie kurz vor EM-Beginn das Euphorielevel verorten?

"Die Begeisterung ist groß - nicht nur bei den Spielern und Betreuern, sondern insgesamt in Österreich. Das ist etwas Positives. Beim ersten öffentlichen Training sind bei schlechtem Wetter 3.000 Menschen nach Windischgarsten gekommen. Die Offenheit ist uns wichtig."

Wie bewerten Sie die Auftritte in den EM-Testspielen?

"Wir haben gegen großartige Mannschaften gespielt. Die Schweiz ist nicht Nichts, sondern in der FIFA-Rangliste vor uns. Es sind auch noch Optionen für das Turnier gecheckt worden, das ist gut. Das Trainerteam wird wissen, was es tut."

Am 17. Juni zählt es. In welcher Verfassung sehen Sie die Mannschaft?

"Um gegen Frankreich bestehen zu können, muss einiges mitspielen. Du musst an dem Tag alles abrufen können - Einstellung, Mut und auch Freude. Überheblich und großkopfert ist eh keiner. Jeder weiß, wie schwer die Aufgabe ist. Diese Mischung, nicht zu viel Respekt zu haben und mit einem gewissen Selbstvertrauen hineinzugehen, wird sicher wichtig. Aber ich bin da zuversichtlich."

Die externen Erwartungen sind gar nicht so klein. Wie sind die ÖFB-internen und auch Ihre eigenen für das Turnier?

"Die Erwartungshaltung ist, auch wenn es schwierig ist, in dieser Gruppe das Achtelfinale zu erreichen. In der Gesamtheit traue ich das der Mannschaft zu. Da muss natürlich alles passen, aber es sollte das Ziel sein. Es wird nicht leicht, aber wenn man sich zu Tode fürchtet vor zu hohen Erwartungen, die dann vielleicht enttäuscht werden könnten, darf man in so ein Turnier gar nicht hineingehen. Man muss einfach mutig sein."

Welche Bedeutung hätte eine erfolgreiche EURO für die gesamte österreichische Fußball-Landschaft?

"Man merkt, dass bei verschiedenen Themen eine Dynamik entsteht. Wir sind bei einigen schon vor dem Turnier in einen intensiveren Diskussionsprozess gekommen - zum Beispiel beim Thema Stadion. Dazu ist es wesentlich, junge Menschen für den Fußball zu gewinnen. Es gibt über 2.000 Vereine in Österreich, Großveranstaltungen motivieren. Da kann ein Schub entstehen, den man für den Amateurbereich nicht unterschätzen darf."

Sie sind mittlerweile rund ein Jahr im Amt. Wie würden Sie aktuell die Zusammenarbeit und die Stimmungslage im Präsidium beschreiben?

"Es ist eines meiner großen Ziele, dass man auch in dem Föderalismus alle mitnimmt, die Stärken von jedem nutzt. Es ist immer mein Ziel, auszugleichen, dafür zu sorgen, dass Ruhe herrscht und die Sportthemen im Fokus stehen und nicht irgendwelche Streitereien oder Befindlichkeiten. Das erfordert permanente Arbeit. Gewisse Themen haben eine Kraft erzeugt und für Ruhe gesorgt - der sportliche Erfolg, aber auch das Infrastrukturprojekt in Aspern."

Wie ist im Präsidium Ihr Vorschlag aufgenommen worden, eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Teamchef Ralf Rangnick anzustreben und ihn mit mehr Kompetenzen auszustatten?

"Wir haben mit ihm nie (auch nicht als das Angebot von Bayern München vorgelegen ist/Anm.) im Detail über Geld gesprochen. Es war seine Entscheidung, eine Herzensentscheidung für Österreich und die Nationalmannschaft. Wir haben ihm immer vermittelt, dass wir dankbar sind, wenn er sich bei vielen Themen einbringt - auch wenn das intern vielleicht manchmal ein bisschen Unruhe erzeugt. Es ist fordernd, aber das Fordernde auf einem Toplevel ist auch das, was dich weiterbringt. Es muss jedem in dem Gremium bewusst sein, dass wir uns nur weiterentwickeln können, wenn man sich kritisch hinterfragt. Ich versuche das bei mir selbst auch."

Macht es Sinn, diese Kompetenzen des Teamchefs zu konkretisieren? Bisher ist nichts davon festgeschrieben.

"Wir haben gesagt, dass wir die EM abwarten und dann in Ruhe festlegen, in welchem Bereich wir einen Bedarf zur Weiterentwicklung sehen. Da nehmen wir uns genug Zeit."

Müsste man den Vertrag mit ihm dafür abändern oder erweitern?

"Über Vertragsinhalte haben wir noch gar nicht gesprochen. Es kommt auch von ihm nicht die Forderung, dies und jenes entscheiden zu dürfen, damit er bei uns Trainer bleibt. Es geht gar nicht darum, dass er jetzt über die Trainer der Nachwuchsnationalteams entscheiden soll. Aber wie wir Trainer entwickeln wollen für die Clubs und die Nachwuchsnationalteams, darüber muss es zulässig sein zu sprechen. Vielleicht hat man dann auch einmal selbst jemanden für das A-Team, wenn der Trainer einmal irgendwann geht."

Eine erfolgreiche EURO würde seiner Meinung aber vermutlich ein noch größeres Gewicht verleihen.

"Das gilt nicht nur für die Person des Teamchefs. Es gibt auch andere Leute mit großer Expertise, die sich entscheidend einbringen können. Losgelöst vom Ergebnis bei der Europameisterschaft musst du dich mit den Strukturen auseinandersetzen. Der Erfolg würde nur noch eine größere Kraft erzeugen, diese Dinge umzusetzen."

apa

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