30.07.2017 23:55 Uhr

Eiskaltes ÖFB-Team war sich immer sicher

Die Sekunden nach dem erlösenden Elfmeter
Die Sekunden nach dem erlösenden Elfmeter

Fünf Österreicherinnen traten am Sonntagabend im Viertelfinale der Frauen-EM 2017 in den Niederlanden beim Elfmeterschießen an, fünf Österreicherinnen verwerteten cool und schossen ein ganzes Land in einen kollektiven Freudentaumel. Rot-weiß-rot steht nach dem hochdramatischen 5:3-Erfolg gegen Spanien Kopf.

"Ich kann es gar nicht in Worte fassen", stammelte die finale Schützin Sarah Puntigam danach in den Katakomben des Willem-II-Stadions in Tilburg. "Wir wissen gar nicht, was da los ist", gestand auch Sarah Zadrazil. "Mir sind die Tränen gekommen", strahlte "Panther" Manuela Zinsberger. "Panther"? "Na, Rocket. So nennen mich die anderen jetzt, weil die UEFA ein Video von mir gepostet und Raketentriebwerke hinzugefügt hat. Stören tut's mich nicht."

"Das ist unglaublich. Wir waren alle unglaublich locker und gelassen", musste auch der so coole ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer zugeben. "Es war so ein intensives Spiel über 120 Minuten. Wir sind so froh, dass wir stabil waren, vor allem mental", meinte der Teamchef weiters.

Das Werk von Sportpsychologin Mirjam Wolf

Mentale Stabilität ist eine Untertreibung. Eiskalt waren die Spielerinnen vom Elfmeterpunkt, felsenfest war ihre Überzeugung. "Irgendwie hab' ich mich so sicher gefühlt. Wir waren alle locker drauf, einfach cool. Vorher bin ich noch durchgegangen, wohin ich schießen will und das hab ich dann auch durchgezogen", erzählte Puntigam.

Trainiert wurde das Elfmeterschießen nicht. Zumindest nicht physisch, das versicherte Thalhammer noch einmal. "Wir waren der Meinung, dass wir diese Situation die wir draußen hatten, im Training nicht nachstellen können. Deswegen haben wir versucht im Mentalbereich zu trainieren, das habe ich auch an unsere Mentaltrainierin Mirjam Wolf delegiert."

"Wir haben uns natürlich mit dem Elfmeterschießen auseinandergesetzt, also vor allem mit dem Phänomen 'choking under pressure', also dem Leistungsabruf unter Druck. Jede hat dabei einen Plan entwickelt, wie sie diesen Elfmeter schießen will, was soll passieren. Man hat erkennen können, dass sie alle mit einem Smile auf der Mittellinie gestanden sind. Mit einer Klarheit und Entschlossenheit", beschrieb die Sportpsychologin das Erfolgsrezept.

"Ich war selber überrascht, wie locker ich drauf war. Wenn die anderen nicht getroffen hätten, hätte ich mehr halten müssen", grinste Zinsberger. Bei jedem Elfer konnte sie die Ecke erraten. "Ich bin einfach mit Überzeugung hingesprungen. Die Spanierinnen haben prinzipiell nicht schlecht geschossen. Eine war dann aber ein bisschen weniger gut."

"Finale kommt nach Halbfinale"

Um überhaupt ins Elfmeterschießen zu kommen, waren 120 harte Minuten nötig. Als fußballerischer Leckerbissen werden diese nicht in die Geschichtsbücher eingehen. "Gegen Ende habe ich die drei Spiele davor schon extrem gemerkt", stöhnte auch Puntigam.

"Uns hat die Kompaktheit im Pressing gefehlt. Vielleicht war es ein taktisches Problem, weil die Abstände zu groß waren. Bei beiden Teams haben dann die Kräfte nachgelassen", analysierte Thalhammer.

Jetzt heißt es erst einmal durchschnaufen. Die dringend benötigte Erholung können die Spielerinnen kaum erwarten. Und dann folgt am Donnerstag in Breda das Halbfinale gegen Dänemark. Ein Gegner, den man in der Vorbereitung mit 4:2 aus dem Wiener Neustädter Stadion fegen konnte.

"Da kann alles passieren. Es ist sehr, sehr schwer gegen Österreich zu treffen. Jedes Team wird gegen sie Schwierigkeiten haben", musste Spaniens Trainer Jorge Vilda gegenüber weltfussball zerknirscht zugeben.

"Das sind dann andere Voraussetzungen als im Testspiel, das wird eine ganz andere Partie", ist sich Puntigam sicher. Das Endspiel ist in Griffweite, das ist jedenfalls klar. Und eines wusste Manuela Zinsberger schon auch: "Finale kommt nach Halbfinale."

Mehr dazu:
>> Halbfinale! Österreich wirft Spanien raus

Johannes Sturm, weltfussball.at aus Tilburg

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