10.06.2016 11:01 Uhr

Gruppe A: Betonabwehr trifft Gala-Offensive

Sollen's für Frankreich richten: Paul Pogba (r.) und Didier Deschamps
Sollen's für Frankreich richten: Paul Pogba (r.) und Didier Deschamps

Gastgeber Frankreich baut auf einen jungen Leitwolf im Mittelfeld und die überragende Offensive, die Schweiz auf ihren Bundesligablock und Rumänien auf seine Betonabwehr. Albanien gefällt sich in seiner Außenseiterrolle. weltfussball nimmt die EM-Gruppen unter die Lupe. Wer hat die besten Chancen aufs Weiterkommen? Wem droht das frühe Aus? Heute im Check: die Gruppe A.

Albanien: Mehr Außenseiter geht nicht

Schon die erste Qualifikation der Albaner für eine EM-Endrunde gleicht einer Sensation. In ihrer Qualifikationsgruppe konnten die Rot-Schwarzen die höher gehandelten Dänen hinter sich lassen. Zudem gelang im Gruppenspiel gegen Portugal ein sensationeller 1:0-Erfolg. Stars sucht man im Aufgebot von Trainer Giovanni de Biasi aber vergebens. Zu den bekannteren Spielern zählt noch Lorik Cana vom FC Nantes, immerhin dreimaliger Fußballer des Jahres in seiner Heimat.

Die Abwehr um Cana ist auch das Prunkstück des EM-Neulings. So blieb man bei allen Auswärtsspielen der Qualifikation ohne Gegentor. Nur fünf Mal konnte Schlussmann Etrit Berisha, bei Lazio Rom nur Nummer zwei, überhaupt auf dem Weg nach Frankreich überwunden werden. Die drei Gegentore im letzen Formcheck gegen die Ukraine (1:3) dürften daher als Betriebsunfall abgehakt werden.

Frankreich: Deschamps will zweiten Heim-Titel

Didier Deschamps weiß, wie es ist, im eigenen Land den Titel zu holen. 1998 nahm der Trainer der Équipe Tricolore in Frankreich den WM-Pokal entgegen. Ähnliches soll dem ehemaligen Weltklassespieler jetzt als Coach mit dem Coupe Henri-Delaunay gelingen. Dabei baut Deschamps vor allem auf Paul Pogba im Mittelfeld. Der 23-jährige Juve-Star soll Les Bleus obgleich seines jungen Alters auf dem Platz anführen.

Auch in der Offensive verfügen die Franzosen, trotz des Benzema-Verzichts, über herausragende Qualität. Im bevorzugten 4-3-3-System wirbeln wahlweise Antoine Griezmann, Dimitri Payet oder Anthony Martial auf den Flügeln. In der Mitte ist Arsenals Olivier Giroud als Stoßstümer gesetzt.

In der Abwehr drückt dagegen der Schuh. Der EM-Ausfall von Innenverteidiger Raphaël Varane traf die Franzosen bis ins Mark. Auf den Außenbahn fehlen zu den Routiniers Patrice Evra und Bacary Sagna echte Alternativen. 

Die letzten Leistungsvergleiche lassen den Gastgeber dennoch träumen. Vier Siege in den letzten vier Spielen stehen zu Buche. Dabei überzeugte man sowohl bei den Siegen über die Niederlande (3:2) und Russland (4:2), als auch beim letzten Test gegen chancenlose Schotten (3:0).

Rumänien: Beton anrühren als Erfolgsrezept

Gerade einmal vier Teams schafften es ohne Niederlage durch die EM-Quali. Neben Italien, England und Österreich gehört auch Rumänien diesem exklusiven Klub an. Gerade einmal zwei Gegentore kassierte man auf dem Weg zur EURO -  absoluter Bestwert. So wird auch in Frankreich das Kollektiv von Trainer Anghel Iordănescu voll auf eine dichte Verteidigung setzen.

Zuletzt bröckelte der rumänische Beton aber bedenklich. Gleich vier Gegentore kassierte man im Länderspiel gegen die Ukraine (3:4). Gegen die zweitklassigen Georgier zeigte man aber wieder aufsteigende Form. Einzig Abwehrspieler Cosmin Moţi konnte beim 5:1-Triumph den eigenen Keeper per Eigentor überwinden. 

Über einen echten Star verfügen die Rumänen aber nicht. Der Stuttgarter Alexandru Maxim wurde überraschend gar nicht erst nominiert. Nationalheld Adrian Mutu schleppte sich zuletzt mit 37 Jahren formlos durch die heimische Liga und fand dementsprechend auch keine Berücksichtigung. 

Schweiz: Die halbe Bundesliga ist dabei

2009 wurden die Schweizer U17 Weltmeister. Zwei Jahre später stand die U21-Auswahl im EM-Finale. Jetzt soll der hoch dekorierte Nachwuchs von damals in Frankreich bei den "Großen" auf Titeljagd gehen. Dabei ist die Nati gespickt mit aktuellen und ehemaligen Bundesliga-Legionären. Insgesamt elf Spieler aus der deutschen Eliteliga sind bei der Endrunde für die Eidgenossen am Ball.

Der Noch-Gladbacher Granit Xhaka ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Schweiz. Der künftige Gunner beschwor zuletzt den Teamgeist: "Wir haben keinen Messi. Wir müssen auftreten wie eine Familie." Der vielfach umworbene Baseler Breel Embolo könnte dabei zur Entdeckung des Turniers werden. Dem 19-jährigen Angreifer wird bereits eine glänzende Zukunft prophezeit. 

Bis zum ersten Gruppenspiel in Lens wartet aber noch viel Arbeit auf das Team von Trainer Vladimir Petković. Drei Niederlagen setzte es vor der Turnier-Generalprobe gegen Fußballzwerg Moldawien. Die Leistung beim 2:1-Arbeitssieg führte aber ebenfalls nicht zu Jubelstürmen. Dennoch bleibt Kapitän Stephan Lichtsteiner für die EM optimistisch: "Die Stimmung ist sehr gut. Wir gehen wirklich sehr positiv ins Turnier."

PROGNOSE: 

Frankreich wird vor dem Turnier im eigenen Land als einer der Top-Favoriten auf den Titel gehandelt. Die zuletzt schwächeren Auftritte bei Endrunden scheinen vergessen. Der Heim-Hattrick nach dem Gewinn der EURO 1984 und der WM 1998 im eigenen Land ist das Ziel. Alles andere als der souveräne Gruppensieg wäre demnach eine herbe Enttäuschung.

Dahinter duellieren sich die Schweiz und Rumänien um die weiteren Plätze. Vor allem die geballten Bundesliga-Power und -Qualität dürfte den Ausschlag zugunsten der Eidgenossen geben. Ein Weiterkommen von EM-Debütant Albanien wäre hingegen eine absolute Sensation.

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