31.05.2021 11:58 Uhr

Sané brennt auf die EM - und gibt dennoch Rätsel auf

Bayern-Star Leroy Sané will es seinen Kritikern bei der EM beweisen
Bayern-Star Leroy Sané will es seinen Kritikern bei der EM beweisen

Leroy Sané hat Großes vor. "Ich brenne sehr auf die EM", sagt der Münchner mit einem Lächeln, auf Kracher wie die Gruppen-Duelle mit Weltmeister Frankreich und Titelverteidiger Portugal "wartet man sein Leben lang, da willst du dich beweisen." Und er glaubt, dass für ihn ganz persönlich "jetzt der beste Zeitpunkt dafür ist. Ich will einfach zeigen, was ich drauf habe."

Sané und die Nationalmannschaft - das war lange Zeit eines der größten Missverständnisse im deutschen Fußball. Hier der Hochtalentierte, da ein Team, das weder für den Typen noch für den Fußballer Sané Platz hatte. Der Tiefpunkt war am 4. Juni 2018 erreicht, als Joachim Löw das Ausnahmetalent überraschend aus seinem WM-Kader strich.

Das Aus damals, sagt Sané im Interview mit der "Sportschau", "war das Härteste", was er erlebt habe in seiner Karriere - schlimmer als der Kreuzbandriss im August 2019. "Es ist für jeden ein Traum, bei der WM zu spielen, beim größten Turnier. Na klar war das ein harter Rückschlag für mich - und auch der größte."

Sané hat sich damals "zurückgezogen", wie er es in schweren Zeiten immer tut. So hielt er es auch nach seiner Knie-OP, als er sich für drei Wochen mit Familie in Seefeld einquartierte, wo er sich jetzt mit der DFB-Auswahl auf die EM vorbereitet. Beide Auszeiten hätten ihn mental wachsen lassen, sagt er.

Sané gibt Rätsel auf

Ist der "neue Sané" endlich in der DFB-Elf angekommen? Nach einem Kurzeinsatz 2016 werde die EURO jetzt für ihn "das erste große Turnier als etablierter Nationalspieler", sagt er und betont: "Dieser Rolle möchte ich gerecht werden." Doch wer Sané in Tirol zusieht, hat Mühe, aus ihm schlau zu werden.

Im Training wirkt er bisweilen fast teilnahmslos, als würde er sich für den Ernstfall schonen. In Pausen sitzt er alleine auf dem Rasen oder spaziert einsam und gedankenverloren über den Platz. In den Trainingsspielen fällt kein Name häufiger, immer wieder feuern die Kollegen den Künstler lautstark an.

Dann kann es passieren, dass Sané plötzlich explodiert. "Ja, Manu!", fordert er von Torwart Neuer den Ball, mit der nächsten Bewegung verpasst er Niklas Süle einen Tunnel. Satter Linksschuss, Tor. "Geil, Leroy!", brüllt Robin Gosens.

Löw setzt bei Sané auf Streicheleinheiten

Braucht er immer diesen Extra-Kick? "Ich mag es gar nicht so, den leichteren Weg zu gehen", sagt der 25-Jährige, auch sein Spiel sei ja "sehr riskant". Er wolle seine Kollegen mitreißen, meint er, und ja, er "liebe den Druck und den Nervenkitzel". Aber, sagt Sané lächelnd: "Ich muss nicht immer wieder gegen die Wand laufen, um irgendwas zu lernen."

Löw weiß inzwischen, wie er seinen sensibelsten Spieler nehmen muss. Als Sané nach dem "geilen" Tor ausgepumpt auf dem Rasen liegen bleibt, tätschelt er ihm liebevoll den Oberkörper. Man müsse Sané "auch mal in den Arm nehmen", sagt Löw.

"Ich will die Zeit genießen"

Ob es hilft, ihm zum großen Durchbruch beim DFB zu verhelfen? Seine erste Saison in München verlief holprig, zehn Tore und zwölf Vorlagen in 44 Pflichtspielen sind ausbaufähig. Dass er zum Meldeschluss am Dienstag erneut durchs Raster fällt, muss er aber nicht fürchten. Löw lobte zuletzt "eklatante Fortschritte" sogar in der Defensivarbeit.

"Ich will die Zeit genießen", sagt Sané über die kommenden Wochen, "aber im Endeffekt will ich mit dem ganz großen Traum nach Hause kommen - und den Titel gewinnen."

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