Vor Ende der Löw-Ära: Neuer nimmt Kollegen in die Pflicht

Die Nationalspieler wollen Bundestrainer Joachim Löw einen erfolgreichen Abschied bescheren. Dabei müssen sie den Spagat zwischen zwei Wettbewerben bewältigen.
Beim Gedanken an seine Anfänge unter Joachim Löw wurde Manuel Neuer ein bisschen sentimental. "Ich bin als Baby 2009 zur Nationalmannschaft gekommen und habe mit diesem Trainer alles erlebt", sagte Neuer. Als Alterspräsident und Kapitän schwört er seine Mitspieler jetzt auf einen würdevollen Abschied für den scheidenden Bundestrainer ein: "Wir wollen diese erfolgreiche Ära mit einem tollen Abschluss krönen. Wir wollen ihm ein großes Geschenk machen."
Amtsmüdigkeit bei Löw hat Neuer vor dem Auftakt der WM-Qualifikation am Donnerstag (20:45 Uhr bei RTL) gegen Island in Duisburg nicht festgestellt - ganz im Gegenteil. Er habe gemerkt, dass der Bundestrainer sehr motiviert und ehrgeizig sei, so der 34-Jährige: "Er will unbedingt. Das hat man an seiner Ansprache gemerkt. Er möchte so erfolgreich wie möglich aufhören." Eine Lame Duck sei Löw daher nicht: "Da kann ich sofort widersprechen."
Das 0:6-Debakel soll schnellstens aus den Köpfen
Mit dem Training am Dienstagabend in der Düsseldorfer Arena startete die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aber nicht nur in den ersten Teil von Löws Abschiedstournee. Neuer und Co. müssen auch das 0:6-Debakel in Spanien abschütteln und bei ihrem Spagat zwischen zwei Wettbewerben das Feuer für die EM (11. Juni bis 11. Juli) entfachen.
"Wir wollen uns einspielen und super gesettelt sein für das Turnier. Uns dürfen keine Fehler mehr passieren", sagte Neuer mit Blick auf den Quali-Dreierpack gegen Island, in Rumänien (28. März) und gegen Nordmazedonien (31. März).
Gegen die kampfstarken Isländer muss Löw auf die Defensivspieler Niklas Süle (Oberschenkelzerrung) und Robin Gosens (muskuläre Probleme) verzichten. Dafür kann er nach überstandener Erkältung auf Führungsspieler Joshua Kimmich setzen. "Wir wollen zeigen, dass wir der Favorit in der Gruppe sind", gab DFB-Direktor Oliver Bierhoff als Marschroute aus.
Löw-Abschied beim DFB schwebt über allem
Doch über allem schwebt der nahende Abschied von Löw im Sommer nach 15 Jahren. Bierhoff hat bei der Mannschaft eine "Verbundenheit mit dem Trainer" bemerkt. Das gilt auch für Amin Younes. "Ich habe nicht so eine Verbindung wie die Jungs, die länger dabei sind", sagte Younes, aber: "Es wäre etwas ganz Großes, ihm zum Abschluss einen Titel bescheren zu können."
Mit einem überzeugenden Auftritt gegen Island soll Rückenwind für den Jahreshöhepunkt erzeugt werden. Zusammengenommen sei es in den letzten Länderspielen einfach zu wenig gewesen, urteilte Leon Goretzka selbstkritisch. Daher werde man "mit aller Macht versuchen, den Bock umzustoßen". Erstmals wird das DFB-Team dabei in seinen am Dienstag vorgestellten schwarz glänzenden Auswärtstrikots auflaufen.
Kritisch beäugt wird der Auftritt vom neuen TV-Experten Uli Hoeneß. Der Bayern-Ehrenpräsident bescheinigte allen Spielern vorab "Charakter". Deswegen glaube er, "dass sie Jogi einen guten Abschluss seiner überragenden Karriere bescheren wollen."
Und Löw könnte seinem noch unbekannten Nachfolger die Arbeit mit drei Siegen auf dem Weg zur Winter-WM 2022 in Katar deutlich erleichtern.