Millionär Eriksson trifft auf CR7

Schiedsrichter sind sie nur auf dem Fußballplatz. Nach dem Abpfiff geht es für die EM-Referees in die Kirche, die Wurstfabrik oder zurück ins Millionärsleben.
Jonas Eriksson musste schon viele Schlagzeilen ertragen. "Der Schiri mit dem dicken Konto" oder "Die reichste Pfeife der Welt" gehören noch zu den harmloseren Überschriften, die über den Referee des EM-Halbfinals zwischen Portugal und Wales am Mittwoch in Lyon verfasst wurden.
Dass der Schiedsrichter aus Schweden abseits des Fußballplatzes einige Millionen Euro gemacht hat, lässt immer mal wieder Neid aufkommen. Dabei liegt doch ein Vorteil klar auf der Hand: Bei der EURO ist immerhin ein Unparteiischer am Start, der den Profis wie Cristiano Ronaldo finanziell auf Augenhöhe begegnet.
Bis vor neun Jahren betrieb Eriksson mit zwei Geschäftspartnern eine Sportrechteagentur, an der er mit rund zehn Prozent beteiligt war. Als die Agentur im Sommer 2007 für 85 Millionen Euro von einer französischen Unternehmensgruppe übernommen wurde, erhielt er einen entsprechenden Anteil. Knapp neun Millionen Euro sind auf sein Konto geflossen.
Und obwohl Eriksson ausgesorgt hatte, blieb der mittlerweile 42-Jährige, der seit 1997 Spiele leitet, Schiedsrichter aus Leidenschaft. "Das ganze Geld hat überhaupt nichts geändert", sagt Eriksson: "Das Beste in meinem Leben ist immer noch, Spiele zu pfeifen."
Morddrohungen gegenüber Religionslehrer
Dabei ist das Pfeifen bekanntlich nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Das weiß auch William Collum. Als der Schotte vor vier Jahren dem Serienmeister Celtic Glasgow einen Strafstoß verweigerte, erhielt er Morddrohungen. Geholfen hat dem 37-Jährigen, der nach der Vorrunde die Heimreise antreten musste, in dieser schwierigen Zeit auch sein Glaube.
Schließlich ist Collum Religionslehrer in North Lanarkshire. Er unterrichtet an der St. Aidan High School in Wishaw und der katholischen Cardinal Newman High School in Bellshill. Dort war er bis 2011 Leiter des Fachbereichs Religion, gab diese Arbeit aber zugunsten der Schiedsrichterei auf.
Chef einer Wurstfabrik, Reisekaufmann und Makler
Über die Einstellung zur Religion ist von Milorad Mazic nichts überliefert. Sicher ist allerdings, dass der 43 Jahre alte Serbe in seiner Heimat als äußerst populärer Sympathieträger gilt. Die Erfolge des "Doktors der Wirtschaft" werden tatsächlich als kollektiv empfunden. Die Anekdoten, die der kommunikative Chef einer Wurstfabrik in Novi Sad gerne erzählt, wurden von der Zeitung "Blic" sogar als "druckreif" geadelt.
Viel erzählen muss auch Viktor Kassai. Schließlich arbeitet der Ungar hauptberuflich als Reisekaufmann in Thessaloniki und Budapest - und die Reisen müssen schließlich an den Mann oder die Frau gebracht werden. Einem ähnlichen Job wie Kassai geht Damir Skomina nach. Der Slowene nennt sich Tourismusorganisator - und ganz nebenbei ist er auch noch Immobilienmakler.
Auch Björn Kuipers ist Geschäftsmann, sogar einer mit Uni-Abschluss. Der Niederländer studierte an der Radboud-Universität in Nijmegen Verwaltungswissenschaften. Einen akademischen Titel können ebenfalls der italienische WM-Final-Referee Nicola Rizzoli (Architekt), der Spanier Carlos Velasco Carballo (Ingenieur) und Felix Brych aus München (Jurist) vorweisen.