09.06.2021 08:20 Uhr

Müller und Löw "hatten nie ein Problem, aber ..."

Thomas Müller (l.) an der Seite von Joachim Löw
Thomas Müller (l.) an der Seite von Joachim Löw

Am 11. Juni 2021 startet die Endrunde der Corona-bedingt verschobenen Fußball-EM 2020, vier Tage später greift das DFB-Team ins Geschehen ein. Mit dem amtierenden Weltmeister Frankreich wartet direkt einer der dicksten Brocken des Turniers. Thomas Müller vom FC Bayern hat sich vorab unter anderen zu den deutschen Chancen gegen die Équipe geäußert.

"Wenn wir ehrlich sind, ist Frankreich als amtierender Weltmeister und EM-Finalist auf dem Papier der Favorit", erklärt Müller im Interview mit der "Sport Bild". Der 31-Jährige sieht in dem Knallhart-Auftakt allerdings auch eine Chance für das DFB-Team. "Bei der WM 2018 hatten wir eine vermeintlich unauffällige Gruppe, was die Namen der Gegner anging [Mexiko, Schweden, Südkorea; d. Red.]. Wir waren mehr im Ungewissen, als wir es jetzt sind: Diesmal wissen wir genau, was uns erwartet."

Um das französische Starensemble zu bezwingen, müsse man sich allerdings auf die deutschen "Grundtugenden" konzentrieren und "sehr viel Leidenschaft" an den Tag legen. "Wir werden an unsere Grenzen gehen müssen", verspricht Müller. "Hurra-Stil" sei nicht gefragt. "Es geht mehr um Kontrolle und gemeinsames Verteidigen."

Als Trumpfkarte der deutschen Elf sieht Müller zudem die Titelerfahrungen der letzten Jahre: 2020 gewann der FC Bayern, der das Gros des Teams bei der EM stellt, die Champions League, vom amtierenden Königsklassen-Sieger stehen drei Akteure im Team. "Diese Spieler wissen, wie man gewinnt, sie haben es bewiesen", so der Routinier, der weiter ausführt: "Wir sind nicht irgendwer, wir haben das Gefühl, dass wir es auf den Platz bringen können."

Insgesamt glaubt der 102-malige Nationalspieler, "dass mehr möglich ist, als uns von vielen zugetraut wird". Eine Parallele zu Müllers erstem großen Turnier, der WM 2010, als Deutschland ebenfalls eher als Underdog galt und vollends überzeugte. Druck verspüre man aber natürlich dennoch, so Müller.

Müller über Ausbootung beim DFB: "Was mich damals einzig und allein gestört hat ..."

Dass der Offensivspieler überhaupt mitwirken kann, war lange nicht zu erwarten. 2019, die enttäuschende WM 2018 im Gepäck, erklärte Bundestrainer Joachim Löw überraschend, er werde künftig auf Mats Hummels, Jérôme Boateng und Müller verzichten. Vor der EM knickte Löw dann jedoch ein und beorderte zumindest Hummels und Müller zurück ins Team. 

"Wir hatten persönlich nie ein Problem miteinander", kommentiert Müller die Situation, schränkt aber ein: "Was mich damals einzig und allein gestört hat, war die Art und Weise der Bekanntgabe, die 'Quasi-Überrumpelung' und auch die vermeintliche Endgültigkeit der Entscheidung. Aber das ist jetzt kalter Kaffee."

Dass Müller in seinen ersten Einsätzen nach beinahe zweieinhalbjähriger Pause sofort wieder als Lautsprecher auf dem Rasen agierte, will der Bayern-Star nicht überbewerten. Sein Spitzname "Radio Müller" werde ihm "zu stark in der Öffentlichkeit gezeichnet", er selbst wolle diese "nicht überbewerten". 

Dennoch gebe es Momente auf dem Platz, wo klare Ansagen notwendig werden: Zuletzt herrschte Müllers Bayern-Mitspieler Joshua Kimmich Leroy Sané im Test gegen Dänemark an und entfachte so eine Diskussion um Sanés Einsatzwillen. Diese erachtet Müller als völlig unnötig. Es gebe allerdings "Momente, in denen es so wirkt, dass er einen Schuss mehr Aktivität gebrauchen kann", gibt Müller zu. Sané sei allerdings ein Unterschiedsspieler und wisse zudem, dass Müller "ihm im Nacken sitze".

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