Schweden bei der EM: Zlatans letzte Chance

Für Superstar Zlatan Ibrahimović wird die EM das letzte große Turnier. Zum Abschied hofft der Exzentriker trotz "Monstergruppe" auf einen schwedischen Coup.
Bescheidenheit zählte noch nie zu den großen Stärken von Zlatan Ibrahimović. Was denn für das kleine Schweden bei der EM in Frankreich möglich sei, wurde der Superstar kurz nach seiner Gala in den Play-offs gegen Dänemark gefragt. Seine Antwort: "Wenn unsere U21 Europameister werden kann, können wir das auch." Keine Nachfragen nötig.
Für Ibrahimović wäre es ein perfekter Abschied. 34 Jahre alt ist der Torjäger mit bosnischen Wurzeln inzwischen, das Turnier wird wohl sein letzter Auftritt für die Tre Kronor. Danach ist Schluss, so ist es abgemacht. "Das Ende der Generation Z ist nahe", schrieb das Boulevardblatt Expressen schon vor den Playoffs gegen Dänemark. Dann kam Ibracadabra und machte drei der vier schwedischen Tore.
Viermal Schluss in der Vorrunde
In Wahrheit wäre in Frankreich angesichts der Gruppengegner Italien, Belgien und Irland aber schon das Viertelfinale ein Erfolg für Ibrahimović. Zum fünften Mal in Folge ist Schweden bei einer EM dabei, zum vierten Mal mit Ibrahimović. Nur 2004 in Portugal kamen die Skandinavier über die Vorrunde hinaus, in der Runde der letzten Acht war gegen die Niederlande Endstation.
Ibrahimović kann ganz nebenbei aber auch seiner eigenen, an Rekorden nicht gerade armen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. Sechs EM-Tore hat er bereits erzielt, 2004, 2008 und 2012 jeweils zwei. Mehr haben in ihrer Karriere nur der Franzose Michel Platini (9) und der Engländer Alan Shearer (7) auf dem Konto. In seiner Wahlheimat Frankreich könnte der Stürmer von Paris St. Germain beide überflügeln.
Zlatan, König, Gott
Helfen sollen dabei zehn weitere Wikinger, die allesamt freilich im Schatten des Stars stehen. Wichtige Stützen im Team von Trainer Erik Hamrén sind Torhüter Andreas Isaksson, Mittelfeldspieler Kim Källström oder Jungstar John Guidetti. Aus der Bundesliga gehören Emil Forsberg und Albin Ekdal zum Stammpersonal. Ekdals EM-Teilnahme steht allerdings auf Messers Schneide: Der 26-Jährige vom Hamburger SV hatte sich bei einem Sturz tiefe Schnittwunden im Rücken zugezogen. "Er ist eine ganz unsichere Karte", geht Trainer Hamrén fast schon davon aus, dass der Mittelfeldspieler nicht rechtzeitig fit wird.
Auf dem Platz agiert Schweden meist mit einem 4-4-2 oder 4-2-3-1. Im Grunde lautet das System aber: "Alle Bälle auf Ibrahimović." Denn an dem Exzentriker führt eben kein Weg vorbei. "Er ist Gott. Er ist der König Schwedens", sagte Mittelfeldspieler Jimmy Durmaz nach der geglückten Qualifikation. Trainer Hamrén schien gar kurz davor, seinen Starspieler zu adoptieren: "Er gehört nicht zu meiner Familie", sagte er: "Aber ich liebe ihn."