22.06.2021 17:14 Uhr

Müller mit klarem Auftrag: "Aus eigener Kraft weiterkommen"

Thomas Müller will sich nicht auf EURO-Rechenspielchen einlassen
Thomas Müller will sich nicht auf EURO-Rechenspielchen einlassen

Für das Gruppen-Finale gegen Ungarn muss Joachim Löw improvisieren. Die Ausgangslage ist dennoch sehr gut.

Thomas Müller beobachtete auf seiner Laufrunde mit dick bandagiertem Knie argwöhnisch das Abschlusstraining seiner Teamkollegen. Seinen klaren Auftrag für den Gruppen-Showdown gegen Ungarn hatte der verletzte Anführer da schon längst übermittelt. "Wir müssen schauen, dass wir aus eigener Kraft weiterkommen", sagte Müller vor dem ersten Pflichtspiel gegen die Magyaren seit dem "Wunder von Bern" beim WM-Triumph 1954.

Am Mittwoch geht es für die Mannschaft von Joachim Löw noch nicht um einen Pokal, doch mit dem Einzug ins EM-Achtelfinale soll das erste Etappenziel auf dem Weg zum Endspiel in Wembley erreicht werden. "Wir haben es selber in der Hand. Wir müssen jetzt weiter punkten, siegen und erfolgreich sein, wenn wir in diesem Turnier eine Rolle spielen wollen", sagte Löw.

Angeschlagener Thomas Müller hat keine Lust auf Rechenspielchen

Auf Rechenspiele will sich der dreimalige Europameister nicht einlassen. "Wir wollen das Spiel so früh wie möglich in unsere Bahnen lenken und entscheiden", sagte Abwehrchef Mats Hummels, der nach einer Patellasehnenreizung einsatzbereit ist.

Ein Unentschieden würde zwar für den Einzug in die K.o.-Runde genügen, doch mit einem weiteren Dreier soll die Chance auf den Gruppensieg und damit einen vermeintlich leichteren Gegner auf der Reise durch Europa gewahrt werden. "Unser Ziel ist es nicht, Dritter zu werden. Wir wollen Erster werden", betonte Marcel Halstenberg.

Belgien und Niederlande aus dem Weg gehen

In diesem Fall würde es in Bukarest gegen einen Gruppendritten weitergehen. Als Zweiter reist das DFB-Team nach London zum Duell mit England oder Tschechien. Als Gruppendritter bekommt man es mit dem Weltranglistenersten Belgien in Sevilla oder dem Erzrivalen Niederlande in Budapest zu tun.

Doch daran verschwendete Löw auf der Busfahrt zum Spielort am späten Dienstagnachmittag noch keine Gedanken. Der Bundestrainer muss aufgrund des wahrscheinlichen Fehlens von Kommandogeber Müller ("Ein Risiko wird man nicht eingehen") in der Startelf improvisieren. Leon Goretzka steht als erste Alternative für seinen Bayern-Kollegen bereit. "Ich traue mir die Rolle zu", sagte der 26-Jährige.

Beim Abschlusstraining im Adi-Dassler-Stadion schaute Löw jedenfalls ganz genau bei Goretzka hin, während Müller nach seiner Kapselverletzung im Knie gemeinsam mit Lukas Klostermann (Muskelverletzung) um den Platz joggte. Ein denkbares Szenario für das Duell mit dem 37. der Weltrangliste: Müller wird mit in den Kader genommen, um im Notfall doch noch eingreifen zu können.

Joachim Löw warnt vor Ungarn

So weit soll es nach der Gala gegen Titelverteidiger Portugal (4:2) aber gar nicht erst kommen, auch wenn Löw bei "MagentaTV" warnt: "Ungarn ist in der Defensive extrem gut. Diese Mannschaft ist gefährlich." Allerdings ist sich das DFB-Team seiner "Favoritenrolle bewusst", wie Hummels versicherte: "Die wollen wir auch auf den Platz bringen. Wenn wir unser Niveau abrufen, dann sind wir die bessere Mannschaft."

Nur defensiv können die Ungarn mit ihrem starken Torhüter Peter Gulacsi von RB Leipzig aber nicht auftreten. Nach dem überraschenden Punkt gegen Weltmeister Frankreich (1:1) benötigen sie einen Sieg, um ins Achtelfinale vorzustoßen.

DFB-Elf soll dem Spiel seinen Stempel aufdrücken

Löw, der auch auf Ilkay Gündogan (Wadenprobleme) zurückgreifen kann, will sich aber nicht nach dem Gegner richten. Mit dem gestiegenen Selbstbewusstsein soll die DFB-Auswahl ihre Spielphilosophie wieder durchdrücken, an ein mögliches Vorrunden-Aus wie beim WM-Debakel in Russland verschwendet niemand einen Gedanken.

"Er ist zu 100 Prozent überzeugt und strahlt das vor der Mannschaft aus", sagte Goretzka im "Sportschau"-Interview über Löw und fügte an: "Das gibt uns sehr viel Selbstvertrauen und den Glauben an unseren Plan."

Seinen Sieg-Plan vermittelte Löw der Mannschaft in Einzel- und Gruppengesprächen sowie bei der Video-Analyse. Die Aufregung um die von der UEFA nicht genehmigte Beleuchtung der Arena in Regenbogenfarben soll ausgeblendet werden. Kapitän Manuel Neuer wird wie schon bei den ersten beiden Gruppenspielen mit seiner bunten Binde auflaufen und damit ein klares Zeichen setzen.

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