04.06.2022 23:10 Uhr

Zu wenig Tempo, zu viele Fehler: Flick klagt nach DFB-Remis

Kimmich traf für Deutschland zum Ausgleich
Kimmich traf für Deutschland zum Ausgleich

Viel Ballbesitz, wenig Effektivität: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist mit einem Remis im WM-Härtetest in Italien in die Nations League gestartet.

Beim 1:1 (0:0) in Bologna gegen den amtierenden Europameister überzeugte die DFB-Auswahl ein knappes halbes Jahr vor der Endrunde in Katar vornehmlich am Anfang und gegen Ende. Joshua Kimmich (73.) glich den Rückstand durch Lorenzo Pellegrini (70.) aus  - und mäkelte anschließend: "Für uns ist es zu wenig, wir wollten gewinnen", sagte der 27-Jährige bei RTL. "Wir wissen, dass Italien im Umbruch ist und den einen oder anderen Spieler nicht dabei hatte. Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel so auf den Platz zu bringen, wie wir uns das vorgestellt hatten."

Flick meinte: "Die erste Viertelstunde war ganz okay, danach haben wir den Rhythmus etwas verloren und uns den Schneid abkaufen lassen. Das Positive: Nach dem 0:1 ist die Mannschaft zurückgekommen." Generell habe sein Team aber "zu wenig Tempo" und "zu viele Fehler" gemacht.

Deutschland verpasste den ersten Sieg in Italien seit 36 Jahren, doch zumindest Flick blieb auch in seinem zehnten Spiel als Verantwortlicher ungeschlagen (acht Siege).

Bereits am 14. Juni sehen sich beide Mannschaften in Mönchengladbach zum Rückspiel wieder. Zuvor trifft die deutsche Auswahl am Dienstag in München auf den EM-Zweiten England (20.45 Uhr/ZDF), vier Tage später geht es in Budapest gegen den vermeintlich schwächsten Nations-League-Gruppengegner Ungarn.

"Ich erwarte, dass wir von Anfang an Zeichen setzen. Wir wollen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aktiv sind, früh draufgehen", sagte Flick vor dem 36. Vergleich der viermaligen Weltmeister am "RTL"-Mikrofon.

Bei der Wahl seiner Startformation sorgte der 57-Jährige für zwei Überraschungen: Als Rechtsverteidiger erhielt der Leipziger Benjamin Henrichs das Vertrauen, das etwas defensivere Pendant auf der linken Seite war Thilo Kehrer (PSG). Sie erhielten den Vorzug gegenüber dem Gladbacher Jonas Hofmann und David Raum von der TSG Hoffenheim.

Auch bei der Besetzung der Doppelsechs, die vom eingespielten Duo Kimmich/Leon Goretzka gebildet wurde, habe er sich "schwer getan" mit seinem Trainerteam, erklärte Flick. Am Ende habe das Bauchgefühl den Ausschlag gegeben gegen "eine Mannschaft, die eine Unbekannte ist".

Tatsächlich ist Italien ein Europameister im Umbruch: Nach verpasster Qualifikation für die Wüsten-WM und drei Tage nach dem ernüchternden 0:3 gegen Südamerika-Champion Argentinien in der "Finalissima" setzte Nationalcoach Roberto Mancini auf Totalrotation. Allein EM-Torhüter Gianluigi Donnarumma blieb in der Startelf.

DFB-Elf startet stark - und lässt stark nach

Bei Temperaturen von knapp 30 Grad im längst nicht ausverkauften Stadio Renato Dall'Ara suchte die mit sieben Bayern-Profis bestückte deutsche Elf zunächst erfolgreich das Pressing. Für die erste Torchance bedurfte es allerdings einer Einzelaktion. Serge Gnabry, dessen Zukunft beim FC Bayern unklar ist, tankte sich rechts durch und prüfte Donnarumma aus spitzem Winkel (15.).

Danach ließ der deutsche Schwung nach, technische Fehler auf dem gut gewässerten Rasen schlichen sich ein, Italien kam immer besser ins Spiel. Schon nach rund 20 Minuten schüttelte Flick, der fast durchgehend an der Seitenlinie stand, den Kopf.

Viele seiner Spieler hatten zuletzt vor drei Wochen ein Spiel bestritten, dies wurde zunehmend sichtbar. Mittelstürmer Timo Werner hing in seinem 50. Länderspiel weitgehend in der Luft, Abschlüsse wurden vornehmlich aus der Distanz getätigt - und verfehlten oft das Ziel.

Italien dreht nach der Pause auf

Die neu formierte Squadra Azzurra hingegen wurde immer griffiger. Beim Schuss von Mittelstürmer Gianluca Scamacca aus rund 20 Metern an den Außenpfosten war Nationalkeeper Manuel Neuer nicht mehr dran (35.). Der beste deutsche Angriff der ersten Hälfte in der 38. Minute verpuffte, weil Thomas Müller in seinem 113. Länderspiel (Nummer fünf im DFB-Ranking) und Goretzka zu unentschlossen agierten und Gnabry im Nachschuss verzog.

Während nach dem Seitenwechsel die Welle durch das Stadion schwappte, wurde Italien immer stärker, besonders über den groß gewachsenen Scamacca. Nach einer knappen Stunde machte der schwache Leroy Sane Platz für seinen Münchner Klubkollegen Jamal Musiala. Hofmann kam für Henrichs, der sich ebenso wenig empfehlen konnte wie Kehrer, über dessen Seite das 0:1 eingeleitet wurde (70).


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Kimmich glich mit seinem vierten Tor im 65. Länderspiel aus, Joker Hofmann hatte eingeleitet. Der Ausgleich wurde zur Initialzündung, erneut Kimmich zwang Donnarumma zu einer starken Parade (79.).

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