Rumänien: Ein Underdog als Partyschreck?

Pünktlich zum Auftaktspiel der Europameisterschaft ist alles angerichtet für ein französisches Fußballfest. Einzig die Underdogs aus Rumänien wollen dem favorisierten Gastgeberland in die Suppe spucken.
Im Stade de France ist alles angerichtet für eine große Feier, doch der aufmüpfige Außenseiter Rumänien will als Partyschreck in den Festsaal platzen. "Die Abwehr ist Frankreichs größtes Problem. Viele Spieler sind verletzt. Das wollen wir ausnutzen", sagte Vlad Chiricheș vor dem EM-Eröffnungsspiel am Freitag in St. Denis gegen Gastgeber Frankreich.
Die Probleme der eigenen Mannschaft verschweigt der Kapitän lieber. In zehn EM-Qualifikationsspielen gelangen den offensiv harmlosen Rumänen gerade einmal elf Tore. Kein Wunder, dass die rund 400 Fans jeden erfolgreichen Abschluss ihrer Mannschaft beim Torschusstraining im EM-Quartier in Orry-la-Ville lautstark bejubelten.
Rekordabwehr
Der 5:1-Erfolg bei der EM-Generalprobe gegen Georgien hat dem Team ohne Stars aber Selbstvertrauen für "das wichtigste Spiel meiner Karriere" gegeben, versprach Chiriches. In der Rolle des Außenseiters blüht der EM-Viertelfinalist von 2000 regelrecht auf und erinnert die Équipe Tricolore nebenbei an die hohen Erwartungen. "Die Welt erwartet, dass sie das Turnier gewinnen", sagte Co-Trainer und Ex-Nationalspieler Viorel Moldovan und ergänzte: "Beide Seiten haben Druck. Der Druck auf Frankreich ist aber noch ein bisschen größer".
Im mit Spannung erwarteten Eröffnungsspiel setzt Rumänien bei seiner fünften Endrunden-Teilnahme in erster Linie auf seine Abwehrstärke. Ganz im Sinne von Huub Stevens steht bei der Mannschaft des nicht unumstrittenen Trainers Anghel Iordanescu meist die Null. Mit nur zwei Gegentoren in zehn Spielen kassierte der WM-Viertelfinalist von 1994 die wenigsten Treffer aller Teams in der Qualifikation für die EURO.
"Es ist nicht einfach, gegen sie ein Tor zu machen", stellte der spanische Welt- und Europameistertrainer Vicente del Bosque nach einem 0:0 gegen die Rumänen in einem Länderspiel im März anerkennend fest.
Unschöner Fußball soll es richten
Vor dem EM-Start gab es aber auch reichlich Unruhe. Alexandru Maxim von Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart reagierte mit großen Unverständnis auf seine überraschende Ausbootung, Iordanescu steht aufgrund seiner wenig attraktiven Spielweise in der Kritik.
Der "General" reagierte auf die Vorwürfe nach der geglückten EM-Qualifikation gelassen. "Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben es taktisch sehr gut gemacht, daher haben wir die Qualifikation auch verdient. Es ist ein Verdienst des gesamten Teams", sagte Iordanescu.
Für den 66-Jährigen ist es bei der Nationalmannschaft die dritte Amtszeit. Im Oktober 2014 war er aus dem Ruhestand zurückgekehrt. Dass sein nach der EM endender Vertrag noch einmal verlängert, ist unwahrscheinlich. Bei seinem wohl letzten Turnier dem Gastgeber die Eröffnungsparty zu verderben, ist für Iordanescu ein durchaus verlockendes Ziel.