Baumgartner: "Müssen voll am Limit sein"

Die ersten Trainings mit der österreichischen Nationalmannschaft haben Christoph Baumgartners Zuversicht vor der EM weiter gesteigert. Der ÖFB-Internationale schwärmte am Sonntag im Camp in Windischgarsten von der hohen Qualität in den bisherigen vier Einheiten und vom herausragenden Teamgeist. Nun gelte es, sich den letzten Feinschliff zu holen, um mit Turnierbeginn in optimaler Verfassung zu sein.
"Auf diesem Niveau geht es um Nuancen. Wir werden definitiv in jedem Spiel unsere Chancen bekommen, aber es ist klar, dass wir voll an unserem Limit sein müssen", sagte der Niederösterreicher. Im Training gelinge dies bereits gut. "Das ist von der Intensität her überragend. Es ist außergewöhnlich, wie wir Gas gegeben haben. Jeder weiß, worum es geht, und will sich in Form bringen."
An der Kaderqualität sollte es laut Baumgartner ebenfalls nicht scheitern: "Mein Gefühl ist, dass wir besser besetzt sind als vor drei Jahren." Bei der EM 2021 scheiterte Österreich im Achtelfinale erst nach Verlängerung am späteren Europameister Italien.
Zuvor hatte Baumgartner das ÖFB-Team mit seinem Treffer gegen die Ukraine in die K.o.-Phase geschossen. "Das war wahrscheinlich das wichtigste Tor meiner Karriere, gerade vom Emotionalen her war es brutal. Damals war ganz Österreich glücklich, dass wir endlich einmal eine Gruppenphase überstanden haben."
"Es ist wichtig, dass wir mutig sind"
Ein ähnlicher Erfolg wird auch in Deutschland angestrebt - trotz der schwierigen Gruppengegner Frankreich, Polen und Niederlande. "Wir werden nicht als großer Favorit in die Spiele gehen, aber wir und das ganze Land müssen uns bewusst sein, was wir für Stärken in uns tragen. Wenn wir uns verstecken, haben wir verloren. Es ist wichtig, dass wir mutig sind", betonte Baumgartner.
Nachlässigkeiten dürfe man sich gegen Gegner dieses Kalibers keinesfalls erlauben. "Du hast drei Spiele, und da hast du wenig Chancen, Fehler gutzumachen. Wir müssen gleich voll da sein", forderte der Offensivspieler.
Zu Beginn der Amtszeit von Ralf Rangnick war Baumgartner nicht immer gesetzt, mittlerweile ist er aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken. "Das ist ein 'super Match' von der Art und Weise, wie ich persönlich Fußball spielen will, aber auch der Trainer. Es passt super zusammen, er schenkt mir viel Vertrauen. Ich habe immer eine Riesenbrust, wenn ich zum Team komme."
Auch das Verhältnis innerhalb der Mannschaft sei bemerkenswert gut. Baumgartner sprach in diesem Zusammenhang von einer "außergewöhnlich guten Stimmung" und "Riesenfreundschaft", was sich auch auf dem Platz widerspiegle.
Die letzten beiden Testspiele vor der EURO
Den nächsten Beweis dafür können die ÖFB-Kicker in den Tests am Dienstag (20.45 Uhr) in Wien gegen Serbien und am Samstag (18 Uhr) in St. Gallen gegen die Schweiz antreten. "Solche Spiele sind immer schwierig zu bewerten, aber auch immer wieder richtungsweisend. Man sieht, wie weit wir sind und wo wir noch besser werden können."
Gegen Serbien noch fehlen wird Marcel Sabitzer, der am Samstag mit Dortmund im Champions-League-Finale gegen Real Madrid eine bittere 0:2-Niederlage kassierte. "Wenn man ein Finale verliert und chancenlos ist, ist das halt so, aber Dortmund war besser. Er wird jetzt ein paar Tage daran knabbern, doch dann wird er den Schalter umlegen und voll da sein", sagte Baumgartner über Sabitzer.
Laut Baumgartner verlor nicht nur der BVB gegen Real als bessere Mannschaft - dieses Schicksal ereilte auch die vorangegangenen Champions-League-Gegner der Madrilenen. "Wir waren mit Leipzig gegen sie besser, Manchester City auch und die Bayern auch. Die Real-Spieler sind eben Champions und absolut verdiente Sieger, weil sie diese Gewinnermentalität mitbringen."
In den Achtelfinalpartien gegen Real kam Baumgartner nur zu einem Kurzeinsatz, auch in den übrigen Matches der abgelaufenen Spielzeit schien er nicht oft in der Anfangsformation auf. "Es war in Leipzig eine Saison mit Höhen und Tiefen. In der Anfangsphase war es wegen kleinerer Verletzungen schwierig, dann war die Mannschaft stark eingespielt. Gerade auf meiner Position haben die Jungs brutal performt und es war nicht einfach, reinzukommen. Trotzdem habe ich gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann", meinte der 24-Jährige und bilanzierte: "Es war nicht alles so wie vorgestellt, aber ich bin auf einem ordentlichen Weg."
Ein direkter Konkurrent in Leipzig ist Xavi Simons, der am 25. Juni in Berlin mit den Niederländern auf Österreich trifft. "Ich habe zu unserem Athletiktrainer Patrick Eibenberger (Anm.: ein Salzburger) gesagt, er soll ihn schön k.o. machen", scherzte Baumgartner.
Der Deutschland-Legionär brachte es im Nationalteam bisher auf 36 Einsätze und 13 Tore - eines davon war das "Weltrekord-Tor" nach knapp über sechs Sekunden in Bratislava. Ein Trikot vom damaligen Match ist noch im Besitz von Baumgartner, ein anderes wurde von der niederländischen Agentur "Match Worn Shirt" zuletzt um 18.000 Euro versteigert. "Ich würde mir wahrscheinlich kein Trikot um so viel Geld kaufen", gestand Baumgartner. "Ich hoffe, er oder sie hat viel Spaß damit."
apa