30.05.2021 14:22 Uhr

Selbstbewusste Rückkehr: Müller "will Katalysator sein"

Thomas Müller (r.) ist zurück im Kreise der Nationalmannschaft
Thomas Müller (r.) ist zurück im Kreise der Nationalmannschaft

Wortführer, Antreiber, Spaßvogel: "Radio" Thomas Müller ist bei der Nationalmannschaft wieder auf Sendung.

Als Thomas Müller auf die ersten Tage im Kreise der Nationalmannschaft angesprochen wurde, setzte er sein bekanntes Lausbubenlächeln auf. "Ich wurde super aufgenommen. Auch wenn meine DFB-Aufenthaltsquarantäne etwas länger war als 14 Tage", scherzte der Rückkehrer über seine unfreiwillige zweieinhalbjährige Auszeit.

Doch jetzt ist "Radio" Müller auch bei Joachim Löw wieder voll auf Sendung. Wenn seine Kommandos über den Trainingsplatz am Fuß der Toni-Seelos-Schanze im EM-Trainingslager in Seefeld schallen, dann sprintet auch ein Serge Gnabry schon mal aufgeschreckt los. "Ich will der Katalysator sein, der den Turbo der Mannschaft zünden kann", sagte der 31-Jährige selbstbewusst.

Wortführer, Antreiber, Spaßvogel - Löw hat für Müller nach "mehreren Telefonaten" im Vorfeld viele Rollen vorgesehen. Trotz der großen Erwartungshaltung geht der Münchner die Sache gewohnt locker an.

Für Müller zählt nur noch die EM

Als sein Kumpel Mats Hummels überraschend auf der Pressekonferenz am Sonntagmittag auftauchte und ihn den Journalisten nach 35 Minuten "wegnehmen" wollte, entgegnete Müller gewohnt flapsig: "Du bist doch noch gar nicht dran!"

Dafür ist Müller wieder dran. Das bisher letzte seiner 100 Länderspiele (38 Tore) absolvierte er im November 2018. Im März 2019 folgte die schmerzhafte Ausbootung durch Löw, die der Rio-Weltmeister ein Stück weit als "persönliche Niederlage" empfunden hat. Besonders die "Art und Weise" habe ihm missfallen: "Doch das ist Schnee von gestern."

Für Müller zählt nur noch die EM. "Ich will das einbringen, was mich besonders in den letzten anderthalb Jahren stark gemacht hat", formulierte er sein persönliches Ziel. Beim FC Bayern glänzte Müller als wortgewaltiger Leader, Torschütze und Vorbereiter. In der abgelaufenen Bundesligasaison verbuchte er in 32 Spielen elf Treffer und 21 Vorlagen. Auch im DFB-Team will er "vorangehen". Er sei "sehr motiviert".

Dabei hat er die unfreiwillige Auszeit durchaus genossen. "In den Länderspielpausen frei zu haben, ist für Körper, Geist, Seele und Familie nicht das Schlechteste", merkte Müller an. Auch dabei lächelte er. Denn jetzt ist er "glücklich, dass ich diese Chance bekomme".

Löw plant den Münchner zentral ein. "Von dort kann er das Spiel lenken und prägen und in die Spitze reingehen", sagte der Bundestrainer, der nach den ersten Tagen "ohne Berührungsschwierigkeiten" feststellte: "Als wäre er nie weg gewesen."

Keine Einsatzgarantie für Müller von Löw

Müller ist ja auch kein Unbekannter. Er ist einer von acht Profis aus dem starken Bayern-Block. Eine Einsatzgarantie für das gesamte Turnier stellte Löw ihm aber nicht aus: "Das wäre unehrlich".

Müller kann damit gut leben. Er nimmt sich und die ihm zugedachte Rolle ohnehin nicht so wichtig. "Wir sind als Einzelperson ganz klein", sagte er. Daher sei er "weit davon weg, mich über andere zu stellen".

Einen direkten Auftrag des Bundestrainers, der Lautsprecher zu sein, gebe es auch nicht. Löw wisse aber, "was er für ein Paket dazugeholt" habe: "Ich werde nicht versuchen, künstlich dominant aufzutreten. Ich versuche, meine Mitspieler anzustacheln." Es gehe schließlich "nicht immer nur um die Lautstärke", es gehe darum, "schnell Informationen auszutauschen".

Zumindest außerhalb des Platzes konnte Müller seine Stimmbänder schonen. "Aufgrund ihrer langen Historie brauchen sie keinen Einstand mehr geben, sie müssen auch nicht singen", sagte Kapitän Manuel Neuer über Müller und Hummels. Neuer weiß aber auch, "dass es Thomas gerne machen würde. Er ist ja für jeden Spaß zu haben". Das bewies er schon jetzt eindrucksvoll.

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